Review Passion For Sorrow – Rotting Immortality

Die tschechische Republik war bisher nicht gerade als Mekka des melodischen Death Metal bekannt. Kein Wunder also, dass PASSION FOR SORROW zumindest außerhalb der Heimat bislang so gut wie unbekannt sind, zumal das Quintett nach einer Demo im Jahr 2009 erst jetzt wieder in Erscheinung trat. Immerhin geht man gleich mit einer Full-Length-Labelveröffentlichung an den Start. „Rotting Immortality“ heißt das etwas plakativ betitelte Werk, welches mit neun Songs auf beachtliche 53 Minuten Musik kommt.

Die Wurzeln liegen im skandinavischen Bereich, als erstes fällt einem natürlich die Göteborger Schule ein, welche auch im Infoschreiben nicht ganz ohne Stolz erwähnt wird. Um dem völlig gerecht werden zu können, fehlt es den Pragern allerdings an der entsprechenden Kraft. Urgewaltig sind PASSION FOR SORROW nur selten und so verbieten sich Vergleiche mit den erwähnten Amon Amarth und Dark Tranquillity schon ziemlich deutlich.
Vielmehr scheinen es die vier Herren mit der Teilzeitsängerin Michaela auf eine düsterere Interpretation des melodischen Stoffs angelegt zu haben. Mit Hilfe einiger netter, teilweise emotionaler Melodien und echten, klassischen Orchesterinstrumenten biegt man doch recht zügig von der todesmetallischen Spur in Richtung Gothic ab. Dann arbeitet man mit eher elegischen Stimmungen, nimmt immer mal wieder die Fahrt raus und agiert ganz Allgemein dezenter.
Schwer zu sagen, wo „Rotting Immortality“ eher seine Stärken hat. Die Melodien klingen oft nett, aber insgesamt zu wenig aussagekräftig. Beliebig austauschbar wäre ein zu hartes Urteil, aber ein wenig geht es schon in diese Richtung. Da ist es wohltuend, wenn PASSION FOR SORROW hier und da doch wieder etwas aufs Gas gehen, aber wie schon erwähnt, da fehlt es dann einfach an der notwendigen Ungestümtheit.
Ein Wort noch zu den Herrschaften an den Mikros: Frontmann und Bandkopf Fedor macht seine Sache nicht schlecht, er vermag schon, Aggression in die Stimme zu legen, gelegentliche Ausflüge in cleane Gefilde sind in Ordnung, aber die Stärken liegen schon im harten Sektor. Michaela ist erst frisch dabei und soll der Klang ganz sicher neue Dimensionen verschaffen. Auch sie arbeitet auf ordentlichem Niveau, aber ob es in einer dem Melo-Death verwurzelten Band unbedingt eine Frontfrau aus einer Nightwish-Revivalband braucht?

PASSION FOR SORROW sind keine Band, die man mal eben im Vorbeigehen mitnimmt. Wer ernsthaft interessiert ist, sollte sich bewusst sein, dass eine Menge eigener Einsatz nötig ist. Eingängig ist „Rotting Immortality“ selten, man muss schon gut hinhören, um die Strukturen zu entwirren. Schlecht ist die Platte keinesfalls, aber trotz der authentischen Instrumentierung und dem Bemühen um Abwechslung auch kein Highlight düstermetallischer Tonkunst.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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