Review Morast – Il Nostro Silenzio

  • Label: Totenmusik, Ván
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Sludge / Drone

Gefühlt im Minutentakt erscheinen heute Alben aus dem weiten Feld irgendwo zwischen Sludge und Post-Metal, Doom und Death. Damit ist diese Szene, was lange Zeit der „trve“ Black Metal war: Das Genre der Stunde mit dem vielleicht aktivsten Underground. Ein Beipsiel für diese vergleichsweise jungen, extrem aktiven Bands sind MORAST: Erst 2015 gegründet, kann das Quartett schon auf ein Demo, zwei Splits (eine davon mit Ultha) und ein Album zurückblicken – und legt nun mit „Il Nostro Silenzio“ bereits nach.

Von Underground oder Newcomer hat das zweite Album der Truppe aus dem Nordrhein-Westfälischen reichlich wenig: Hinter dem stimmigen Artwork des Italieners Raoul Mazzero (View From The Coffin) versteckt sich eine gewaltige Soundwand, produziert von die Michael Zech ( The Source Studio, Mix) und Victor Santura (Woodshed Studio, Master).

Visuell und klanglich so in Szene gesetzt, kann die Musik von MORAST schnell ihre Wirkung entfalten: Ob schleppend-stampfend mit einer gewissen Ähnlichkeit zu Valborg, wie im Opener „A Farwell“, mit cleanen Gitarren durchsetzt, ehe erneut das kraftvolle Riffing einsetzt („Cut“) oder atmosphärisch-getragen („RLS“): MORAST haben das nötige Gespür dafür, wie sie ihre Songs spannend halten. Dazwischen verlassen sich MORAST (zu Recht) voll auf ihre eigentlichen Qualitäten: Brüllende, tiefschwarze Riffs und die Reibeisen-Stimme von F.

Zwar sind die Texte verhältnismäßig verständlich vorgetragen – das aber kein Bisschen sanft, sondern in bester Post-Metal/Sludge-Manier hasserfüllt herausgepresst. Das verhilft MORAST zu einer herrlich hässlichen Seite, welche etwa die post-punkig angehauchte, fast liebliche Atmosphäre in „Cut“ perfekt konterkariert.

Auch das „Gaspedal“ nutzen MORAST gefühlvoll: Aus dem treibenden Einstieg zum Titeltrack machen MORAST durch doomiges Schlagzeugspiel trotzdem einen insgesamt überraschend ruhigen Song – und aus dem rohen, wütenden „Nachtluft“ erwächst zwar eine gewaltige Raserei, allerdings auch allenfalls im Midtempo. Ihre stärksten Momente haben MORAST ohnehin, wenn sie das Tempo komplett drosseln: Im finalen „November“ etwa, oder im atmosphärischen „RLS“, das zwar das „restless leg syndrom“ beschreibt, bei dem zumindest Drummer L. die Füße ziemlich still hält.

Musikalisch wuchtig, aber atmosphärisch düster und kalt wie die Polarnacht: „Il Nostro Silenzio“ ist, was man ein „in sich stimmiges Album“ nennt. Nicht nur durch den charakteristischen Gesang, auch durch den stimmigen Mix aus heavy und melancholisch gelingt MORAST hier ein durchaus bemerkenswertes zweites Album. Über den eher klischeehaft-pagan anmutenden Bandnamen sieht man da gerne hinweg.

Wertung: 8 / 10

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