Review Rise Of Avernus – Eigengrau

In der stilistisch bunten Metal-Szene Australiens trat 2011 mit RISE OF AVERNUS ein vielversprechendes Orchestral-Death/Doom-Projekt auf den Plan, dessen 2013er-Debüt „L’Appel Du Vide“ bereits ein schickes Artwork aus der sprichwörtlichen Feder von Seth Siro (Septicflesh) zierte. Nachdem es einige Jahre verhältnismäßig still um die Newcomer geworden war, darf man nun endlich ein weiteres beklemmendes Grafikkunstwerk Siros bewundern, denn mit „Eigengrau“ brechen RISE OF AVERNUS endlich ihr schon viel zu lange andauerndes Schweigen. Weitere prominente Unterstützung hat das Trio diesmal hinsichtlich Mixing und Mastering von Logan Mader (Once Human, ehem. Machine Head) erhalten – zu Recht?

Dass Bekanntheit, ja selbst Beliebtheit noch kein gutes Album macht, versteht sich von selbst. Schließlich können das Coverbild noch so kunstvoll gestaltet und die Produktion topmodern sein, am Ende geht es in erster Linie um die Qualität der Musik selbst. Doch auch in dieser Hinsicht muss sich „Eigengrau“ keineswegs verstecken, sodass sich RISE OF AVERNUS ruhig mit ihren Vorschusslorbeeren schmücken dürfen. Auf ihrem zweiten Full-Length setzen die Australier nämlich alles um, was man von symphonischem Death/Doom erwarten darf – und sogar einiges mehr.

Das tragende Element, das die acht neuen Tracks zeichnet, ist erwartungsgemäß die wunderbar organisch klingende Orchestrierung, die kompositorisch mindestens auf demselben Niveau anzusiedeln ist wie jene von Genre-Koryphäen wie Carach Angren oder Fleshgod Apocalypse. Dramatische Streicher, die sich mitunter gut auf einem Horrorfilm-Soundtrack machen würden („Mimicry“), bombastisch-unheilvolle Blechbläser und insbesondere das exquisite, elegante Pianospiel („Gehenna“) erfüllen dem Symphonic-Fan sämtliche Herzenswünsche, ohne je kitschig oder penetrant zu werden. Allerdings haben RISE OF AVERNUS auch darauf geachtet, ihre metallische Seite nicht zu sehr in orchestraler Epik zu ertränken.

Wer sich nach kräftigen Screams und Growls, hammerharten Riffs – oft umspielt von stimmungsvollen Leadmelodien – und drängenden Schlagzeugrhythmen die Finger leckt, wird auf „Eigengrau“ also mehr als zufriedenstellend bedient. Überaus gelungen lassen RISE OF AVERNUS schleppende, hämmernde Doom-Passagen in rohe Death-Metal-Eskapaden übergehen, in denen sie auch nicht mit Blast-Beats geizen. Stimmige Dreingaben wie kraftvoller Klargesang oder stimmungsvolle, unverzerrte Gitarren wie zu Beginn von „Eigenlicht“, wo sie im Anschluss in ein mitreißendes Riff münden, geben der Platte dann noch das gewisse Etwas, das man bei einer derart hervorragenden Veröffentlichung nicht missen möchte.

„Eigengrau“ mag soundtechnisch ein wenig zu steril klingen und stilistisch keine übermäßig neuartigen Wege gehen, aber es zeigt, dass RISE OF AVERNUS in ihrer fünfjährigen Auszeit gewiss nicht untätig waren. Sich in puncto Songwriting und Performance einmal mehr als Meister ihres Fachs präsentierend, haben die drei Australier ein so spannendes wie mächtiges Album geschaffen. Death/Doom und orchestrale Musik wissen RISE OF AVERNUS nach wie vor in flüssiger Symbiose miteinander zu verknüpfen, weshalb Fans beider Stilrichtungen an „Eigengrau“ ihre Freude haben sollten. Da kann man nur hoffen, dass der Nachfolger nicht wieder so lang auf sich warten lässt.

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Wertung: 8 / 10

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3 Kommentare zu “Rise Of Avernus – Eigengrau

  1. cooles album, die septicflesh-anleihen sind aber teilweise schon hart an der grenze. andererseits: was willste in dem genre auch sonst machen :D aber macht spaß.

    1. Ja, da mag schon eine merkliche Parallele zu (neueren) Septicflesh bestehen. Aber ich finds dann an vielen Stellen doch unerwartet atmosphärisch, wie etwa die Clean-Gitarren auf „Eigengrau“. Und wie du schon sagst, ist halt einfach rundum gut gemacht. :)

    2. Ich hab mir genau das gleiche beim Hören gedacht. Also für eine Septicflesh-Kopie ziehen sie das ganze ziemlich sorgfältig durch. Die kann man ja kaum noch unterscheiden :D Mag’s tatsächlich auch, wenngleich es gegen ein „Communion“ etwa nicht ankommt. Septicfleshs letzte Werke ja allerdings auch nicht, von daher…

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