Review Meat Loaf – Live At Rockpalast (DVD)

In den fast 40 Jahren seiner Musikerkarriere hat unser aller Lieblingsfleischklops überraschenderweise so gut wie keinen Live-Bildtonträger aus den Tiefen der Hölle freigelassen. Erstaunlich auch vor allem deshalb, weil das nun vorliegende Silberscheibchen eindeutig beweist, dass MEAT LOAF die pure Live-Macht ist. Auf „Live at Rockpalast“ ist, wie der Titel schon sagt, der 1978 im legendären WDR-Rockpalast gesendete Auftritt enthalten, in dem Meat Loaf fast das komplette „Bat out of Hell“-Album zum Besten gibt. Leider gab’s damals erst den (sicherlich auch großartigen und kultigen) ersten Teil, weshalb der ein oder andere Songs wie „I’d do anything for Love“ wohl etwas vermissen wird, aber das hier kredenzte Material dürfte auch ausreichen, um den ein oder anderen Orgasmus bei Freunden des melodramatisch überladenen Rock’n’Roll auszulösen.

Zugegeben, anfangs war ich doch etwas skeptisch. Ein Konzert, von dem die Hälfte aus Coverversionen und mehrmals gespielten Stücken besteht und Bonusmaterial, das sich auf ein kurzes Interview beschränkt? Klingt erst mal ziemlich dürftig.
Was die Truppe um Jim Steinman und seinen Meistersänger dann aber abliefert, ist die pure Perfektion in Sachen Rock’n’Roll: Meat Loaf singt mit einer unbeschrieblichen Virtuosität, mit noch mehr Gefühl, Dramatik und Emotion als auf den Alben, er tobt über die Bühne, schlägt Purzelbäume, als hätte er 50 Kilo weniger auf den Rippen; die Band ergießt sich in viertelstündigen Monstersoli, die tatsächlich zu keiner Sekunde langweilig werden, Jim Steinman leitet die Songs mit seinen legendär melodramatischen Erzählersequenzen ein – kurz: Das hier ist ganz, ganz großes Kino.

Den Höhepunkt erreicht die Band dann aber in „Paradise by the Dashboard Light“, in dem sich Meat Loaf und Karla DeVito ein heißes Duell (Nein, nicht Duett!) liefern und den Auftritt durch einen perfekt gespielten Rosenkrieg noch mehr zu einem großen Rocktheater machen. Hier wird endlich auch überdeutlich, wie wichtig es ist, die Songs in einer Live-Performance zu sehen: Erst so kommt der Musicalcharakter, das fantastische Rockmärchen erst richtig zur Geltung.
Auch die Coverversionen „River deep, Mountain high“ und „Johnny B. Goode“ machen mächtig Laune und sogar die Reprisen zweier Stücke als Zugabe stören nicht, im Gegenteil: Man spürt die Überraschung der Zuschauer, als würde man sich selbst auf dem Konzert befinden und könnte Meat Loafs monströse Schweiß-Sturzbäche bis in die letzte Reihe riechen…
Zur großen Spannung und zum spontan wirkenden und doch perfekt durchchoreographierten Charakter des Auftritts tragen nicht nur fließende Übergänge zwischen den Stücken, sondern auch Meat Loafs Schauspieleinlagen bei, mit denen er die in den Songs erzählten Geschichten äusserst spannend umsetzt. Ich kann mich nur wiederholen: Meat Loaf ist eigentlich ein Rockmusical – und ein solches wirkt erst durch ein gekonntes Live-Schauspiel komplett.

Das hier ist ein fantastisches Wechselbad der Gefühle, von ergreifenden Balladen an der Grenze zum Kitsch über epischen Bombast-Rock bis hin zum leidenschaftlichen Vollgas-Rock’n’Roll wird einfach alles geboten, was man bieten kann. Natürlich wirkt das alles verdammt überladen, aber mal ehrlich: Wer erwartet das von Meat Loaf nicht?
Hier spürt man die pure Energie, die ungebremste Spielfreude und die absolute Genialität des Duos Steinman und Meat Loaf so perfekt, dass die Langeweile des Interviews und das ansonsten nicht vorhandene Bonusmaterial niemanden wirklich jucken wird – denn dieses Ding dürfte nämlich jeden glücklich machen, der Meat Loaf noch ein mal in seinen goldenen Zeiten erleben möchte.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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