Review Nocturne – The Burning Silence

Mit ihrem selbstbetitelten Debüt haben NOCTURNE 2016 ein mustergültiges Melodic-Black-Metal-Werk vorgelegt, das bis zum Bersten mit mitreißenden Melodien gefüllt war, eine grundsolide Produktion aufwies und mit dem De-Infernali-Cover „Sign Of The Dark“ sogar eine richtig spannende Überraschung bereithielt. Es verwundert nicht im Geringsten, dass das österreichische Duo – das inzwischen zum Quintett angewachsen ist – mittlerweile bei einem neuen Label untergekommen ist und nun gerade mal ein Jahr später den Nachfolger „The Burning Silence“ herausbringt. Aufgenommen wurde abermals mit Produzent Stefan Traunmüller als Sessionmusiker, gemastert von Dan Swanö und das Schlusslicht bildet erneut ein ungewöhnliches Cover – dennoch ist nicht alles beim Alten.

Natürlich haben NOCTURNE keine komplette Kehrtwende vollzogen. Auch dieses Mal interpretieren die Noch-Newcomer das schwarze Genre in höchst hymnischer Form, ohne dabei eine allzu düstere Stimmung aufzubauen. Keine unangenehmen Dissonanzen, keine schwer zugänglichen Ambient-Klangräume, sondern schlicht und einfach kraftvoller, melodischer und einprägsamer Black Metal zu Ehren des Chaos-Gnostizismus. Energetische Tremolo-Riffs, epische und melancholische Leadgitarren („Seven They Are“), zügig vorpreschende Double-Bass-Salven und Essarks garstige Screams bestimmen weiterhin das Geschehen, immer wieder abgelöst oder ergänzt von eleganten, nie zu aufdringlichen Pianomotiven, Keyboards und sakralen Orgeln wie etwa im Titeltrack.

Tatsächlich hätten sich viele der Tracks auf „The Burning Silence“ auch gut auf dem Vorgängeralbum gemacht. Nichtsdestotrotz haben sich NOCTURNE nicht über Gebühr selbst kopiert. Abgesehen davon, dass das kunstvolle Artwork jenes des Debüts eindeutig in den Schatten stellt, zeigt sich die musikalische Entwicklung der Band unter anderem an den stimmungsvollen Clean-Passagen, die mal friedlich, dann wiederum mysteriös klingen und NOCTURNE von einer neuen Seite zeigen.

Am meisten hat sich jedoch der bereits auf „Nocturne“ nicht zu kurz gekommene Klargesang verändert. Waren diese auf der ersten Platte noch als beschwörende Chöre eingesungen, klingen sie nun wesentlich greifbarer und dadurch irgendwie profaner („Hubris Virtue“). Das ist zwar ein wenig schade, da der Chorgesang eigentlich sehr gut zur rituellen Natur der Songs gepasst hatte, doch auch auf „The Burning Silence“ setzt Essark seine Stimme derart gekonnt ein, dass das Album nicht darunter leidet. Somit bleibt als einziger Kritikpunkt, der sich schon zuvor angekündigt hatte, dass NOCTURNE manchmal sogar ein Stück zu überschwänglich musizieren („Thrones Of Edom“).

Im Großen und Ganzen haben sich NOCTURNE nahezu alle ihre Trademarks bewahrt, sie aber noch weiter verfeinert und neu in Szene gesetzt. Dabei ist abermals eine äußerst majestätische, packende Melo-Black-Platte herausgekommen, in die man sich schnell reinhört. Sogar das kompromisslos geschwärzte Ultravox-Cover „Lament“, eine weitaus überraschendere Wahl und Umsetzung als „Sign Of The Dark“, fügt sich nahtlos in die Tracklist ein. Ob es den Österreichern gelungen ist, sich selbst zu übertreffen, ist nicht leicht festzustellen, aber es ist auf alle Fälle erfreulich, dass NOCTURNE gewillt sind, sich weiterzuentwickeln. Fans des Debüts können hier (und hoffentlich auch in Zukunft) bedenkenlos zugreifen.

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Wertung: 8 / 10

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