Review Rewiring Genesis – A Tribute To The Lamb Lies Down On Broadway

Coversongs sind meistens schlechter als das Original. Wenn es sich beim Original dann noch um solch einen Klassiker wie das 1974er Genesis-Konzeptwerk „The Lamb Lies Down On Broadway“ handelt, sollten die Interpreten endgültig Vorsicht walten lassen und es sich gleich zweimal überlegen. Die einen mögen es also respektlos finden, die anderen gespannt sein auf die Neuinterpretation des erwähnten Albums, die Spock’s Beard-Schlagzeuger Nick d’Virgilio und sein Produzent Mark Hornsby sich hier ausgedacht haben.

Zu diesem Zweck haben sie sich einige Musiker aus Nashville, wo das Album auch aufgenommen wurde, ins Studio geholt; darunter viele, die das Original noch nie gehört hatten. „Wir wollten sehen, was passiert, wenn wir die Songs diesen Musikern aus ganz anderen Genres vorsetzen“, erzählt Nick d’Virgilio in den Linernotes des Doppeldeckers.

Herausgekommen aus diesem Experiment ist ein Werk, dass sich kompositorisch nahe am Original hält, aber eine gänzlich andere Instrumentierung auffährt – und damit auch eine gänzlich andere Stimmung transportiert. Die traditionelle Rockbesetzung, in der das Original aufgenommen wurde, ist zwar auch hier vorhanden, wird allerdings durch Orchesterinstrumente wie Streicher und Hörner noch Musical-hafter, als es eh im Kern schon ist. Auch stilistisch begehen Nick d’Virgilio und Mark Hornsby Neuland. Sie schrecken nicht davor zurück, mit Bluegrass, Jazz oder Funk so manchem Stück neues Leben einzuhauchen und einen modernen Anstrich zu geben, so z.B. im gelungenen „Colony Of Slipperman“. Die eher düstere und introvertierte Ausstrahlung des Albums weicht an mancher Stelle somit einem etwas optimistischeren Sound. Für den Gesang zeichnet sich Nick d’Virgilio verantwortlich, und erstaunlicherweise vermisst man den theatralischen Gesang von Peter Gabriel zu keiner Sekunde. Einzelne Songs herauszuheben, macht ebenso wie beim Original wenig Sinn, da man „The Lamb Lies Down On Broadway“ am Besten in einem Stück genießen sollte.

Ob diese Neuauflage nun ein Verbrechen oder eine geniale Aktualisierung dieses Genre-Klassikers ist, bleibt dem Hörer überlassen. Einfallsreichtum, tolle Musikalität und Respekt vor dem Original muss man den beiden Fädenziehern hier aber attestieren – ebenso wie eine hervorragende, druckvolle und dennoch transparente Produktion. Das Cover hingegen will nicht so recht zur Musik passen und sieht eher aus, als würde es von einer 80er-Synthiepop-Platte kommen.

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert