Review Poor Genetic Material – A Day In June

Nachdem Sänger Philip Griffiths Ende 2012 bei seiner Hauptband Alias Eye ausgestiegen ist, bleibt POOR GENETIC MATERIAL das einzige Projekt, dem der Sohn von Beggars-Opera-Vokalist Martin Griffiths seine Stimme leiht. Dafür spielt der Name Griffiths auf dem neuen Album der deutschen Progrocker allerdings eine noch größere Rolle als bisher:

Denn neben Sohnemann Philip übernimmt jetzt erstmals auch Vater Martin auf mehreren Stücken den Gesang. Da er sich auf dem Vörgängeralbum „Island Noises“ (2011) bereits für die Erzählpassagen verantwortlich zeichnete, ist sein stärkerer Einsatz auf „A Day In June“ aber keine totale Überraschung. Er bringt jedoch angenehm frischen Wind in den Klangkosmos der Band. Wie nah die Stimmen von Vater und Sohn beieinander liegen, bemerkt man vor allem in den drei schönen Duetten „Wandering Rocks“, „Oxen Of The Sun“ und „Ithaca“. Darüber hinaus sind beide in je zwei Songs als Solisten zu hören.

Diese zweifellos begrüßenswerte Änderung im Sound von POOR GENETIC MATERIAL ist aber auch der größte Unterschied zu ihren letzten Werken. Stilistisch bleibt man immer noch dem ruhigen, edlen und elegischen Artrock verpflichtet. Keyboarder Philipp Jaehne ist dabei mit seinen zurückhaltenden, aber äußerst geschmackvollen Tastenklängen nach wie vor das atmosphärische Epizentrum, während Flötistin Pia Darmstaedter mit ihrem akzentuierten Spiel hier und da wundervolle Farbtupfer beiträgt, die die Musik regelrecht aufblühen lassen. Das ist vor allem deshalb viel wert, weil die Rhythmusfraktion zwar seit jeher läuft wie ein Uhrwerk, aber insgesamt doch etwas statisch und blutleer agiert.

Wie schon das Vorgängeralbum fußt auch „A Day In June“ auf einer literarischen Vorlage. Anno 2013 vertonen POOR GENETIC MATERIAL den Klassiker „Ulysses“ von James Joyce. Im Gegensatz zu „Island Noises“ handelt es sich dieses Mal allerdings nicht um ein Doppel-Album – ein weiser Entschluss, denn die Musik der Band ist trotz ihrer hohen Qualität nur bedingt für abendfüllende Unterhaltung gemacht. Dafür ist sie einfach zu verträumt und schlichtweg nicht energetisch genug.

Dennoch: Wer melodiösen, luftigen und handwerklich blitzsauber gespielten und produzierten Artrock mag, für den ist auch „A Day In June“ wieder ein echter Tipp – auch wenn es insgesamt nicht ganz so stark ist wie der Vorgänger und vor allem das bisherige Referenzwerk der Band, „Spring Tidings“.

Wertung: 8 / 10

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