Review Mark Morton – Anesthetic

Nur weil Lamb Of God im Moment kein Album am Start haben, heißt das für Gitarrist MARK MORTON nicht, dass er die Füße hochlegt. Stattdessen schart der Saitenhexer eine illustre Schar an Gastmusikern um sich und bringt sein erstes Soloalbum auf den Markt. Allein Namen wie Paolo Gregoletto und Alex Bent (Trivium), Steve Gorman (The Black Crowes), Mike Inez (Alice In Chains), Myles Kennedy (Alter Bridge, Slash), Chuck Billy (Testament), Josh Todd (Buckcherry), Alissa White-Gluz (Arch Enemy) und natürlich Chester Bennington (Linkin Park) dürften jedem Metal- und Rock-Fan den Mund wässrig machen. Die Frage ist aber, ob das Album mehr kann, als nur mit großen Namen zu locken.

Bereits im Vorfeld sorgte vor allem ein Song für reichlich Lob und Presserummel. Natürlich handelt es sich dabei um den letzten Track, den Chester Bennington vor seinem Selbstmord eingesungen hat, „Cross Off“ heißt das Stück und verdient jede Form von Lob und Euphorie. Neben dem Verlust einer großartigen Stimme, wird hier auch schmerzlich bewusst, wie sehr man die Nu-Metal-/Rock-Zeiten von Linkin Park vermisst. Chesters Stimme entfaltet in Kombination mit fetten Riffs einfach eine ganz spezielle Wirkung. So erzeugt „Cross Off“ ein lachendes und ein weinendes Auge und legt die Latte für den Rest des Albums sehr hoch.

Bereits das folgende „Sworn Apart“ schlägt rein vom Feeling in die gleiche Kerbe. Diesmal leiht Jacoby Shaddix dem Song seine Stimme und brilliert mit großen Harmonien und Melodiebögen. MARK MORTON scheint beim Komponieren vor allem die Glanztaten von Papa Roach gehört zu haben, denn wie schon bei „Cross Off“ fühlt man sich mindestens zehn Jahre zurückversetzt. Schade, dass Papa Roach nicht mehr so klingen. Damit endet dann der noch recht vorhersehbare Teil von „Anesthetic“, denn MARK MORTON rifft sich im folgenden durch alle möglichen Rock- und Metal-Genres.

Egal ob Stadion-Rock mit Myles Kennedy („Save Defiance“), bluesiger R ’n‘ B mit Naeemah Maddox („Reveal“) oder derber Thrash mit Chuck Billy und Jake Oni („The Never“), MARK MORTON hat für jeden Sänger den passenden Song. Leider scheint es fast so, als ob der Gitarrist vor allem daran gedacht hat, seine Vokalisten in Szene zu setzen, denn aufgrund seiner kompositorischen Wandlungsfähigkeit bleiben keine Trademark-Riffs hängen. Durchaus beachtlich ist die Gesangsleistung des Masterminds, der auf „Imaginary Days“ selbst ans Mikro darf. Genauso packend, wuchtig und fett wie die Eröffnungsnummer ist auch das abschließende „Truth Is Dead“, der neben derbem Thrash vor allem mit den überragenden Stimmen von Randy Blythe und Alissa White-Gluz punkten kann. Beide steuern neben ihren charakteristischen Growls auch cleane Parts bei und stellen so ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten unter Beweis.

Einen schlechten Song findet man auf „Anesthetic“ nicht wirklich, dafür ist das Angebot zu reichhaltig und die Gästeliste zu hochkarätig besetzt. Allerdings klingt das Album dadurch mehr wie eine Compilation und nicht wie ein Album aus einem Guss. Ob das störend ist, muss aber jeder Hörer selbst entscheiden.

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Wertung: 8 / 10

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