Review Orden Ogan – Final Days

2017: Facebook muss KI-Bots abschalten, da sie eine eigene Sprache entwickelt haben, die für die Programmierer nicht mehr nachvollziehbar war. Kurz darauf: Anthony Levandowski (ein ehemaliger Google-Programmierer) gründet die Glaubensgemeinschaft „Way of the Future“, die KI und Technologie verehrt. 2020: Der Chatbot „Blender“ radikalisiert sich und beginnt Fake News und Rassismus zu verbreiten. Die Entwickler ziehen den Stecker.. An Inspiration mangelte es ORDEN OGAN also definitiv nicht, als sie das Konzept für ihr neues Album „Final Days“ entwickelten. Nach Ausflügen auf Piratenschiffe, in Eiswüsten und in den Wilden Westen, verschlägt es die Power-Metaller diesmal in eine düstere Sience-Fiction-Zukunft. Aber der thematische Sprung in die Zukunft bedeutet nicht, dass ORDEN OGAN plötzlich futuristische Musik spielen, vielmehr verfeinert die Band auf Album Nummer sieben ihren Stil noch ein bisschen mehr.

Vom hier und da eingestreuten Einsatz eines Vocoder mal abgesehen, liefern ORDEN OGAN auch auf „Final Days“ ihren typischen Power-Metal-Sound, der vor allem durch großartige Refrains besticht. Von Beginn an fällt auf, dass ORDEN OGAN aber nicht mehr so klingen, als stünden statt fünf eher 50 Musiker im Studio. Dieser kompaktere, reduzierte Sound steht der Platte sehr gut. Reduziert fällt auch der Startschuss von „Final Days“ aus. Statt des von den letzten beiden Alben gewohnten Bombastes zum Einstieg in den Opener legen die Jungs mit „Heart Of The Android“ ohne Umschweife einen krachenden Start hin. Verdammt lässig und mit dem ersten Riff-Highlight des Albums baut sich der Song zu einem gewohnt epischen Refrain auf, der direkt beim ersten Hören im Ohr hängen bleibt. Ohne Umschweife schlägt „In The Dawn Of The AI“ in dieselbe Kerbe und präsentiert die beiden neuen Gitarristen Niels Löffler und Patrick Sperlin in Hochform. Löffler bekleidete bis zum Ausstieg von Tobias Kersting den Posten am Bass während Sperling komplett neu in die Band kam.

Ihre großartigen Qualitäten beweist die Saitenfraktion spätestens mit „Interstellar“, dem absoluten Übersong auf „Final Days“. Melodie, Riffs, Beat, Refrain – alle Komponenten der Nummer zaubern jedem Freund des melodischen Metal ein fettes Grinsen ins Gesicht und wenn dann auch noch Gitarrengott Gus G. ein Solo beisteuert, rückt ein Platz in den Top 10 des Jahres in greifbare Nähe. ORDEN OGAN können aber nicht nur melodisch, mit „Black Hole“ und „Hollow“ liefert die Band ihre bislang wohl härtesten Stücke ab. Vor allem „Hollow“ begeistert mit wuchtigen Riffs und Dirks technisch herausragenden Fähigkeiten am Schlagzeug. Wie üblich greifen ORDEN OGAN zum Abschluss des Albums noch einmal ganz tief in die Bombast-Trickkiste und garnieren das finale „It Is Over“ mit epischen Synthies, großen Riffs und einer dramatischen Spoken-Word-Passage.

Von einem etwas zu poppigen Ausrutscher („Inferno“) abgesehen, liefern ORDEN OGAN auch mit „Final Days“ eine weitere Scheibe auf hohem Niveau ab. An manchen Stellen vielleicht noch etwas melodischer und auch härter als die Vorgänger, zementiert die Band damit ihren Status als feste Größe im Genre. ORDEN OGAN haben es außerdem wieder geschafft, trotz Konzeptalbum, Kostümierung und epischem Power Metal nicht in Kitsch und Pathos abzurutschen. Und das kann nun wirklich nicht jede Power-Metal-Kapelle von sich behaupten.

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Wertung: 8 / 10

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