Review Opeth – In Live Concert At The Royal Albert Hall

Bekannte Bands scheinen geschichtsträchtig klangvolle Orte für besondere Anlässe zu bevorzugen. Dass die schwedischen Progressive Deather OPETH im Rahmen ihrer “Evolution XX: An Opeth Antology”-Tour anlässlich des 20-jährigen Bandjubiläums in der altehrwürdigen Royal Albert Hall Station machen, ist daher ganz und gar nicht verwunderlich. Setlistentechnisch wollte man sicher keinen Fehler machen, so gibt es auf der ersten DVD die komplette “Blackwater Park” zu sehen, DVD zwei bietet von jedem der Alben einen Song (mit Ausnahme natürlich von “Blackwater Park” und leider auch dem neuesten Output “Watershed”).

Bis man in den Genuss der inklusive Interview und Doku fast viereinhalb Stunden OPETH kommt, gilt es allerdings technische Hürden zu meistern, nicht jeder DVD-Player spielt die scheinbar selbstgebrannte Promo ab und auch das Medium PC muss man erst durch gutes Zureden dazu bringen. Die Alternative zu dieser doch recht billigen Variante der Bemusterung wäre gar keine Bemusterung heißt es im Info. Wenn man bei einer Band wie OPETH eine vernünftige Bemusterung nicht gewährleisten kann, sollte man sich beim nächsten Mal vielleicht wirklich überlegen, es sein zu lassen.

Gut, der Band sollte man das sicher nicht anlasten und nachdem die Sache dann irgendwann ans Laufen kam, gibt es, wie nicht anders erwartet, massig Qualität, Gänsehautmomente und Musik der Extraklasse zu sehen und hören. Klar, wenn man technisch hochwertige Songs in schöner Regelmäßigkeit auf den Markt werfen kann, dann sollte man ja auch in der Lage sein, diese einwandfrei auf die Bühne zu bringen. Tatsächlich ist es genau so, man wäre fast geneigt zu sagen, dass nachträglich die CD-Versionen zu den Bildern gemischt wurden, so sauber und fehlerfrei spielen Åkerfeldt und Co. Leider dauert es doch eine Weile, bis der Funke auf das Publikum überspringt, liegt es am Ende daran, dass die Münder offenstehen und man gar nicht daran denkt, etwas mit der Musik mitzugehen? Die Band tut jedenfalls ihr bestes, um mit den Zuschauern zu interagieren. Zwar sind Åkerfeldts Ansagen gewohnt spärlich, aber die Herren im Hintergrund lassen die Matten schon ordentlich kreisen und auch der Frontmann ist alles andere als skandinavisch festgenagelt. Eine opulente Lichtshow und sparsam eingestreute visuelle Effekte (ein Wald im Sonnenschein, wogendes Meer (?), bildschirmschonerähnliche Graphiken…) unterstreichen die Musik und alles in allem wird wieder einmal klar, warum OPETH zu einer der ganz großen Ausnahmeerscheinungen zu zählen sind. Dass Bild- und Tonqualität etwas heruntergerechnet werden mussten, fällt hierbei kaum ins Gewicht, jedenfalls weit weniger als die oben angesprochenen Ärgernisse.

Neben der Musik gibt es das angesprochene Interview, in dem Åkerfeldt fast 45 Minuten lang Rede und Antwort steht und eine etwa eben so lange Dokumentation. Beides ist ganz nett anzuschauen, aber eher was für den einmaligen Konsum. Das sieht bei der Musik natürlich anders aus, die kann man sich gut und gerne schon mal häufiger geben. Ich gestehe in dem Zusammenhang aber ein, dass ich nicht unbedingt der allergrößte Freund von Live-DVDs bin, zum einen klingt die Musik, egal wie gut der Sound und Musiker auch sind, von CD immer noch ein My besser, andererseits ist der große Vorteil der Live-Show, nämlich die Atmosphäre, im heimischen Wohnzimmer nicht einzufangen, auch wenn oder gerade weil es sich um OPETH handelt. Mein Fazit fällt daher etas gemischt aus, die Band spielte ein sehr gutes Konzert, die Songauswahl ist klasse und das Drum und Dran stimmt auch, allerdings bleibt wie bei jeder Live-DVD immer eine gewisse Austauschbarkeit zurück. Wer nie die Möglichkeit hat(te), OPETH live zu sehen, kann versuchen, sich diese besonderen Momente auf einer kleinen, silbernen Scheibe nach Hause zu holen, wer von OPETH alles haben will natürlich auch und von mir aus auch diejenigen, die die Band gerade erst neu für sich entdecken. Ansonsten kann man aber auch ganz gut bei den reichlich vorhandenen CDS der Stockholmer bleiben.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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