Review Motionless In White – Reincarnate

Déjà-vu – so könnte das dritte Studioalbum von MOTIONLESS IN WHITE auch heißen. Das Quintett aus Pennsylvania packt viele bekannte Elemente anderer Bands aus den Bereichen Metalcore, New-, Industrial- und Alternative Metal in ihre Songs und wandert hiermit auf einem schmalen Grat. Denn „das deutliche Einbringen der musikalischen Einflüsse“ ist nur einen Hauch vom Vorwurf des „Abkupferns“ entfernt.

In jedem Lied ihres Werkes „Reincarnate“ gibt es mindestens eine Passage, die konkret an eine andere Musikgruppe erinnert. Gleich der Opener „Death March“ beispielsweise, der tatsächlich im Marsch-Rhythmus gehalten ist, präsentiert sich sowohl hinsichtlich des Gesanges als auch des Pop-Elektro-Metal-Sounds sehr Marilyn-Manson-lastig. Die Nummer „Reincarnate“ jongliert wiederum mit Stilelementen von Combos wie Five Finger Death Punch und Slipknot. In „Puppets“ – gemeinsam mit „Reincarnate“ die besten Stücke der Platte – rahmt dann ein infernalischer Sound die fiese Stimme à la Black Dahlia Murder sowie die Killswitch-Engage-mäßigen Gitarrenriffs ein. Die weiteren Lieder folgen demselben Prinzip, wobei hier noch Formationen wie Rammstein („Final Dictvum“), Depeche Mode („Dead As Fuck“) und Limp Bizkit („Generation Lost“) – um nur einige zu nennen – deutlich durchschimmern. Ihren Abwechslungsreichtum stellen MOTIONLESS IN WHITE schließlich noch mit „Sinematic“ unter Beweis, einer akustischen Version des ursprünglich auf der „Infamous“-Scheibe veröffentlichten gleichnamigen Tracks.

Insgesamt betrachtet nimmt die Qualität ab dem ersten Albumdrittel sukzessive ab. Die Songs wirken nach und nach weniger durchdacht und – trotz der immer guten Shouting-Einlagen und Breakdowns wie in „Unstoppable“ – seichter. Da hilft es auch nicht, dass man Maria Brink von In This Moment für das Stück „Contempress“ aktivierte und mit „Dark Passenger“ eine Ode an Dexter der gleichnamigen Serie eingebaut hat. Der Tiefpunkt dieser Abwärtsspirale ist schließlich mit dem ziemlich nichtssagenden „Wasp“ erreicht.

Mit „Reincarnate“ ist MOTIONLESS IN WHITE insgesamt der internationale Durchbruch gelungen. Danach schafften sie es immerhin bis zur Vorband von Metal-Größen wie Slipknot und Lamb Of God oder spielten auf Festivals wie Rock im Park / Rock am Ring, wo sie auch 2017 zu sehen sein werden. „Reincarnate“ stellt dennoch alles in allem ein „nur“ ordentliches Werk mit teilweise richtig guten Abschnitten dar. Vor der Bezichtigung des „Abkupferns“ konnten sich die US-Amerikaner retten, indem sie alle mit eingeflossenen Elemente durch einen elektronischen Keyboard-Pop-Sound verbunden haben. Und auch wenn bei so manch einem Metal-Traditionalisten hierdurch Stresspusteln ausgelöst werden dürften, sollte doch nicht verkannt werden, dass MOTIONLESS IN WHITE hierdurch einen Mehrwert und letztendlich auch ein eigenes Werk geschaffen haben. Und dies ist ihnen gar nicht mal schlecht gelungen. Immer wieder bleibt beim Hören der eigene Sound von MOTIONLESS IN WHITE hängen, der sich entweder durch eingängige Melodien, rhythmisch gute Passagen oder absolut gelungene Breakdowns auszeichnet.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Vincenzo Spitale

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