Review The Fifth Alliance – Death Poems

THE FIFTH ALLIANCE kommen aus den Niederlanden und spielen eine etwas schräge Mischung aus Post-Metal, Post-Hardcore und Sludge. So lautet jedenfalls die Genreeinteilung, die die Band auch selber vornimmt, wobei dies durchaus abhängig vom Songkontext ist. Auch der Titel des zweiten Albums ließe ebenfalls eine andere Spielart erwarten, „Death Poems“ klingt doch eher nach düsterem Stoff aus der Gothic-Ecke.

Aber all das muss nichts heißen, lassen wir doch die Musik für sich sprechen. Und das tut sie mit epischer Wucht: Gerade einmal vier Songs haben die vier Musiker gemeinsam mit ihrer Sängerin eingespielt, diese laufen aber in insgesamt 36 Minuten ins Ziel. Entsprechend relaxt sind die Lieder, der Aufbau verfolgt eine gewisse chirurgische Präzision, nicht ohne aber die eine oder andere musikalische Überraschung bereitzuhalten.
Diese erfolgt vor allem in Person von Fronterin Silvia Berger, die ganz im Stile des leidenden Individuums das Ende einer wie auch immer gearteten Beziehung beklagt. Wahrhaftig depressiv intoniert sie ihre Geschichten mit viel Kraft und Energie, aber ebenso auch auf eine mitunter anstrengende Art und Weise. Verstörend wäre ein Adjektiv, welches den Stil ähnlich gut umschreibt, wobei dies genaugenommen für die gesamte Band gilt. Die akustischen Passagen kann man davon noch ausnehmen, aber sobald die Gitarren per Crunch-Effekt langsam Fahrt aufnehmen, nimmt die Anforderung an den Hörer stark zu. Dies steigert sich, wenn der Verzerrer zum Einsatz kommt, weil dann das Schlagzeug häufig ziemlich progressive Rhythmen anschlägt.
Diese sorgen zwar dafür, dass der Konsument am Ball bleibt bzw. bleiben muss, verstärkt aber die angesprochenen verstörenden Gefühle, die die „Death Poems“ verbreiten. Ok, auch die anderen Instrumente haben daran einen gehörigen Anteil. Die Gitarren spielen keinesfalls immer nur gängige Riffs, welche schon anspruchsvoll genug wären, sondern streuen immer wieder noisige Sounds ein, besonders die höhenlastig produzierten Passagen lassen hier aufmerken. In Abwechslung mit den eher erdigen Melodien, die häufig den Einstieg in akzentuierte Parts darstellen, stellen sie einen durchaus interessanten Kontrapunkt dar. Irgendwie klingt das alles etwas besser, als „Death Poems“ letztlich ist, wobei schwer zu sagen ist, was THE FIFTH ALLIANCE tatsächlich besser machen könnten. Sicherlich gehören die überlangen Songs zum Konzept, einfacher wäre es allerdings, wenn die Lieder eine Spur kürzer und damit kompakter oder schlicht eingängiger wären. Ebenso ist der Gesang sicher für den einen oder anderen tendenziell abschreckend, gerade Zartbesaitete könnten sich geradezu emotional belastet fühlen.

Aber sonst? Sonst passt das eigentlich alles. Der Hörer muss bereit sein, Zeit und Energie in THE FIFTH ALLIANCE zu investieren, gleichzeitig sollte er nicht erwarten, ad hoc dafür reichhaltig beschenkt zu werden. Die Niederländer machen ihr Ding und scheren sich sicher nicht um Konventionen, damit dürften sie einen kleinen, aber ausgesuchten Fankreis mit „Death Poems“ zufriedenstellen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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