Review Totalselfhatred – Solitude

  • Label: Osmose
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Nachdem sich die Finnen TOTALSELFHATRED mit ihrem selbstbetitelten Debüt und dem darauffolgenden „Apocalypse In Your Heart“ einen stattlichen Ruf im Depressive-Black-Metal-Sektor erarbeitet hatten, wurde es für längere Zeit still um das Quartett. Dies rührt jedoch offenbar nicht daher, dass die vier Musiker in der Zwischenzeit ihr zuletzt im Jahr 2011 vertontes, seelisches Martyrium überwunden hätten, denn die Einblicke, die die Jungs dem Hörer auf ihrem neuen Silberling mit dem Titel „Solitude“ in ihr Innerstes gewähren, könnten nicht finsterer sein. Dennoch soll das knapp dreiviertelstündige Werk angeblich kein ausgiebiges Bad im Selbstmitleid, sondern eine Reise sein, die eben auch mit schmerzhaften Erfahrungen verbunden ist.

Nun sollte man meinen, dass TOTALSELFHATRED mit dieser Selbsteinschätzung implizieren, dass man auf dem vorliegenden Album auch Trost oder vielleicht sogar Hoffnung zu finden vermag. Bereits nach dem ersten Durchlauf tun sich jedoch ernstliche Zweifel an dieser These auf: Von den tiefste Tristesse verströmenden Pianoklängen, mit denen die Platte auf dem Quasi-Titeltrack „Solitude MMXIII“ ihren Anfang nimmt bis zum letzten Dröhnen der Gitarren, das den Abschlusstrack „Nyctophilia“ ausklingen lässt, stellt sich kein einziges Mal die Frage, welche Sorte Black Metal TOTALSELFHATRED hier eigentlich spielen.

Die niederdrückende Schwere des DSBM ist auf „Solitude“ allgegenwärtig. Frontmann A. schreit sich all seine Verzweiflung von der Seele, seine qualvollen Screams und Growls ringen förmlich um Erbarmen, das jedoch unerreichbar scheint, wohingegen die desolaten, meist getragenen Leadmelodien bereits von unausweichlicher Resignation künden. Selbst die sanften Clean- und Akustik-Parts sowie die (leider eher billig klingenden) Keyboard-Streicher bringen keine Aussicht auf Erlösung mit sich – und die gelegentlich sehr rauen Distortion-Gitarren und Schlagzeugexzesse schon gar nicht.

Dass TOTALSELFHATRED mit dieser schonungslosen Demonstration menschlicher Abgründe dennoch nur ein eher solides, allenfalls passagenweise beeindruckendes Album geschaffen haben, liegt an der zu plumpen Produktion und der eher holprigen Instrumentalperformance, die leider von Zeit zu Zeit irritierend auffallen. Darüberhinaus gibt es in den doch recht langen Tracks ein paar mittelprächtige Abschnitte zu beklagen. Ebenjenes Füllmaterial geht bei einem Ohr hinein und beim anderen allzu bald wieder hinaus, sodass die einzelnen Songs immer nur streckenweise hängen bleiben.

TOTALSELFHATRED haben sich mit ihrem Quasi-Comeback-Album weder selbst übertroffen noch ihr Genre in irgendeiner Form weiterentwickelt. Trotz seiner offensichtlichen Schwachpunkte kann man „Solitude“ allerdings als durchaus gelungene Zusammenstellung zutiefst bedrückender Musikstücke ansehen. Einige Stellen sind wirklich herzzerreißend und obgleich die Produktion die der Musik selbst entsprechende Eleganz vermissen lässt, ist es zumindest löblich, dass hier nicht der für den DSBM typische Fehler gemacht wurde, die Instrumente und insbesondere den Gesang in einem verwaschenen Soundbrei ad absurdum zu führen. Das ändert freilich nichts daran, dass die Stilrichtung anderweitig mehr zu bieten hat.

https://www.youtube.com/watch?v=WMkID9zKwkE

Wertung: 7 / 10

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