Review Marilyn Manson – The High End Of Low

Wie sich Schmetterlinge im Bauch von MARILYN MANSON anhören, durften Fans des Rockers auf „Eat Me, Drink Me“ erfahren. Doch wie das Leben spielt, ist der Endorphinrausch oft kurz und mit heftigem Kater verbunden. Ende 2008 muss auch MARILYN MANSON diese Erfahrung machen: Nach rund vier Jahren ist die Liaison zu seiner „Eat Me, Drink Me“-Muse, Schauspielerin Evan Rachel Wood, Geschichte. Im Kreise seiner Band bilanziert MANSON nach einer Zeit der inneren Einkehr nüchtern „I’m at the high end of low.“ – der Titel seines achten Studioalbums ist geboren.

Während aus Texten wie dem zu „WOW“ oder „Wight Spider“ selbst der unbedarfte Hörer leicht die Abrechnung mit der Verflossenen als Hauptmotiv heraushört, ist es musikalisch vor allem Twiggy Ramirez, der mit seiner Rückkehr in die Band nach fast zehn Jahren Abwesenheit das Album prägt: Teils roher, teils rockiger und insgesamt deutlich experimenteller als das doch recht brave „Eat Me, Drink Me“ ist „The High End Of Low“ wieder ein MARILYN-MANSON-Album mit Ecken und Kanten: „Devour“ führt den Hörer in bester MANSON-Manier von ruhigen Cleangitarren hin zum explosiven Gefühlsausbruch verzerrter Gitarren, bevor er ihm das dreckig-rockige „Pretty Like A Swastika“ und den eingängigen Midtempo-Hit „Leave A Scar“ um die Ohren haut. Einen ersten echten Kontrast setzt die groovige Akustik-Gitarre in „Four Rusted Hourses“ – einen zweiten und dritten setzen später das fast baladeske „Running To The Edge“ und das schlicht grandiose „Into The Fire“ dar, in dem nebem MANSON selbst auch Ginger Fish mit einer Piano-Einlage und Twiggy mit feinfühliger Gitarrenarbeit glänzen. Dazwischen finden sich noch diverse härtere Hits (z.B. „Arma-goddamn-motherfuckin-geddon“ oder „We’re From America“) die jedoch die Spielzeit von insgesamt 72 Minuten nicht ganz füllen können, so dass „The High End Of Low“ zu Beginn der zweiten Hälfte für ein paar Nummern vor sich hin plätschert. Das ist schade, aber auch nicht wirklich überraschend: Überlänge, bisweilen auch ohne Not, ist bei MANSON schließlich nichts Neues.

Während einen die billigste Sonnenbrille oft ein Leben lang begleitet, ist bei der rosaroten Brille mitunter schnell der Lack ab – und mit ihm der Weichzeichner von der Welt genommen. Genau so klingt „The High End Of Low“ im Vergleich zu seinem Vorgänger, „Eat Me, Drink Me“: Mal verletzlich, mal verletzend, irgendwie desillusioniert und doch auch irgendwie befreit: Darüber, dass der Albumtitel durchaus auch auf seine Karriere bezogen werden kann und seine Zeit als Mainstream-Rockstar vorbei sind, ist sich MANSON zweifelsohne bewusst.

So dürfte ihn auch der absehbare kommerzielle Flop des Albums nicht all zu hart getroffen haben: Zwar debütiert das Album auf der vier der Billboard 200-Charts, mit lediglich 49000 verkauften Einheiten ist es dennoch die schlechtlaufendste MANSON-CD seit der ’99er-Live-Platte „The Last Tour On Earth“. Ein echter Fan sollte sich davon nicht abschrecken lassen – wer dieses Album nicht besitzt, verpasst etwas.

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Wertung: 8.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Marilyn Manson – The High End Of Low

  1. Ich habe nach Eat Me, Drink Me aufgehört, in Mansons neue Alben zu hören, einfach weil mich diese Platte so gar nicht berührte. Aber wenn ich das hier so lese, sollte ich seiner Discografie nach 2009 wohl doch eine Chance geben…

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