Review Skálmöld – Baldur

Island boomt! Wirtschaftlich gesehen ist diese Bemerkung zwar nach dem Staatsbankrott 2008 sehr diskussionswürdig, kulturell kann man das Gastland der Frankfurter Buchmesse als durchaus „schwer im Trend“ betrachten. Im Metalsektor ist die Atlantikinsel mit ihrem etwas anderem Sound spätestens mit Sólstafir im Kommen, und so wundert es wenig, dass Napalm Records sich Anfang 2011 SKÁLMÖLD schnappte.

Deren Debüt „Baldur“ wurde bereits Ende 2010 über das färöische Label Tutl (das auch Týr auf den Weg brachte) veröffentlicht und von Napalm kurz darauf für den europäischen Markt zugänglich gemacht. Im selben Jahr kam es zu einem Auftritt auf dem Wacken Open Air und einer Teilnahme an der jüngsten Heidenfest-Tour, es geht also ziemlich schnell für die gerade einmal 2009 gegründete Gruppe. Was aber kann der Export aus Ultima Thule eigentlich?

Von der durchgängig verwendeten und angenehm altertümlich klingenden Muttersprache der Isländer (inklusive alter Verstechniken) abgesehen erweist sich „Baldur“ relativ bald als ziemlich konventionelles Viking Metal-Album, das reichlich Genregrößen zitiert. Ob eine Moonsorrow-eske Chorpassage bei „Upprisa“, eine absolut eingängige, aber eben auch absolut Ensiferum-mäßige Leadmelodie bei „Kvaðning“, völlig konventionelle Rhythmen (bestes Beispiel: „Hefnd“) oder ein Sound, der so voluminös, warm und glatt ist, dass er jeden Gletschercharme vermissen lässt – spannende Innovationen liefert die Platte nicht. Offensichtlich sollte man nicht a priori mit höchsten Erwartungen an isländische Musikerzeugnisse herantreten.

Beurteilt man SKÁLMÖLD (was übrigens der „Schwertzeit“ aus deutschen Edda-Übersetzungen entspricht) nicht von ihrer Herkunft her, sondern einfach als zeitgenössische Viking Metal-Band, so spricht sie den Hörer durchaus an. Die Songs sind wohlstrukturiert und kommen auf den Punkt, die Melodien bleiben im Ohr hängen und die Beteiligten verfügen allesamt über passable Kunstfertigkeiten. Sind die Growls zwar noch völlig austauschbar, so gefallen die gelegentlich eintretenden Klargesang-Passagen sehr wohl und sind vor allem vielseitig, da offensichtlich alle Bandmitglieder mal ans Mikro gelassen wurde. Hie und da beglücken uns SKÁLMÖLD auch mit einem soliden Gitarrensolo oder einer Ambient-Passage.

Insgesamt haben wir es bei „Baldur“ also mit einer ordentlichen Viking Metal-Scheibe zu tun. Vom Pioniergeist und der Kompromisslosigkeit sonstiger isländischer Acts (siehe auch die letzte Platte von Fortíð) sind SKÁLMÖLD allerdings (noch) weit entfernt. Bedenkt man das junge Alter der Band, so darf man zwar ob des übermäßig schnellen Erfolgs skeptisch sein. Andererseits kann man die Hoffnung hegen, dass aus diesem Hause noch das ein oder andere Schmuckstück zu erwarten ist.

Wertung: 7 / 10

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