Die Münchner LOONATARAXIS gelangten zur erster (lokaler) Berühmtheit, als sie einige Bandcontests im Münchner Raum für sich entscheiden konnten. Darunter war auch der Nachwuchswettbewerb der Münchner Folkrocker von Schandmaul, die den Jungs und Mädels rum um Sänger Till Herence bei ihrem ersten echten Studioalbum „This Boy Is A Crying Shame“ tatkräftig zur Seite standen.
So war Thomas Lindner Co-Produzent der Scheibe und steuerte beim Track „Midgets“ einige Ho-Rufe zum Gesang bei, während Anna Kränzlein bei „Cold Comfort“ und der gefühlvollen Ballade „Endurance“ ein paar Geigenspuren einfließen ließ. Dieser Streichereinsatz macht „Endurance“ auch direkt zu einem der Highlights des gesamten Albums.
Ansonsten klingen Loonataraxis so wie man sie kennt – oder eben nicht. Denn seit System of a Down hat man diese Musik in dieser Form wohl nicht mehr erlebt. Der Titeltrack „This boy is a crying shame“ verdeutlicht das Prinzip, nach dem die Jungs musizieren sehr deutlich: Mal schnell, mal langsam, mal laut, mal leise. Dazu liefert Sänger Till eine stimmliche Bandbreite ab, die von gefühlvollem Gesang bis zu wildem Gebrüll reicht. Vermischt wird das ganze in scheinbar unkontrollierter Reihenfolge schließlich mit einigen bekannten Melodien, die dann direkt ins Ohr gehen.
„Running off“ ist eine – für Loonataraxis-Verhältnisse – durchaus konventionelle Rocknummer, während „Anger“ im Gegensatz dazu dem Wort Crossover eine völlig neue Bedeutung verleiht: Zum Glück konnte die Vielseitigkeit dieses Stücks, welches live bereits zu überzeugen wusste, auch auf CD gepresst werden. „Watch the locust grow“ ist wiederum etwas ruhiger und spiegelt den Abwechslungsreichtum bzw. die Vielseitigkeit des gesamten Albums wider. Für Nostalgiker gibt darüber hinaus noch eine kleine Elvis-Imitation in „Faux Pas“, während man das von der gleichnamigen EP bekannte „GlobaLies“ noch einmal aufgemotzt und ebenfalls auf das Album gepackt hat. Diesen musikalischen Spagat über verschiedenste Genres gab es so eher selten. Ganz getreu dem Motto: Schneller, härter, weiter – noch schneller, noch härter, noch weiter.
Dank der hervorragenden Produktion der CD wird auch die Spielfreude der Band mehr als deutlich. Für eine Höchstwertung ist „This boy is a crying shame“ allerdings auf Dauer zu anstrengend, da man wirklich in der richtigen Stimmung sein muss, um die ständigen Tempowechsel und Breaks zu verdauen. Da sich dieser Umstand durch das gesamte Album zieht, wird es für den Gelegenheitshörer mit Sicherheit schwierig, Zugang zu dieser Musik zu finden. Außerdem ist die Musik absolut ungeeignet, um sie nebenbei laufen zu lassen, da dafür einfach zu viel in zu kurzer Zeit passiert. Vielleicht wäre da ab und an weniger mehr gewesen. Außerdem hört man sich beim 3. bis 4. Durchlauf irgendwann tot am „Alles und noch viel mehr“-Konzept. Crossoverfetischten, die sich vereinzelt auch mit Funk und „Rap“ anfreunden können, und System of a Down-Hörer dürfen allerdings bedenkenlos zugreifen. Wie groß diese potentielle Hörerschaft ist, wird sich zeigen. Aber vielleicht zielen Till und Co. auch nicht auf den Mainstream ab. Der weitere Weg der Band wird es zeigen. Mit „This boy is a crying shame“ hat man auf jeden Fall ein Debüt hingelegt, auf dem man aufbauen kann.
Wertung: 7 / 10