Review P.H.O.B.O.S. – Phlogiston Catharsis

Black und Industrial Metal müssen für sich genommen nicht immer schwer zugänglich sein – in beiden Musikrichtungen gibt es beliebte Bands, die vergleichsweise weit in den Mainstream vordringen konnten. Für die Mischung dieser beiden Genres scheint die breite Masse hingegen noch nicht bereit zu sein, denn das meiste von dem, was deren musikalische Paarung hervorgebracht hat, mutet äußerst obskur an und ist gewiss nicht für jedermanns Ohren bestimmt. Eines der Paradebeispiele dafür sind Blut aus Nord, ein anderes ist P.H.O.B.O.S., das Soloprojekt von Frédéric Sacri, der mit ersten sogar schon eine Split herausgebracht hat. Ganze vier Jahre nach diesem Release gibt es mit „Phlogiston Catharsis“ nunmehr das vierte Album des Franzosen zu begutachten.

Es braucht keine eingehende Untersuchung, um zu erkennen, dass Sacri auch diesmal nicht viel daran gelegen ist, den Industrial Black Metal einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Tatsächlich klingt „Phlogiston Catharsis“ ganz genau so abstrakt wie es sein ungewöhnlicher Titel und sein bis zur Unkenntlichkeit zerflossenes Artwork vermuten lassen: Ohne Gnade schleift P.H.O.B.O.S. den Hörer in qualvollem Schneckentempo durch acht undurchsichtige Tracks, von denen man glatt annehmen könnte, sie wären von einer lebensfeindlichen KI kreiert worden.

Der grotesk verzerrte, diabolische Schreigesang, an manchen Stellen kaum noch als menschlich erkennbar („Taqiyah Rhyzom“), aber auch die mächtigen Gitarrenwälle – ein tiefes, maschinelles Rattern, mit dem P.H.O.B.O.S. herkömmlicher Melodieführung den Kampf ansagt – und die platten Electro-Beats kulminieren in einem gleichermaßen verstörenden wie hypnotisierenden Hörerlebnis. Eine Dreiviertelstunde lang fühlt man sich als elender Förderbandpassagier in einer Fabrik des Grauens – der absolute Maschinenhorror.

Wenn sich P.H.O.B.O.S. doch dazu erbarmt, ein bisschen mehr Melodie durchkommen zu lassen, dann sind es bedrohliche, beinahe surreale Klänge, die mit keinerlei Auflockerung verbunden sind. Der artifiziellen Natur des Songwritings entsprechend tönt „Phlogiston Catharsis“ mechanisch und roh in den Ohren, von organischem Leben keine Spur. Was P.H.O.B.O.S. auf Album Nummer vier fabriziert, ist somit in jedweder Hinsicht konsequent, allerdings auch ausgesprochen sperrig. Ein bisschen weniger Eintönigkeit hätte der unheimlichen Grundstimmung der Platte sicherlich nicht geschadet.

„Phlogiston Catharsis“ ist die Vertonung eines industriellen Albtraums: Alles scheint in einem zähflüssigen Morast aus wellenartigen Gitarren, Noise-Sounds und schwerfälligen Perkussionen zu verschwimmen. Hat man sich erst einmal einen Weg durch diesen gebahnt, bleiben zwar nur bruchstückhafte Schemen der einzelnen Songs im Gedächtnis, doch das beunruhigende Gefühl, das P.H.O.B.O.S. damit so gekonnt hervorruft, hinterlässt einen bleibenden Gesamteindruck. In Anbetracht der fiebertraumartigen Monotonie des Albums erscheint es zwar überflüssig, ebendieses in einzelne Tracks aufzuteilen, da man so dazu verleitet wird, sie in unvorteilhafter Weise gedanklich zu trennen, dennoch hat P.H.O.B.O.S. mit seiner vierten Full-Length-Scheibe etwas durchaus Hörenswertes geschaffen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert