Review The Lion’s Daughter – Future Cult

(Extreme Metal / Synthwave) „Existence Is Horror“. Nicht nur eine sehr pessimistische Aussage, sondern auch der Titel des letzten Albums von THE LION’S DAUGHTER. Mit garstig bösen Riffs zwischen Death, Sludge, Doom und Black Metal machten sie dem Albumnamen alle Ehre. Auch auf ihrer neuen Platte „Future Cult“ geht es in gewisser Weise um Horror, allerdings auf eine etwas andere Art und Weise. Wer nämlich eine geradlinige Fortführung des Stils der US-Metaller erwartet, der wird sich bereits bei den ersten Tönen des Album wundern. Denn auf ihrem dritten Album nehmen sich THE LION’S DAUGHTER jenem Synthwave-geprägten Sound von Bands und Komponisten wie Goblin oder John Carpenter an, die besonders in den 80er Jahren oft für die Soundtracks von Horrorfilmen verantwortlich waren. Zu den bekanntesten Beispielen gehören die Filme von Zombie-Legende George A. Romero, Giallo-Experte Dario Argento oder John Carpenter selbst.

Was sich also beim Titeltrack und Opener des Albums nur andeutet und zunächst als typisches Intro aufgefasst werden kann – welche ja oft Elemente wie Synthesizer nutzen, die später dann nicht mehr vorkommen – bestätigt im Anschluss „Call The Midnight Animal“: THE LION’S DAUGHTER nehmen auf „Future Cult“ markante Synthesizer-Hooks und bauen ihr Extreme-Metal Gerüst um diese herum. Wie fantastisch diese Kombination funktioniert, zeigen vor allem „Suicide Market“, „Call The Midnight Animal“ und „Die Into Us“ äußerst eindrucksvoll. Tatsächlich gelingt es der Formation, den von vielen nostalgisch verehrten Sound dieser 80er-Jahre-Horrofilm-Soundtracks zeitgemäß und stimmig in die Gegenwart zu verlagern, ohne dass diese Idee zum reinen Gimmick verkommt.

Vollständig ausgereift ist das Konzept hier allerdings noch nicht. Zu oft verlassen sich THE LION’S DAUGHTER auf ihre eingängigen Hooks, die sich meist durch einen Großteil der Songs ziehen. Zu wenig weiß der Metal-Anteil dagegen an manchen Stellen zu erzählen. Die Synthesizer einfach nur mit E-Gitarren und Getrommel zu unterlegen, mag für kurze Zeit effektiv sein, für einen Song gehört aber mehr dazu. Perfekt ausbalanciert ist dieses Verhältnis dagegen beispielsweise im Albumhighlight „Die Into Us“: Auch hier führt ein markantes Synthie-Thema durch den Song, liebäugelt dabei aber stets mit einer ähnlich prominenten Black-Metal-Melodie, während sich im Hintergrund die Rhythmusfraktion und der zwar gewöhnungsbedürftige, aber hier zweifellos gut passende Zerrgesang von Fronter Rick Giordano immer weiter zu einem tosenden Sturm aufschaukeln. Dieser Track lässt erahnen, zu welchen grandiosen Meisterstücken die Band fähig ist, wenn sie ihr Konzept noch etwas besser ausarbeitet.

Um es mit den Synthie-Spielereien nicht zu übertreiben, streuen THE LION’S DAUGHTER insbesondere in der zweiten Hälfte Songs ein, die zu großen Teilen von ihrem bekannten Black-/Sludge-Metal getragen werden. So kann das rasante, dissonsante „Galaxy Ripper“ ebenso überzeugen wie das schwermütige Finalstück „In The Flesh“. Etwas misslungen ist dagegen das fade „Tragedy“, welches nie so recht in Fahrt kommt. „The Gown“ wiederum, das als nur von Bass und Synthesizern getragenes Interlude bestens funktioniert hätte, bräuchte das Metal-lastige, wenig spannende letzte Drittel gar nicht.

Doch von diesen kleineren Schwächen des noch in den Kinderschuhen steckenden, neuen Stils der Band abgesehen ist THE LION’S DAUGHTER mit „Future Cult“ ein außerordentlich fieses Nostalgievergnügen gelungen, das durch seine Kombination von Retro-Synthies und modernem Extreme Metal einen einzigartigen Sound formt. Wenn die Band sich in Zukunft darauf fokussiert, die noch nicht so gut funktionierenden Ideen zu verbessern, dann könnte sie damit eine kreative Nische besiedeln, die der Weiterentwicklung von Extreme Metal gut tun würde. So oder so lässt sich die Truppe hoffentlich nicht von den leider doch recht zahlreichen negativen Kritiken verunsichern, die die Band für ihren Mut zu experimentieren abstrafen. Es wäre ein fatales Signal.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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