Das Cover von "Full Force" von Silent Knight

Review Silent Knight – Full Force

Zwar wird das Genre in der allgemeinen Wahrnehmung eher im kalten Norden verortet, aber auch die Surfer-Nation Australien hat eine ziemlich aktive Power-Metal-Szene. Bereits mit der Auflösung der aus New South Wales stammenden Dungeon wurde Platz für neue Bands aus Down Under und spätestens seit Espionage ebenfalls das Handtuch geworfen haben wird es höchste Zeit für frisches Blut in der australischen Power-Metal-Szene. Auftritt SILENT KNIGHT aus Perth, die zwar schon seit 2009 aktiv sind, aber erst mit ihrem Auftritt auf dem „Headbangers Open Air“ 2017 im europäischen Markt ankommen konnten. Nachdem sie zunächst ihre ersten beiden Alben „The Masterplan“ und „Conquer & Command“ neu aufgelegt hatten, steht mit „Full Force“ nun die dritte Platte der Band bereit.

Power Metal aus Australien kann durchaus als eigene Marke betrachtet werden: Zwar folgen auch die Bands vom fünften Kontinent generell den Regeln, die einst von Bands wie Helloween, Gamma Ray oder Stratovarius geschrieben wurden, doch verpassen sie dem Sound ihre eigene Note. Deutlichster Unterschied ist, dass die Gitarre massiv im Vordergrund steht und „Full Force“ funktioniert hier als hervorragendes Beispiel. Obwohl dank großer Refrains und entsprechender Songstrukturen eindeutig im Power Metal verhaftet, ist das neue SILENT-KNIGHT-Album eine unerwartet harte Platte geworden, die trotz anschmiegsamer Melodien in erster Linie von geballter Riff-Macht lebt.

Auf „Full Force“ fallen die Riffs gar derart brachial aus, dass man in Songs wie dem Opener „Blood In The Water“ sowie „Into Oblivion“ und „Awakening“ stellenweise den Einfluss von Thrashern wie Megadeth oder Metallica herauszuhören glaubt. Weil SILENT KIGHT mit eingängigen Refrains, Gänsehaut-Melodien und vor allem irrwitziger Leadgitarrenarbeit auf allerhöchstem Niveau die übrigen Trademarks ihres Sounds erhalten haben, entsteht so ein äußerst reizvoller Gegensatz, welcher der an sich sehr eingängigen Musik die für „echten Metal“ nötige Härte verleiht. In „The Last Candle Burns“ besinnen sich die Australier dank etwas anschmiegsamerer Arrangements mehr auf ihre eigenen Wurzeln, was ebenfalls Spaß macht, gemessen an den übrigens Songs ist dies jedoch der schwächste Titel der Platte.

Passend zum kompromisslosen Songwriting wurde „Full Force“ auch eine entsprechend muskulöse Produktion verpasst. SILENT KNIGHT punkten auf ihrem neusten Album mit äußerst modernem, hartem und gitarrenlastigem Sound, der in seiner Wucht auch Bands wie Machine Head gut zu Gesicht stehen würde. Da bei der Formation vieles, was anderswo vom Keyboard erledigt wird, von der Saitenfraktion übernommen wird, passt dieser Sound ausgezeichnet zum Songwriting der Australier und zeigt, dass auch melodieschwangerer Power Metal ganz und gar unkitschig sein kann.

Man muss derartige Worthülsen mit äußerster Vorsicht und idealerweise nur in sehr geringer Dosierung verwenden, doch scheint „Power Metal mit Eiern“ tatsächlich die beste Bezeichnung der Musik von SILENT KNIGHT zu sein – zumindest im Hinblick auf ihr neues Album „Full Force“. Die Australier weichen zwar wenig bis nicht von den bekannten Gepflogenheiten des Genres ab und haben auch keinerlei Scheu vor großen, hymnischen und pathosbeladenen Refrains, doch gelingt es ihnen, das Ganze mit selten gehörter Energie und Wucht zu präsentieren. Dank technischer Finesse und einem feinen Gespür für das perfekte Gleichgewicht aus Härte und Eingängigkeit liefern SILENT KNIGHT spät im Jahr noch ein unverzichtbares Power-Metal-Album ab.

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Wertung: 8.5 / 10

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