Review Mercenary – The Hours That Remain

MERCENARY aus Dänemark klingen, in einem Satz, wie neue Soilwork auf Powermetal. Dass dieser Vergleich nicht all zu weit hergeholt ist, wird spätestens klar, wenn der geneigte Hörer im Hintergrund des ersten Songs ihrer vierten, vollwertigen Scheibe „The Hours that Remain“ doch tatsächlich Björn „Speed“ Strid schreien hört. MERCENARY jetzt deshalb als Powermetal oder Melodeath oder gar als eine Mischung aus beidem zu bezeichnen, ist jedoch schlichtweg nicht möglich. Für Powermetal sind die Jungs zu hart, für Melodeath fehlt aber dann doch ein gewisser Satz Brutalität. Am ehesten werden bei Hören Assoziationen mit Powermetal-Kapellen der härteren Gangart wie Nevermore oder Evergrey wach. Die typischen Sword&Scorcery Klischees werden also nicht bedient.

Also, welche Musik machen die Dänen jetzt wirklich? Wie gesagt, das Grundgerüst klingt sehr nach Soilwork auf ihren letzten zwei Outputs. Eingängige Melodien wechseln sich ab mit stellweise recht heftigen Riff-Attacken. Das Schlagzeug hält oft den Takt mit den Stakkato-Gitarren. Ein wabernder Keyboard-Teppich sorgt an vielen Stellen für Melancholie. Über all dem Schwebt die tragende, helle Stimme von Sänger Mikkel, der von den Screams von Bassist Rene unterstützt wird. Der Sound ist, vor allem in den tieferen Lagen, sehr dick, die Gitarren klingen technisch, kalt. Am ehesten wird die relative Nähe zu den schwedischen Schwerarbeitern bei „Year of the Plague“ deutlich. Der Song beginnt mit einem drückenden Riff, aggressivem Geschrei und einer ordentlichen Doublebass Wand. Im Chorus geht die Band aber vom Gaspedal und Mikkels Stimme schwebt aus dem linken Außenfeld herein. Dieser Wechsel zieht sich durch das gesamte Lied und animiert zum Amtlichen abschädeln. Ganz anders das gleich folgende Stück „My World is Ending“, wie der Titel bereits suggeriert ein recht melancholisches Teil. Gedrosseltes Tempo, dominierendes Keyboard, traurige, regelrecht jammernde Clear Vokals stehen hier an der Tagesordnung. Am ehesten halten hier Evergrey oder vielleicht noch Angel Dust als Taufpaten her. Diese Songs sind zwei Extreme, der Großteil der zehn Stücke, die sich in insgesamt 62 Minuten ihren Weg in das Hirn des Hörer Bahnen, liegt irgendwo dazwischen. Immer wieder zimmern die Gitarren in Zusammenspiel mit der Rhythmus-Fraktion eine amtliche Wand, die vom Gesang destabilisiert wird.

Immer wieder gehen meine Gedanken beim Hören dieser Platte nach Schweden. Der Kracher „Obscure Indiscretion“ zum Beispiel: Hätte Anders Friedén hier die Vocals beigesteuert, hätte der Song locker auf „Reroute to Remain“ gepasst. Dabei bieten MERCENARY unter all der Härte immer noch eine gewisse filigrane Seite, die die Mucke immer wieder in die Ecke des bereits erwähnten, melancholischen Powermetal zieht.
Leicht verdauliche Kost haben MERCENARY auf „The Hours that Remain“ nicht geschaffen. Es braucht seine Zeit, bis der Stilmix zündet. Dass sich der Sound der Platte an den, zur Zeit vor allem beim jungen Publikum so populären, verwässerten Melodeath der Marke Soilwork und In Flames anbiedert, kann zur Streitfrage werden. Vielen wird es gut gefallen, manchen nicht. Das ändert allerdings nichts daran, dass die Dänen mit ihrem aktuellen Output eine interessante Platte geschaffen haben, die zumindest ein Ohr auf Probe verdient.

Redakteur: Stefan Eder

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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