Review Moonspell – Alpha Noir

Das letzte Album („Night Eternal“) der portugiesischen Vorzeigedüstermänner MOONSPELL kann man wohl ohne jegliche Übertreibung als eines der ganz großen Niveau-Comebacks der letzten Jahre bezeichnen. Nach Jahren des latenten Herumdümpelns haben es Ribeiro & Co anno 2008 geschafft, an die Glanzzeiten Mitte der 90er anzuknüpfen. Dadurch entstand für das neue Werk natürlich eine entsprechende Erwartungshaltung.

„Night Eternal“ präsentierte MOONSPELL in Höchstform, griffige Songs, die auch vor epischen Parts nicht zurückschreckten, punktgenaues Songwriting, dunkle Atmosphäre vom allerfeinsten, eine wuchtige Produktion, da war für das gotische Herz einfach alles dabei. „Alpha Noir“ setzt allerdings nicht dort an, wo der Vorgänger aufgehört hat, jedenfalls kann ich einen solchen Ansatzpunkt nicht finden. Das Tempo hat deutlich zugelegt, die Härte ebenfalls, so verzichtet der Frontmann weitgehend auf den Einsatz von cleanen Vocals, Frauengesang ist schon einmal gar keiner vorhanden. Zudem erscheinen die Songs wesentlich gitarrenorientierter, das Keyboard arbeitet gewissermaßen wie ein Lauerjäger, hier und da schnellt es hervor und supportet die Songs, dann zieht es sich aber auch schnell wieder zurück. Ich finde das schade, aber immerhin ziehen die Iberer ihren Stiefel konsequent durch. So bleiben auch die angesprochenen epischen Elemente auf der Strecke, siebenmal liegt die Songlänge zwischen vier und fünf Minuten, die beiden anderen Songs laufen kurz vor dieser Marke ins Ziel ein.
Ein bisschen erinnert mich die Platte bzw. die Entwicklung an die schweizerischen Kollegen Samael, die in der letzten Zeit auch deutlich an Aggressivität zugelegt haben. Auch bei diesen bin ich damit nicht immer einverstanden, MOONSPELL sind wie Samael eine Band, die man nicht aufgrund von Härte oder Geschwindigkeit schätzt. Hier möchte man dunkle Atmosphäre mit Wohlfühlgarantie. Zudem fehlt mir auf „Alpha Noir“ etwas der Wiedererkennungswert, schade eigentlich, denn ein wirklicher Schritt nach vorne ist es nicht geworden.

Wie kommt es, wenn ein Review zu einer im Prinzip anständigen Platte doch eher einen negativen Beigeschmack bekommt? Die oben angesprochene Erwartungshaltung konnte eben nicht erfüllt werden. Ob sich MOONSPELL im 23. Jahr ihres Bestehens plötzlich auf zu neuen Ufern machen wollten, weiß ich nicht. Ich finde nur, Musik wie „Alpha Noir“ hat man von anderen Bands schon besser gehört. Die Portugiesen sind in einem anderen Bereich fit, hoffentlich dauert es nicht wieder fünfzehn Jahre, bis sie es unter Beweis stellen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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