Interview mit Timmy Rough von The New Roses

THE NEW ROSES haben frisch ihr neues Album „Sweet Poison“ veröffentlicht und feiern den Release mit einer passenden Tour. Diese begann direkt zur Veröffentlichung. Nach den ersten drei Shows haben wir uns mit Sänger und Gitarrist Timmy Rough über das besondere Gefühl von Konzerten, das Aufladen der eigenen Batterien und Veränderungen im Sound unterhalten.

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Hallo Timmy, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage, nachdem die Tour zu „Sweet Poison“ schon angelaufen ist?
Die ersten Shows sind gespielt. Der größte Knoten ist also schon mal geplatzt. Die Aufregung, bevor man neuen Songs auf die Bühne geht, ist immer etwas Besonderes. Das ist ja auch verständlich, denn wir haben ja zwei Jahre an den Songs gearbeitet. Dadurch steht immer ein merkwürdiges Ungleichgewicht zwischen Band und Publikum. Für uns sind die Songs jetzt zwei Jahre omnipräsent und für das Publikum waren die Songs brandneu. Vor allem bei den ersten Shows der Tour. Die Auswirkungen der COVID-Pandemie zwangen uns dazu, das Album quasi zeitgleich zum Tourstart zu veröffentlichen. Umso glücklicher sind wir jetzt, nachdem das neue Material – wieder einmal – bestens vom Publikum empfangen wurde.

The New Roses Sweet Poison Tour 2022

Im Sommer wart ihr wieder mit Kiss auf Tour. Wie habt ihr die Tour erlebt, wie war es endlich wieder auf der Bühne zu stehen und was habt ihr an Konzerten und dem Touren am meisten vermisst?
Auf Tour zu sein ist ein ganzheitliches Erlebnis. Der Tag beginnt in einer fremden Stadt in irgendeinem Hotelzimmer. Man packt den Koffer und hofft auf ein gutes Frühstück, bevor der Tourbus vorfährt. Dann heißt es: Gute Fahrt! Man bespricht die letzte Show, macht sich Notizen für neue Songs, hört die Lieblingsplatten der Band oder manchmal bewusst unausstehlichen Scheiß im Radio. Die Welt zieht gleichmäßig an dir vorbei, während man sich gleichzeitig von etwas weg- und auf etwas zubewegt. Das kreiert ein einzigartiges Gefühl von Vorfreude und Melancholie. Man erreicht das Venue, findet sich zurecht, bezieht sein Zuhause für ein paar Stunden. Man sieht die leere Bühne und stellt sich vor, wie es in ein paar Stunden hier aussehen wird. Die Vorfreude und Aufregung steigen und sind nun deutlich zu spüren. Man gibt ein paar Interviews, schaut auf die Uhr und merkt, dass es Zeit ist, sich bereit zu machen. Outfit checken, warm singen, Setlist prüfen und die positive Anspannung spüren. Noch fünf Minuten. Das Intro läuft, man hört das Publikum, ohne es zu sehen. Der Puls steigt, man kann es nicht mehr erwarten. Ein letzter Blick in den Spiegel, ein Schluck aus der Flasche. Irgendein Witz ohne Sinn und befreiendes Gelächter. Die Gitarre wird gebracht, man setzt sich in Bewegung. Der Fels rollt. Jetzt geht es los. Nur wenige Schritte und man tritt aus dem Verborgenen in das Scheinwerferlicht. Die Zusammenkunft, auf die alle im Raum gewartet haben, findet nun statt. Man schwebt förmlich über die Bühne, blickt in glückliche Gesichter, manche vertraut, manche ganz unbekannt und dann geht alles ganz schnell. Nur einen Augenschlag lang ist alles möglich, alles gut. Dann ist schon die Zugabe vorbei und man tritt zurück ins Dunkle. Man hört noch das Tosen der Begegnung auf dem Weg ins Backstage. Unter der Dusche versucht man sich vergeblich zu erinnern, was gerade geschehen ist, doch der Verstand kann sich gegen die ganzen Emotionen nicht durchsetzen. Ein Bier, eine kleine Mahlzeit und es wird still. Man geht noch einmal zurück auf die Bühne und alles ist leer. Plastikbecher werden zusammengekehrt und sind der letzte Beweis für das Erlebnis. Das war’s. Die Melancholie kriecht zurück in deine Gedanken. Du hörst das Scheppern von Equipment, dass draußen gerade verladen wird und dir wird klar, dass es morgen weitergeht. Alles auf Anfang, alles von vorne und doch etwas Neues und Unbekanntes erwartet dich. Und so mischt sich zur Melancholie wieder die Vorfreude: Here we go again…

Ob nun „Sweet Poison“-Tour, Festivalsommer oder die Kiss-Tour … Es ist die Art von Wahnsinn, die wir vermisst haben, von dem wir als Teenager geträumt haben und der während der Lockdowns in so weiter Ferne lag, dass es schmerzte…

THE NEW ROSES am 19.05.2019 in München

Nach sieben Jahren Auszeit kam Dizzy Daniels wieder zurück zur Band. Wie kam es dazu, dass er als neuer alter Gitarrist wieder dabei ist? Wie hat sich seine Rückkehr angefühlt und was hat der Line-up-Wechsel mit der Bandchemie gemacht?
Norman wollte nach drei THE-NEW-ROSES-Alben seinen eigenen Weg gehen, der musikalisch in eine deutlich andere Richtung geht. Wir wünschen ihm viel Erfolg und sind weiterhin in freundschaftlichem Kontakt. Dizzy war die erste Wahl als “Nachfolger”, da er ja eigentlich der “Vorgänger” ist und die Band damals mitgegründet hat. Für uns als Band ist das Family-Feeling ein grundlegender Baustein. Wir sind keine “Söldnertruppe” aus Solokünstlern. Also war Dizzy für uns der Hauptgewinn. Er kam in den Proberaum, konnte noch alle Songs … die alten Witze wurden erzählt, der alte Humor war wieder da. Der alte Sound erklang. Das hat sich natürlich auch auf das Songwriting und den Sound von “Sweet Poison” ausgewirkt…

Wie habt ihr euch im Vergleich zu „Nothing But Wild“ weiterentwickelt, was macht ihr auf dem neuen Album besser?
Nothing But Wild“ war ein großer Erfolg für uns, daher war die Versuchung groß, das neue Album mit dem gleichen Konzept anzugehen. Wir entschieden uns aber bewusst dagegen und gingen die Scheibe wilder, dreckiger und vorpubertärer an. (lacht) Wir machen nichts besser oder schlechter. Wir bleiben unserem Grundsatz treu, uns selbst nicht kopieren zu wollen und das ziehen wir durch. Natürlich lernt man mit jedem Album neue Kniffe und Tricks, die einem helfen, schneller und präziser auf den Punkt zu kommen. Das hilft und macht vieles einfacher…

The New Roses Sweet Poison CoverartworkWährend viele Bands auf ihren aktuellen Alben die Pandemie aufgearbeitet haben, merkt man das „Sweet Poison“ überhaupt nicht an. Wolltet ihr ungeachtet der aktuellen Situation einfach den Rock ‘n‘ Roll zelebrieren und Spaß haben und gute Laune verbreiten?
Wir achten die aktuelle Situation durchaus. Wir haben einfach für uns gespürt, dass es mehr Trost und Kraft spendet, wenn wir uns nicht unserem Frust ergeben und ihn ständig wieder aufkochen. Die Songs würden uns ja für immer Begleiten. Außerdem dachten wir, dass es unserem Publikum auch so geht es daher Sinn macht, bewusst Räume zu schaffen, die COVID-frei die Möglichkeit bieten, die eigenen Batterien aufzuladen und sich mit positiven Emotionen zu versorgen. Es ist also kein Ignorieren, sondern eine bewusste Art, sich dem Thema zu stellen.

Mir ist ein Country-Einschlag aufgefallen, den ich so bei euch zuvor nicht gehört habe. „All I Need Is You“ oder „The Veins Of This Town” haben diese romantische Country-Note. Woher kommt dieses neue Element?
Country war schon immer ein Element in unserer Musik. Auf dem ersten Album “Without A Trace” war damals schon “2nd 1st Time” und so zieht sich das durch alle unsere Alben. Aber ich stimme zu, dass wir die Mischung und die Präsenz des Country-Elements immer neu gewichten und so klingt besonders “The Veins Of This Town” frisch und neu in unserem Zusammenhang. Neben dem Blues ist Country ein tief verwurzeltes Element des Rock ‘n‘ Roll. Von daher fühlte es sich nie falsch an, diesen Einfluss auch zu zeigen…

The New Roses Bandfoto
THE NEW ROSES; © Vera Friederich

Vor allem „The Lion In You“ halte ich für einen potenziellen Megahit, den jede Rockband gerne in ihrem Repertoire haben möchte und der live sicher richtig gut funktioniert. Wie kommen die neuen Tracks bei den Konzerten bisher an?
The Lion In You“ steht fest auf unserer Setlist und bring ordentlich Schub in die Show. (lacht) Wir spielen sehr viel vom neuen Album und sind sehr froh darüber, dass unser Publikum auch Bock hat, es zu hören

Achtet ihr beim Songwriting schon darauf, dass die Songs live für geile Stimmung sorgen und die Leute mitmachen können?
Eher nicht. Irgendwie fühlen sich konstruierte Publikumsteile immer gekünstelt an. Entweder sie ergeben sich von selbst oder wir lassen lieber die Finger davon…

Was sind eure persönlichen Highlights auf dem Album?
Wie immer hat jedes Bandmitglied eigenen Favoriten. Ich mag „1st Time For Everything“ und „Sweet Gloria“…

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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