Review Loonataraxis – Up Here

Wer Crossover sagt, muss auch LOONATARAXIS sagen. So war es zumindest bisher. Sowohl auf der 2007er EP „GlobaLies“ als auch auf dem Erstlingswerk „This Boy Is A Crying Shame“ setzten sich die Münchner Newcomer keine Grenzen. Viele gewonnene Nachwuchswettbewerbe bundesweit und der Sieg beim ersten Schandmaul Newcomer-Bandcontest waren die Belohnung. Mit „Up Here“ melden sich die Jungs nun nach drei Jahren deutlich straighter zurück, ohne dabei ihren stilistischen Wurzeln zu vernachlässigen.

Erwachsener sind die Texte geworden und durchdachter die Anordnung der elf Songs: Bereits der Opener „Quicksand“ steigert sich mit Piano und einem Hauch von Jazz stetig bis am Ende die Wut von Sänger Till regelrecht explodiert. Bring Me The Horizon lassen grüßen, allerdings nicht von oben herab – sondern Auge in Auge. Der Frontmann glänzt nämlich in der Folge sowohl beim Grunting als auch bei melodiösen Parts. Besonders hervorzuheben das metallastige „Woohaa!“, welches (genau wie „Up Here“ als Gesamtes) mit gezielt gesetzten Tempi- bzw. Melodiewechseln überzeugt. Während sich „Woohaa!“ zum Chorus hin von melodiösen Rock zum brutalen Core immer mehr steigert, um dann wieder kurzzeitig hymnisch abzuflauen, geht die Gruppe mit „Emodesign“ konsequent den Weg von 100 runter auf 0. So bleibt „Up Here“ trotz bekannter Ausgangslage stets unberechenbar und facettenreich.

Setzen die Münchner beim eingangs erwähnten „Quicksand“ mit Trompeten echte Überraschungsmomente, so ist es bei „The Brain“ der Rock der Leadgitarre, der die stilistische Eigenheiten der Vergangenheit aufrechterhält. Keine Selbstverständlichkeit, musste sich die Band doch an eben jenem Instrument vor ein paar Jahren nach Ersatz umsehen. Doch Marcello di Fichiano merkt man nicht nur bei diesem Stück an, dass er musikalisch bereits seit längerer Zeit voll integriert ist.

In der Mitte geben sich Loonataraxis mit „Go Down“ beinahe spartanisch und erinnern dabei an die Red Hot Chili Peppers. Es wirkt so, als ob der Soundteppich einmal kräftig durchgeschüttelt wurde, um dann auf die Quintessenz gefiltert zu werden. Die Instrumente erklingen klar, der Gesang verzichtet auf ekstatische Schwankungen und die Musiker beweisen, dass sie auch anders können als sie viele bisher kannten. Nach dem letzten Aufschrei namens „Mayday“ klingt „Up Here“ mit dem balladesken „A Single Second“ beinahe schon aus. Schade, denn dadurch verliert besonders der Titeltrack als Abschluss unnötig an Stellenwert.

System Of A Down, Rage Against The Machine, Iwrestledabearonce…man kann vieles aus Loonarataxis heraushören. Dennoch sind die Jungs musikalisch eigenständig und gewachsen. „Up Here“ eben – der Name ist Programm. Und im Vergleich zu anderen Nachwuchskombos vernachlässigen die Süddeutschen weder Songwriting, noch Albenaufbau und Produktion. Entsprechend wuchtig klingt das Ergebnis und entsprechend überzeugend wirken die einzelnen Lieder. Mit „Up Here“ wagen Loonataraxis eine kontrolliertere Offensive als zuvor – und erheben dabei immer noch den Mittelfinger gegenüber dem musikalischen Establishment. Die lose Übersetzung des Bandnamens fasst es passend zusammen: verrückte Seelenruhe.

Wertung: 8 / 10

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