Livlos And Then There Were None Coverartwork

Review Livløs – And Then There Were None

LIVLØS nennen sich die fünf Dänen, ihr Death Metal ist aber alles andere als leblos. Nach der Gründung 2014 folgte 2018 das Debütalbum „Into Beyond“, das ohne Labelrelease aber noch weitgehend unter dem Radar flog. Napalm Records haben das Potential der Jungs erkannt und so stürzt sich „And Then There Were None“ nun auf eine breitere Hörerschaft.

Einmal tief Luft geholt – schon brettert der Titeltrack wie eine unaufhaltsame Göteborger Dampfwalze der 90er aus den Boxen. Ja, hier wird direkt die Straße für die kommenden knapp 40 Minuten geebnet. LIVLØS scheinen sich die Melodic-Death-Vorreiter At The Gates zum Vorbild genommen zu haben, Carcass und The Black Dahlia Murder erweitern diese Liste noch.

Es gibt keinen Grund, nicht zu ballern“ denken sich LIVLØS offenkundig, und so treten sie auf „And Then There Were None“ das Gaspedal häufig kompromisslos durch. Stumpf wird’s zum Glück aber nicht, die Dänen haben ein Gespür dafür, wenn man auf die Bremse steigen muss. So beeindruckt der Opener nach anfänglicher Raserei mit einem ganz dicken Groove-Part, starken Melodien und schneidenden Riffs. Vor allem fällt direkt auf, dass es hier direkt und handgemacht zugeht: Synthesizer oder sonstige Effekte und Spielereien gibt es nicht.

„Serpentine Supremacy“ zeigt weitere interessante Färbungen: Der knackige Dreiminüter stampft und prügelt wie ein modernes Hypocrisy-Stück und webt darin zarte Anklänge an späte Kataklysm mit ein. Diese beiden Referenzen passen auch gut auf den Gesang von Niklas Lykke: Seine satten Growls sind voluminös und tief wie die eines Peter Tägtgren, sein seltener eingesetztes garstiges Keifen erinnert an Maurizio Iacono. Klargesang gibt es überdies gar nicht, das würde wohl auch nicht in das harte LIVLØS-Soundgewand passen. Lykke ist in einem ansonsten stabilen Line-up der einzige Neuzugang seit dem Debütalbum – sein Vorgänger ist zu den dänischen Death-Kollegen Baest abgewandert und das ist für beide Bands ein Gewinn. Olsen ist ebenfalls ein sehr guter Sänger, Lykke passt mit seinem Stil aber einfach wesentlich besser zu LIVLØS.

„Kistefjael“ bringt als Zwischenspiel zur Albummitte eineinhalb Minuten Entspannung. Die ruhigen Töne tun gut nach der ganzen Aggressivität. Die frisch getankten Kräfte sind auch bitter nötig, prügelt und scheppert „Drenched In Turmoil“ danach doch umso mehr aus den Boxen. LIVLØS erhöhen die Schlagzahl in der zweiten Hälfte tatsächlich nochmal. Die Dänen gehen dabei erfreulich straight nach vorne, setzen ihre Breaks richtig, übertreiben es mit der Raserei nicht und drosseln an den richtigen Stellen das Tempo. Sich nach dem wilden Ritt noch an besonders viele Momente des Albums zu erinnern, fällt jedoch auch nach mehrmaligen Durchläufen schwer. Eingängige Parts und Melodien gibt es zwar, an richtigen Hits mit memorablen Refrains mangelt es aber. Um große Alben des Genres liefern zu können, muss die Band in Zukunft noch am Songwriting arbeiten. Außerdem dürfte der Sound – gemischt von Jacob Bredahl (Hatesphere) – gerne noch etwas ausdifferenzierter und druckvoller sein.

Zu den großen Vorbildern können LIVLØS mit „And Then There Were None“ noch nicht aufschließen. Anzunehmen, dies müssten die Dänen mit ihrem zweiten Album bereits leisten, wäre jedoch absurd. Schließlich sind alle zuvor genannten Bands seit 20, 30 Jahren aktiv und haben über mehrere Alben ihren Stil immer weiter geschärft. LIVLØS zeigen auf ihrem Zweitwerk enormes Potential und so ist „And Then There Were None“ Fans von technischem, atmosphärischem Melodic Death Metal der härteren Gangart uneingeschränkt ans Herz gelegt.

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Wertung: 7.5 / 10

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