Wenn die Auflösung der schwedischen Tech-Death-Band Spawn Of Possession einen Vorteil hatte, dann dass sich acht Jahre nach der Trennung vier von fünf Mitgliedern unter dem Namen RETROMORPHOSIS neu formiert haben und dort ansetzen, wo Spawn Of Possessions finales Album „Incurso“ (2012) endete. Kurz vor der Auflösung gab die immerhin 20 Jahre aktive Gruppe noch bekannt, den Nachfolger von „Incurso“ zu schreiben, Arbeitstitel: „Retromorphosis“. Damit wurde aus einem Album auf dem Papier eine Band auf der Bühne, erneut mit Röndum (Gesang), Münzner und Bryssling (Gitarre), Caspersen (Bass) und Neuzugang Howard (ex-Decrepit Birth) am Schlagzeug.
Nicht verwunderlich also, dass die Combo direkt ins Roster von Season Of Mist aufgenommen wurde, worüber nun das acht Tracks umfassende Debüt „Psalmus Mortis“ erschienen ist. Dank Producer Sedenberg, der bereits die Diskografie von Spawn Of Possession abmischte und masterte, beginnen RETROMORPHOSIS ihre Karriere soundtechnisch auf dem Niveau, auf dem sich die Vorgängerband jahrelang hielt.
Das instrumentale Intro „Obscure Exordium“ teasert die Charakteristika der restlichen Songs gut an: sehr melodisch, etwas atmosphärisch, überwiegend schnell. Das Gitarrenspiel von Münzer und Bryssling besteht aus einer ausgewogenen Mischung dominant in Szene gesetzter, aber mit kurzer Spieldauer versehener Solo-Parts, variantenreichen Riffings vor allem in den Verse- und Bridge-Parts sowie komplexer Arpeggios in den Interludes. Der Gedankengang, dass RETROMORPHOSIS eine äußerst unterhaltsame instrumentale Band sein könnte, ist legitim, denn stellenweise bringt das Tapping von Lead-Gitarrist Münzner mehr Emotion in die Songs, als es Sänger Röndum durch das kraftvolle, aber abwechslungsarme Growling gelingt. Spannend sind die vereinzelten orchestralen Parts, die in Intros oder weniger schnellen Interludes eingesetzt werden. Vor allem im – mit einer Spielzeit von neun Minuten – überlangen Track „Machine“ nutzen RETROMORPHOSIS diese Parts, um trotz der vielfachen Motivwechsel eine Art Rahmenbildung zu schaffen.
Das schwedisch-deutsch-amerikanische Quintett legt mit seinem Debüt „Psalmus Mortis“ ein klassisches Tech-Death-Metal-Album vor, dessen Stärke darin liegt, die Fanbase von Spawn Of Posession, Gorod oder Obscura bedienen, sprich: mehr melodik-affine Tech-Death-Hörer begeistern zu können. RETROMORPHOSIS bieten wie erwartet ein soundtechnisch ausgewogenes und von den Songaufbauten her hoch abwechslungsreiches Werk dar, das keine Zeitenwende im Tech Death einleiten wird, gleichzeitig aber auch beweist, warum das nicht notwendig ist.
Wertung: 7.5 / 10