Review Omnium Gatherum – Beyond

Es ist wieder Zeit für finnische Melancholie – irgendwer muss diese Fraktion 2013 ja vertreten, nachdem sowohl die im folgenden zu behandelnden OMNIUM GATHERUM und Insomnium ihr letztes Album jeweils im Jahr 2011 veröffentlicht haben – Letztere lediglich ein paar Monate später. Das sechste Full-Length der letzten zehn Jahre der Band um Frontmann Jukka Pekkonen und Lead-Gitarrist Markus Vanhala, der inzwischen ja auch bei Insomnium an der Lead-Gitarre tätig ist, hört auf den simplen Titel „Beyond“.

Mit “LuoTo” leitet ein sehr gemächliches Intro, welches sich in seiner Intensität langsam steigert, das Album ein. Weiter geht es mit einem typischen OMNIUM GATHERUM-Song: Melodische Gitarrenriffs in hohen Tonlagen und die für die Band charakteristischen, schweren Palm-Mute-Gitarren eröffnen, bevor Keyboardflächen einsetzen und die Band sich im Refrain tempomäßig zurück nimmt. Im weiteren Verlauf ertönen mit viel Hall versehene Clean-Gesänge, die fast Chorus-artig erscheinen – zwei Dinge lassen sich zu diesem Zeitpunkt bereits feststellen: Das epische Flair, was „New World Shadows“ kenn- und auszeichnete, wurde hier nochmals ausgebaut – trotz der tiefen Growls von Frontmann Pekkonen regiert keineswegs die Aggression, sondern das Gefühl, im positiven Sinne, also ohne dass man das Gefühl bekommt, hier würde zu viel auf die Tränendrüse gedrückt. So startet „Who Could Say“ wie eine Power-Metal-Ballade, nur um kurz darauf zu einer majestätischen Breite auszuwachsen, die man so in diesem Genre nicht oft findet und die einem die Gänsehaut über den Rücken jagt – wirklich fantastisch! Das Ganze kann man streckenweise kaum noch als reinen Melodic Death bezeichnen: Vielmehr bewegt man sich ein Stück in Richtung Amorphis oder in den dunkleren Momenten des Albums auch Swallow The Sun („Nightwalkers“). Dazu kommen die typischen OMNIUM GATHERUM-Songs wie „The Sonic Sign“.

Songs wie „Formidable“, „The Unknowing“ und das abschließende, über zehn Minuten lange „White Palace“ sind aber weitere Belege dafür, dass sich OMNIUM GATHERUM zur Zeit wie Insomnium eher seichteren Gefilden zuwenden. Auch kann man, was die Riffs und die Arrangements gerade der Gesangsparts anbelangt, deutliche Ähnlichkeiten erkennen. OMNIUM GATHERUM sind aber in ihren Kompositionen deutlich ausladender (63 Minuten Albumlänge sprechen eine deutliche Sprache), abwechslungsreicher und letztendlich nicht weniger mitreißend melancholisch als ihre Kollegen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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