Review Make Them Die Slowly – The Bodycount Continues …

Mick Kenney schreibt Songs wie andere Leute Einkaufszettel – anders lässt sich die Produktivität des in Amerika lebenden Briten nicht erklären: Seit 2001 ballert er als Irrumator alle zwei Jahre ein Album mit Anaal Nathrakh raus (zuletzt vor wenigen Wochen „Endarkenment“), schob 2018 eine CD mit der Allstar-Band Born To Murder The World dazwischen – und startete Anfang des Jahres (als Officer R. Kordhell) sein neues Projekt MAKE THEM DIE SLOWLY. Dass er auf das im Januar erschienene Debüt „Ferox“ bereits im Oktober das zweite Album folgen lässt, überrascht also nicht wirklich. Vielleicht wäre etwas mehr Zeit trotzdem angebracht gewesen.

36 Minuten neues Material haben Kenney und Konsorten in den wenigen Monaten zusammengetragen, und wie der Albumtitel „The Bodycount Continues …“ macht auch das Cover-Artwork unmissverständlich klar, was man zu erwarten hat: Es wird weiter gemetzelt. Dass die wenig vertrauenerweckende Person auf dem Cover diesmal eine Axt anstelle eines Messers hält, ist jedoch nicht als Hinweis darauf zu verstehen, dass MAKE THEM DIE SLOWLY auch musikalisch die Waffen gewechselt hätten. Darin liegt in gewisser Weise gleichermaßen die Qualitätsgarantie wie auch das Problem des über YouTube und auch sonst nur digital veröffentlichten Albums.

War „Ferox“ ein schmissiger Mix aus Crust-Punk und der melodischen Brutalität von Anaal Nathrakh, ist „The Bodycount Continues …“ genau das Gleiche. Das lässt sich als schnell gefundener „eigener Stil“ verkaufen oder aber als „Schema F“: Wer Mick Kenneys Werke aus den letzten Jahren gehört hat, kennt seine Kompositionsmuster mittlerweile so gut wie sein Sound-Repertoire – die drückenden Riffs mit Stakkato-Breaks, die fast klebrig lieblichen Melodien, die sterile Schlagzeug-Programmierung und ultraharten Beats, die immer wieder an Maschinengewehre denken lassen …

Nach genau diesem Muster sind auch die neuen Songs von MAKE THEM DIE SLOWLY gestrickt – und zwar so konsequent, dass sich ein Großteil der Songs ohne Weiteres im Debüt-Album verstecken ließe. Das heißt nicht, dass ein Song wie „The Terror Begins“ mit dem gemütlichen Piano zu brutalem Riffing nicht in sich stimmig wäre. Schließlich haben diese Stilmittel früher schon funktioniert und funktionieren für sich genommen heute nicht weniger. Gerade weil es sich um so markante Elemente handelt, einen so eigenwilligen Mix, wirkt „The Bodycount Continues“ als drittes Kenney-Album im Jahr 2020 dann aber doch arg abgedroschen.

Niemand verlangt, dass Musiker sich ihre Kunst in langer, harter Arbeit abringen müssen – im Gegenteil: Schön, wenn jemandem das Komponieren so leicht fällt! Aber wäre es wirklich zu viel verlangt gewesen, sich für das zweite Album seines dritten Extreme-Metal-Projektes wenigstens mal neue Soundsamples und Effekte einfallen zu lassen? Man sollte doch meinen: nein. So jedenfalls ist „The Bodycount Continues …“ nach dem unterhaltsamen „Ferox“ und dem düster-melodischen „Endarkenment“ eher wieder ein Kenney-Fließband-Release: Immernoch solider Extreme-Metal, aber nicht unbedingt, was man in den Täglich-grüßt-das-Murmeltier-Zeiten wie einer Corona-Pandemie braucht …

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Wertung: 7 / 10

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2 Kommentare zu “Make Them Die Slowly – The Bodycount Continues …

  1. aber mach halt ein album statt zwei, schmeiß 3 filler jeweils raus, dann haste n bomben release. so wirkts halt nach … fließband. auch wenn sie in einem aufwasch geschrieben worden sein sollten.

  2. Mir gefällt es nahezu genau so gut wie das erste. ¯_(ツ)_/¯ Ich sehe es quasi als ne Art Doppelalbum. Insofern finde ich es vollkommen legitim, dass es wie das erste klingt. Irgendwo gibt ja sogar das fast identische Albumcover schon einen Hinweis darauf, dass die Alben zusammengehören. Und es heißt ja auch „The Bodycount CONTINUES“, also ich denke es ist relativ offensichtlich, dass es – nicht nur durch den kurzen zeitlichen Abstand – einfach „Ferox Teil 2“ sein soll. Und als solches sehe ich, rein musikalisch betrachtet, keinen wesentlichen qualitativen Unterschied. Auf der einen Seite kann ich zwar verstehen, dass man fehlende Weiterentwicklung ankreidet, aber am Ende des Tages höre ich beide geich gerne und da ist’s mir dann herzlich egal, ob das eine ein paar Monate früher rauskam als das andere. Im Gegenteil, ich finde es beeindruckend, zwei Releases (und wenn man „Endarkenment“ mitrechnet, dann sogar drei) von gleichbleibender Qualität in so kurzem Abstand veröffentlichen kann. Für mich sind daher beide ne 8.5/10. Aber Anaal Nathrakh mag ich im Vergleich schon noch lieber. Die MTDS-Refrains sind mir manchmal dann doch ein bisschen zu zuckrig.

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