Review Ov Hell – The Underworld Regime

  • Label: Indie
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

In einer Welt, die von Widersinnigkeiten, Überraschungen und Ungereimtheiten geprägt ist, ist es bisweilen einfach schön, zu sehen, dass es auch Konstanten gibt, auf die man sich verlassen kann: Da gründet der Hauptsongwriter von Gorgoroth zwischen 2000 und 2009, King Ov Hell, mit Shagrath, seines Zeichens Sänger von Dimmu Borgir, ein Projekt, und dann klingt die Musik einfach nach Gorgoroth mit Dimmu-Borgir-Vocals. Geil. Doch alles der Reihe nach …

Bei der schlicht, aber nicht ganz ohne Witz nach dem Gründer benannte Formation OV HELL handelt es sich nach God Seed, die bekanntermaßen durch Gaahls Abkehr vom Black Metal ihr frühes Ende fanden, um den zweiten Versuch von King Ov Hell, nach dem Fiasko im Prozess um die Namensrechte an Gorgoroth wieder Fuß zu fassen. Neben bereits erwähntem Shagrath konnte der Bassist hierfür eine illustre Truppe zusammenstellen: Mit Ice Dale (u. A. Enslaved, I, Audrey Horne) und Teloch, Norwegens wohl meistgebuchtem Livegitarristen, an den Sechssaitern sowie Star-Schlagzeuger Frost (Satyricon, 1349) an den Drums tummelt sich hier das Who-Is-Who der norwegischen Szene – die Voraussetzungen könnten also kaum besser sein.

Bereits die ersten Töne des „The Underworld Regime“ betitelten Werkes erfüllen tatsächlich alle Erwartungen, in dem sie höchstens dadurch überraschen, wie sehr der Song an Kings Kompositionen für Gorgoroth erinnert: Wie vermutet könnten die Riffs auch von „Twilight Of The Idols“ stammen, und wie befürchtet irritiert die ungewohnte Kombination, hier nicht Gaahl fauchen zu hören, zunächst etwas. Glücklicherweise gibt sich beides mit der Zeit: Während das Album, ohne an Härte und Aggression einzubüßen, gerade in der zweiten Hälfte vielseitiger wird, als Gorgoroth es je waren, klingt auch Shagrath mit jedem Durchlauf vertrauter. Zwar ist dessen Stimme und Gesangsstil nicht ganz so hasserfüllt wie die von Gaahl – technisch aber natürlich dennoch über jeden Zweifel erhaben.

Auffällig, und reine Geschmackssache sind die zahlreichen Samples – ob nun grollende Donner, heulende Wölfe oder prasselnde Flammen – die die ansonsten stimmig düstere Atmosphäre bisweilen fast in den Düster-Kitsch abdriften lassen. Dieser fragwürdige Effekt wird durch die Vielzahl an Effekten, mit denen der Gesang auf Vielseitigkeit getrimmt wurde, noch verstärkt – auch hier wäre weniger fast mehr gewesen. Hinsichtlich der Spielzeit hingegen wäre mehr tatsächlich mehr gewesen: Lässt man die Samples außen vor, kommt „The Underworld Regime“ gefühlt nur gerade so über die 30-Minuten-Marke – ein oder zwei weitere Tracks hätten dem Album sicher nicht geschadet.

Mit „The Underworld Regime“ liefert King Ov Hell ein durchaus gelungenes Zeugnis seiner kompositorischen Fertigkeiten ab. Dank eines guten Händchens in Personalfragen hat er es nach den Niederlagen des letzten Jahres doch noch zum (unkündbaren!) Kommandanten einer schlagkräftigen Truppe geschafft. Zwar kann „The Underworld Regime“ nicht in jeder Hinsicht 100-prozentig überzeugen und wird Trve-Black-Metallern, die Gorgoroth schon seit „Destroyer“-Zeiten verachten, aus genannten Gründen (und aus Prinzip) nicht gefallen – Fans der Post-2000-Gorgoroth sowie von Dimmu Borgir sollten hier aber auf alle Fälle mal reinhören: „The Underworld Regime“ macht Lust auf mehr, gerne auch live.

Wertung: 8 / 10

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