Review Resistance – Two Sides Of A Modern World

„This is modern day non-stop raging death metal as its best.” Selten stand ein wahrer Satz auf einem Promozettel. Was die fünf Belgier von RESISTANCE auf ihrem Labeldebut und zweitem Album „Two Sides Of A Modern World“ abliefern ist einfach nur extrem. Das beginnt bei den aggressiven Growls, geht über die vielschichtige, oft recht kranke Musik und schließt den stimmigen Bogen beim abgefahrenen Cover.

Schon der erste Tack „Forgiven“ macht klar, dass hier weder dumpfer Death Metal noch straighter Hardcore geboten werden, sondern RESISTANCE einem einen Hassbrocken entgegenschleudern, der so recht in keine Schublade passen will. Heftiges Gebolze wechselt sich mit rhythmischem und versiertem Riffing ab, nur um kurz drauf in abgestoppte Hardcoreparts oder total ausgebremste, doomige Wucht zu wechseln. Diese Abwechslung ist auch bitter nötig, zu aggressiv und anstrengend wäre ansonsten das Material, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Herren beschlossen haben, die ersten beiden Stücke gleich mal ohne Pause als richtigen Einheizer am Stück zu präsentieren. Wenn ich ehrlich bin, hab ich den Tracksprung erst nach mehrmaligem Durchhören bemerkt, zu unerwartet kamen viele Stilwechsel innerhalb der Lieder, dass dieser gar nicht mehr auffiel.

Dass hier viel Wert auf musikalischen bzw. technischen Anspruch gelegt wurde, zeigt sich auch im pfeilschnellen Bassintro von „Cerebral Failure“, als dann auch noch eine verschrobene Melodie in göteborger Manier über die gewaltige Riffwand schwebt, bin ich schon längst überzeugt und freue mich über die kleinen „Ruhepausen“ in den Stücken um nicht völlig unter die Räder zu kommen. Immer wieder schlagen bei aller todesmetallischer Prägung auch die Hardcorewurzeln des 2003 gegründeten Quintetts durch und Teamshouts oder typisch schwerfällige Riffs schleppen sich dahin, bevor die Musik im nächsten Moment wieder völlig explodiert und man sich auf Grund der gelegentliche Strukturlosigkeit an Meshugga erinnert fühlt.

Doch die Jungs, die während der Aufnahmen zum Album übrigens noch einen Schlagzeugerwechsel verkraften mussten, treiben es noch weiter auf die Spitze und reizen das Extreme durch Spielereien wie rhythmische Geräusche, die entfernt an schreiende Schweine erinnern bis zum Letzten aus. Mit „Prelude To Funeral“ hat sogar ein Instrumentalstück (die chaotischen Schreie mal als Instrument oder Geräusch gewertet) seinen Weg auf das Album gefunden. Wobei eher weniger Instrumente und mehr Industriegeräusche und düstere Soundkollagen das Stück bestimmen. Dass die „Hinführung zum Begräbnis“ allerdings vor dem „letzten Atemzug“ – hier gibt’s übrigens auch das erste und recht destruktive Gitarrensolo zu hören – erfolgt, verwundert nur am Rand.

Auch die restlichen vier Stücke sind ein lustiger Stilmix aus Death Metal und Hardcoreelementen geworden und überrascht wie ihre Vorgänger durch die unzähligen Tempowechsel und stilistischen Brüche innerhalb der Stücke. Bei „Of Dream And Shadow“ kriegt man noch bis zum Darmwind verfremdete Shout und sogar einen kurzen und absichtlich (?) recht jämmerlichen Cleangesang zu hören. So gegenwärtig wie die fast greifbare Aggression und ständigen Wechselbäder an Geschwindigkeit und Rhythmus bei konstant hohem Härtegrad sind, ist auch die leider ziemlich eintönig geratene Stimme von Shouter Xerus. Einerseits spannt sie so einen recht verlässlichen roten Faden durch die Wirren des Albums, andererseits verhindert sie, dass sich die Band so richtig von den einzelnen Genre lösen kann. So bleibt auf jeden Fall noch kreatives Potential nach oben auch wenn jetzt schon keine wirklichen Referenzbands mehr gefunden werden können, weshalb ich Fans der härteren Gangart dringend das Antesten rate. Was die zweite Seite der modernen Welt allerdings sein soll, bleiben uns die fünf finsteren Burschen schuldig.

Wertung: 8.5 / 10

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