Interview mit Kenneth Breinbjerg, Thomas Dannemand, Franz Posch, Niklas Lykke von Livløs

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Die Dänen LIVLØS legen mit „And Then There Were None“ ein beachtliches Labeldebüt vor. Ihr technischer, atmosphärischer Melodic Death Metal der härteren Gangart zeigt enormes Potential und ist eine Empfehlung für Fans von At The Gates, Carcass oder The Black Dahlia Murder. Im Interview erzählen die Gitarristen Kenneth Breinbjerg und Franz Posch, Sänger Niklas Lykke und Drummer Thomas Dannemand von der langen Zeit zwischen Fertigstellung und Veröffentlichung des Albums, stetiger Weiterentwicklung und der einzigen wahren Art, Kaffee zu trinken.

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Hallo und danke, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt. Wie geht es euch dieser Tage?
Kenneth: Uns gehts gut, danke! Wir haben gerade erst unser Album veröffentlicht und wir dürfen endlich wieder touren und vor Publikum spielen.

Livlos - Into Beyond - CoverartworkEuer Debütalbum „Into Beyond“ habt ihr 2018 noch in Eigenregie veröffentlicht. Was hat sich für euch verändert, seit ihr bei Napalm Records unterschrieben habt?
Kenneth: Witzig formuliert haben wir praktisch alles auf elf aufgedreht. Wir gehen professioneller an unsere Musik und „Musik“ als Business heran und an alles, was damit zusammenhängt. Wir haben uns als Ziel gesetzt, das Album in sieben Monaten zu schreiben und wir haben Jacob Bredahl und sein Studio sogar im Voraus gebucht, um das auch zu erreichen. Wir haben nichts übereilt und haben uns Zeit genommen, jeden Song durchzuarbeiten, aber das gesetzte Ziel hat uns effektiver bei unserem Songwiriting-Prozess gemacht.

„Wenn kein Label angebissen hätte, hätten wir das Album selbst veröffentlicht“

Als ihr im Januar bei Napalm unterschrieben habt, hattet ihr „And Then There Were None” bereits komplett fertig, oder? Wie lange musstet ihr das Album zurückhalten und warum hat es solange gedauert, es zu veröffentlichen?
Kenneth: Das Stimmt, wir haben es ungefähr zwei Jahre zurückgehalten. Wir wollten für das Album die besten Voraussetzungen schaffen, ein weltweites Publikum zu erreichen. Also mussten wir geduldig sein und auf den richtigen Moment und die richtige Plattenfirma warten. Wir waren und sind immer noch sehr stolz auf das Album. Wenn also kein Label angebissen hätte, hätten wir es selbst veröffentlicht. Es waren schwierige Zeiten, sich selbst als aufstrebende Band zu beweisen, aber wir konnten den Deal mit Napalm abschließen und seitdem haben wir nicht zurückgeschaut.

Wie habt ihr euch seit dem Debüt selbst als Musiker weiterentwickelt, was macht ihr auf eurem zweiten Album besser?
Kenneth: Unsere Herangehensweise bezüglich des Schreibens von Songs und Riffs ist erwachsener. Zum ersten Mal überhaupt haben wir richtige Demos aufgenommen und nicht einfach nur die Proben mit einem iPhone mitgeschnitten. Allein das machte schon einen enormen Unterschied, da wir so natürlich die Chance hatten, die Songs wieder und wieder zu hören und sie zu verbessern, bevor wir sie dann wirklich im Studio aufgenommen haben.
Franz: Auf „ATTWN“ hörst du eine Band, die sich in allen Belangen verbessert hat – wir sind bessere Musiker, bessere Entertainer und im allgemeinen bessere Künstler als je zuvor und so wollen wir natürlich weitermachen. Das ist, was wir an unseren Lieblingsbands lieben und das ist der einzige Weg, der für uns wirklich Sinn macht. Seit wir „ATTWN“ vor über zwei Jahren aufgenommen haben, haben wir speziell während der Pandemie sehr viel neues Material geschrieben und weiter geprobt, auch wenn keine Shows im Kalender standen. Also, wir wachsen kontinuierlich und glauben, dass wir uns in allen Aspekten von LIVLØS immer weiter verbessern werden.
Kenneth: Und außerdem natürlich: Niklas!

Livlos Band

Seit eurer Gründung habt ihr ein stabiles Line-up, es gab nur einen Wechsel, eben auf dem Sängerposten von Simon Olsen zu Niklas Lykke. Inwiefern hat der Wechsel euren Sound verändert und beeinflusst?
Thomas: Bei der Trennung von Simon ging es im Grunde um Zeit und Engagement, also mussten wir ihn gehen lassen. Wir sind im guten auseinander gegangen und sind bis heute mit ihm befreundet. Vor allem ist Niklas ein sehr dynamischer Sänger. Von seinen gutturalen Growls bis zu den hohen Schreien hat er unseren Sound um viele aufregende Ebenen erweitert und geholfen, ihn weiterzuentwickeln. Außerdem ist er ein toller Geschichtenerzähler! Uns wurde schnell klar, dass Niklas nicht nur auf seine Texte stolz ist, sondern das auch in die gesangliche Umsetzung mit einfließt. Er arbeitet hart und gründlich und experimentiert mit großen Konzepten und Geschichten, was der Band eine coole neue Dimension verliehen hat. All das werdet ihr auf dem neuen Album hören können.

„Die Themen des Albums sind Leben und Tod. Das eine ist nicht von Grund auf gut und das andere ist nicht von Grund auf schlecht“

Wie zufrieden seid ihr jetzt noch mit dem Album, nachdem seit zwischen Fertigstellung und Veröffentlichung eine lange Zeit vergangen ist? Würdet ihr noch etwas ändern wollen?
Kenneth: Wir sind sehr zufrieden mit dem Album. Wir haben viele gute Rückmeldungen bekommen, jetzt wollen wir einfach rausgehen und es vor Publikum spielen.

Worauf bezieht sich der Albumtitel „And Then There Were None“?
Franz: Die Themen des Albums sind Leben und Tod aus verschiedenen Perspektiven und die düsteren und schönen Aspekte von beiden. Das eine ist nicht von Grund auf gut und das andere ist nicht von Grund auf schlecht. Sie existieren in dieser Grauzone, in der es für alle Beteiligten und in jeder Situation unterschiedlich ist. Sowohl die Musik als auch die Texte verbinden diese Kontraste – Melancholie mit Glückseligkeit, Hoffnung mit Verzweiflung und das Natürliche mit dem Unnatürlichen. Dieses Album handelt von der Schönheit des Sterbens und dem Schrecken des Lebens, aber auch von der Bewältigung der alltäglichen Probleme und der Überwindung des Todes.

Livlos And Then There Were None CoverartworkDas Cover-Artwork von Mariusz Lewandowski ist fantastisch, er ist ein wirklich toller Künstler. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und was ist die Idee hinter dem Artwork?
Kenneth: Danke! Natürlich kannten wir Mariusz‘ hervorragende Arbeit bereits, und schon bevor wir das Album geschrieben haben, hatten wir ihn für unser nächstes Artwork im Kopf. Er hat ein großartiges künstlerisches Gespür, also war unsere Idee, ihm einfach das ganze Album zum Anhören mit den Texten und Notizen zu den Liedern zu geben, damit er es dann auf seine Art interpretieren konnte. Mariusz meinte, wir sollten ihm nur eine kurze Beschreibung des Themas des Albums und einige der Texte schicken, und dann würde er seine Interpretation davon zeichnen. Es hat also perfekt gepasst. Er hat einfach den Nagel auf den Kopf getroffen, ein wunderschönes Artwork. Fun Fact: Franz, unser Gitarrist, hat das Original in seinem Studio hängen.

Was könnt ihr mir über die Lyrics erzählen? Hängen sie zusammen oder stehen sie eher für sich selbst?
Thomas: Wir sind mit der Band an einem Punkt angelangt, an dem wir einfach über das schreiben, was wir kennen – Dinge aus unserem jeweiligen Leben. Wir alle hatten in den letzten vier bis fünf Jahren sehr schwierige Zeiten, die wir in Worte fassen und in die Musik einfließen lassen wollten. Das zeigt sich in all unseren Texten ganz deutlich – dass sie immer auf etwas Realem beruhen.

„Wir schreiben einfach über das, was wir kennen“

Ich finde, At The Gates sind ganz offensichtlich ein großer Einfluss für euch. In meinem Review erwähne ich auch The Black Dahlia Murder, Hypocrisy und Kataklysm als mögliche Einflüsse. Sind das Bands, die ihr mögt und welche anderen Bands haben euer Songwriting inspiriert?
Niklas: Wir hatten schon immer die Absicht, einfach die Musik zu machen, die wir selbst als Hörer erleben wollen. Der Sound von Carcass, The Black Dahlia Murder und schwedischem Death Metal – sowohl Göteborg- als auch Stockholm-geprägt – sind wahrscheinlich unsere größten Bezugspunkte. Diese Musik kombiniert Thrash und Death Metal mit der Möglichkeit, große Themen und epische Melodien einzubinden, ohne dass es aufgesetzt oder unpassend klingt. Wir ziehen unsere Inspirationen jedenfalls aus einer Menge verschiedener Bands und Genres.

Ihr arbeitet komplett ohne Klargesang, Synthesizer und andere Effektspielereien. War das von Anfang an eine bewusste Entscheidung, oder passt das einfach nicht zu eurem Sound?
Kenneth: Das war keine bewusste Entscheidung, wir haben uns einfach in diese Richtung entwickelt. Wir entwickeln uns ständig weiter. Wer weiß also, wir wir in ein paar Jahren klingen werden? Aber im Moment ist das ein Rezept, an das wir uns halten.

Das Album wurde von Jacob Bredahl gemixt. Warum habt ihr euch für ihn entschieden, warum war er die richtige Wahl für euren Sound?
Franz: Jacob hat im Grunde unseren Sound und den „Stil“ geschaffen, den wir jetzt haben. Er hat unsere allererste EP, unser Debüt, unser zweites Album und alles dazwischen gemacht. Er war immer unser größter und ehrlichster Kritiker und weiß offensichtlich, wovon er spricht. Vom ersten Tag an hatte er keine vorgefertigte Meinung darüber, was für eine Art von Band wir sind, und vor jeder Platte setzt er sich einfach hin und hört sich die Songs für das kommende Album an – und gibt dann eine Einschätzung darüber ab, was es werden könnte. In den letzten zwei Jahren hatten wir außerdem das Glück, in seinem Studio proben zu können, was den ganzen Prozess noch reibungsloser und angenehmer gemacht hat.

„Viele Bands hatten es während der Pandemie schwerer als wir“

Ihr werdet 2022 mit 1914, Konvent und Hiraes auf eure allererste Europatournee gehen. Wie aufgeregt seid ihr, auf Tour zu gehen, besonders nach den verrückten Monaten, die hinter uns liegen?
Niklas: Es wird großartig werden! Vor allem, weil wir endlich alle neuen Songs live spielen können, nachdem wir fast zwei Jahre lang gewartet haben. Wir konnten, verteilt über die ganze Pandemie, ein paar wenige Shows spielen. Wir hatten fünf Shows Ende 2020 und unser Konzert war dieses Jahr im Juni. Die Auftritte fanden alle vor einem sitzenden Publikum statt, aber das war kein großes Problem für uns, da wir das Publikum immer anheizen konnten. Wir können es aber kaum erwarten, endlich wieder vor einem stehenden und moshenden Publikum zu spielen! Auch wenn die Trennung von unserem Publikum hart war, weiß ich, dass viele andere Bands es schwerer hatten als wir, mit weniger oder gar keinen Shows während der Pandemie.

Napalm Over Europe 2022 Tourplakat

„The Purest Black“ – Gibt es überhaupt eine andere Art und Weise, seinen Lieblingskaffee zu genießen? Wäre es nicht super, einen eigenen Kaffee mit diesem Namen zu haben? Viele andere Bands machen solche Sachen ja auch.
Kenneth: Absolut, es gibt keine andere Art, seinen Kaffee zu genießen. Finster wie der tiefste Abgrund. In unserem Proberaum trinken wir unglaubliche Mengen an Kaffee – und unsere Kaffeemaschinen sterben vor Erschöpfung. Daran haben wir auch schon gedacht, oder an ein dunkles Bier. Wäre nicht beides super?

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Kenneth:
Aktuelles Lieblingsalbum: Archspire – „Bleed The Future“.
Videospiele: „God Of War 3“.
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum: „Der Herr der Ringe“.
Metalocalypse: ROCK!
Baest: Kumpels.
Klima: Wandel.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: Death Metal.
LIVLØS in zehn Jahren: Erste Tour in Nord und Südamerika.

Danke nochmal für deine Zeit. Die letzten Worte gehören ganz dir. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
Kommt zu unserer Europatour im kommenden Frühling, ihr werdet es nicht bereuen!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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