Review Mourning Dawn – Waste (EP)

  • Label: Aesthetic Death
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Doom Metal

„The higher are my hopes, the deeper are my wounds.“ Von allen Textstellen, die MOURNING DAWN im Laufe der drei Tracks auf ihrer zweiten EP „Waste“ wiederholen, ist diese wohl diejenige, die sich am meisten einbrennt. Dies sowie die Tatsache, dass die vier Franzosen in der Vergangenheit schon einen Song von Bethlehem für eine Compilation zu Ehren deren zweiten Albums „Dicitus Te Necare“ gecovert haben, lässt keinen Zweifel daran, mit welchem Musikstil man es bei MOURNING DAWN zu tun hat: einer kranken Mischung aus Dark, Doom und Black Metal.

Jeder der drei Songs auf „Waste“ hat eine Spielzeit von exakt 25 Minuten und 14 Sekunden, wobei der dritte Track daraus entsteht, wenn man die ersten beiden übereinanderlegt. Mit seinen gut 75 Minuten ist das Minialbum, das MOURNING DAWN auf die Metal-Welt loslassen, somit doppelt so lang wie so manche Full-Length-Platte. Wer sich die Diskografie des Quartetts ansieht, wird feststellen, dass die Düstermetaller schon immer einen Hang zu ausufernden Kompositionen hatten, hiermit treiben sie die Chose jedoch in geradezu wahnwitziger Weise auf die Spitze.
Ebendiesen Irrsinn vermisst man jedoch leider ein bisschen bei der Musik an sich. Gewiss, MOURNING DAWN besingen keine sonnigen Morgenrotszenarien, sondern suhlen sich über ihre Musik merklich in den düstersten Teilen ihres Seelenlebens. Verzweifelte, aber gut verständliche Screams werden nur gelegentlich von beschwörenden Gesängen, hoffnungslosen Schreien oder dem Weinen einer Frau unterbrochen, während die praktisch durchgehend im schleppenden Todesmarschtempo bespielten Gitarren nur vereinzelt düsteren, klar gespielten Passagen oder trostlosen Leadmelodien weichen. Dementsprechend entschleunigt ist bei MOURNING DAWN das Drumming. Die Minuten, in denen mal die Double-Bass zum Einsatz kommt, kann man sich trotz Extreme-Metal-Bezug an einer Hand abzählen.
Dass „Waste“ eine dichte, beklemmende Atmosphäre innewohnt, liegt auf der Hand, das große Aber stellen jedoch die Arrangements per se dar. Diese sind nämlich furchtbar monoton, viel mehr noch, als es der EP zuträglich wäre. MOURNING DAWN mögen noch so eine eindringliche Stimmung erzeugen können, auf einer Zeitspanne von merklich über einer Stunde bleibt bei so eintönigen Strukturen einfach die Spannung auf der Strecke. Und so verstörend wie die Musik von Bethlehem ist jene von MOURNING DAWN eben auch nicht.

Für ihren Mut haben sich die französischen Doom-Metaller schon eine gewisse Anerkennung verdient. Immerhin ist „Waste“ für einen Underground-Release (bis auf die etwas zu zahnlosen Leads) bemerkenswert gut produziert und Atmosphäre erzeugen MOURNING DAWN auf jeden Fall. Dennoch sollte sich die Tortur bei dieser Art von Musik nur auf der Gefühlsebene abspielen und nicht beim Hören selbst in Form von zu langatmigen Songs in Erscheinung treten. So bleibt „Waste“ nur als bedrückender, schwerfälliger Moloch im Gedächtnis, nicht aber die Musik an sich.

Keine Wertung

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