Review The New Roses – Without A Trace

Rose Tattoo waren gestern, The New Black schon immer langweilig – es ist Zeit für THE NEW ROSES! So oder so ähnlich könnte man die Band bewerben, welche sich derzeit aufmacht, von Wiesbaden aus die Welt des Rock zu erobern.

Statt damit im schönen Rheingau zu beginnen, greift die Band lieber gleich im großen Stil an – Auftritte mit ZZ Top, Black Stone Cherry, Joe Bonamassa, Molly Hatched und den Toten Hosen gespielt zu haben, kann wahrlich nicht jede Band von sich behaupten. Dass der Song „Without A Trace“ es nicht nur auf den Soundtrack, sondern gar zum Trailer-Song der US-Erfolgs-Serie „Sons Of Anarchy“ geschafft hat und Jon Lord, seines Zeichens Mitbegründer der legendären Deep Purple, Sänger Timmy Rough für sein Soloprogramm engagierte, ist da nur noch die dekadente Kirsche auf der Torte.

Die Frage, wie man es als junge Band alternder Musiker, die Rock’n’Roll wie aus dem Lehrbuch spielt, so schnell so weit bringt, dürften sich an dieser Stelle wohl viele stellen – schließlich haben THE NEW ROSES bislang lediglich eine EP veröffentlicht. Wenn ich die Antwort an dieser Stelle auch schuldig bleiben muss, beweist das nun erscheinende Debüt „Without A Trace“ doch zumindest, dass die Vorschusslorbeeren nicht ganz unverdient waren.
Bereits der Opener „Devil’s Toys“ legt mit typisch Rock los, wie er amerikanischer kaum klingen könnte. Auch, wenn der Gesang für meinen Geschmack ruhig noch etwas rauer hätte ausfallen dürfen, rockt das, was THE NEW ROSES hier abliefern schon amtlich. Statt sich allein darauf zu verlassen, versuchen sich die Herren im Folgenden vor allem daran, die gebotene Dreiviertelstunde Rockmusik so abwechslungsreich als möglich zu gestalten. Tempo- und Dynamikwechsel gehören hier genauso zum guten Ton wie vielseitig gestaltete Vocals. Dass der Gesang von Mr. Rough über weite Strecken fast etwas zu sanft aus den Boxen kommt, macht den Künstlernamen nicht eben besser – passt jedoch zu den Texten, denen ein gewisser Kitsch-Faktor nicht abgesprochen werden kann. Grade mit dem Vorwissen, dass THE NEW ROSES den Titelsong zu einer TV-Serie über eine beinharte Motorrad-Gang beigesteuert haben, hätte man hier jedoch vielleicht etwas mehr Biss, ein paar mehr Ecken und Kanten erwartet. Genau daran mangelt es „Last Bullet“ auf die gesamte Spielzeit betrachtet etwas, so dass die Konturen der Songs zwischen all den melancholischen Gesangslinien, melodischen Soli und lässigen Downtempo-Passagen auf die Dauer etwas verschwimmen.

Wer kernigen, hingerotzten Rock mit Fuck-Off-Attitüde sucht, ist bei THE NEW ROSES vielleicht nicht ganz an der richtigen Adresse – für lässigen US-Rock, mit dem im Ohr man im dicken Chevy auf dem Highway dem Sonnenuntergang entgegenrollt, sind THE NEW ROSES aber allemal zu haben. Fazit: Von wegen „Without A Trace“ – von dieser Band wird man noch hören.

Publiziert am 28. Juni 2013 von Moritz Grütz