Review Marianas Rest – Horror Vacui

MARIANAS REST dürften den meisten wohl noch kein Begriff sein, immerhin hat die finnische Melo-Death-Truppe mit „Horror Vacui“ gerade mal ihr Debüt veröffentlicht. Mit Omnium Gatherum hingegen sollten Fans des Genres etwas anfangen können, hat sich besagte Band schließlich inzwischen eine beachtliche Fanbase aufgebaut. Der gemeinsame Nenner dieser beiden Formationen ist jedoch nicht nur ihr Genre, sondern Aapo Koivisto, der bei beiden den Platz hinter dem Keyboard einnimmt. Damit hat das noch junge Sextett also schon mal einen Profi an Bord, doch wie schlagen sich die übrigen Bandmitglieder? Und sind MARIANAS REST mehr als nur eine einfallslose Omnium-Gatherum-Kopie?

Der Opening-Track „The Millenialist“ lässt auf letztere Frage glücklicherweise keine andere Antwort als ein „Ja“ zu. Zwar erinnert die ebenfalls sehr melancholische Musik von MARIANAS REST bisweilen in einzelnen Punkten an die ihrer bekannteren Kollegen, doch mit den stimmungsvollen Clean-Gitarren und den später hinzutretenden, schleppenden Doom-Gitarren schlagen die Neulinge auf dem Opener eindeutig eine andere Richtung ein. Auf „Nadir“ entdecken MARIANAS REST hingegen das Tremolo-Picking für sich.
Obwohl im Lauf der 53 Minuten, die „Horror Vacui“ in Anspruch nimmt, recht viel Abwechslung geboten wird, haben die Songs alle etwas gemeinsam: Sie vermitteln das trostlose Gefühl des einsamen Ertrinkens auf offener See, und das wesentlich überzeugender als das leider eher missratene, unansehnliche Cover-Artwork. Ebendiese Stimmung, die MARIANAS REST vor allem über die tristen Gitarrenmelodien und Keyboardteppiche („Place Of Nothing“) erzeugen, wird zudem durch einige Sprach-Samples verbalisiert, die sich wirklich anhören wie die letzten verzweifelten Funksprüche eines auf dem Meer Verunglückten.
Man könnte also durchaus von einem stimmungsvollen Album sprechen, das zudem gut produziert klingt, wären da nicht einige Teilbereiche, in denen die Finnen gegenüber Omnium Gatherum den Kürzeren ziehen. Diesbezüglich sind beispielsweise die viel zu gepressten, ausdruckslosen Growls zu erwähnen, die den Songs leider viel von ihrer Atmosphäre nehmen. Doch auch das geradezu verwerflich simple Schlagzeugspiel fällt auf Dauer störend auf. Dass MARIANAS REST mit ihren eher langsamen Tracks an der Grenze zwischen Melodic Death und Doom Metal stehen, ist dafür keine Entschuldigung, hier fehlt einfach jegliche Variation. Da ist es nicht verwunderlich, dass so mancher Song auf „Horror Vacui“ wie Füllmaterial wirkt und selbst nach öfterem Hören nicht lange in Erinnerung bleibt.

An Gitarre und Keyboard machen MARIANAS REST eine ziemlich gute Figur, diesbezüglich gibt es an „Horror Vacui“ kaum etwas auszusetzen. Im Gegensatz dazu ist das Drumming ermüdend langweilig, der Gesang sogar penetrant nervig und einige Songs leider zu unauffällig. Ob die Band unter diesen Voraussetzungen mit ihrem Debüt den Grundstein für eine musikalische Zukunft gelegt hat, scheint fraglich, aber man soll ja bekanntlich niemals nie sagen. Trotzdem wird man hierbei das Gefühl nicht los, dass Aapo Koivisto gut daran täte, seine Kapazitäten stattdessen auf Omnium Gatherum zu konzentrieren.

Wertung: 6 / 10

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