Review Trans-Siberian Orchestra – The Christmas Attic

(Progressive Metal / Symphonic Metal / Klassik / Musical) Mit „The Christmas Attic“ veröffentlichten TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA 1998 den zweiten Teil ihrer Weihnachts-Trilogie, der zwei jahre nach dem erfolgreichen Debütalbum sicherlich einige Erwartungshaltungen zu bedienen hatte. Neben dem üblichen Mix aus instrumentalen Titeln und Songs mit Gesang besteht der Kern des Albums aus der vertonten Geschichte. Diese dreht sich um ein junges Mädchen, das am Weihnachtsabend den Dachboden eines alten Hauses erforscht.

Das eröffnende Gedicht geleitet einen in diese Story: „In This Room Where Shadows Live And Ghost That Fail Learn Time Forgives, Welcome Friends Please Stay A While, Our Story Starts With One Small Child Who Spend Her Nights In Attic Dark Where Dreams Are Stored Like Sleeping Hearts“. Diese kleine Weile dauert im Fall von „The Christmas Attic“ knappe 73 Minuten, die von Paul O’Neill und Robert Kinkel produziert wurden. Insgesamt waren 31 Personen plus der Chor der St. Bartholomew’s Church in New York City an den 16 Songs beteiligt. Bereits die ersten Titel transportieren den typischen TSO-Charakter, fallen dabei aber weniger durch rockige Elemente als durch ruhig-bedachte Momente auf. „Boughs Of Holly“ ist eine Instrumental-Version des bekannten „Deck The Halls“ und wird überwiegend vom Piano getragen, dem im Rahmen von „The Christmas Attic“ allgemein eine größere Bedeutung zukommt. Wo nach den ersten drei Songs, das Intro ausgenommen, bereits etwas Langeweile einkehrt, schaffen es TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA dann doch, diesen ersten mauen Eindruck mit „The March Of The Kings/Hark The Herald Angels Sing“ zu beheben. Die Komposition vereint alle Merkmale, die Fans an der Rockoper schätzen: von Bombast geprägte Melodien, majestätische Gitarrenarbeit und deutliche Streicheranteile in einem Wechselspiel aus schnellen und entschleunigten Momenten. Aber auch neue Elemente fließen mitunter in die Kompositionen ein, so ist beispielsweise „The Three Kings And I (What Really Happened)“ ein vom Jazz geprägtes Musikstück, was sich im Gesang sowie der Instrumentierung deutlich niederschlägt.

Im weiteren Verlauf kehrt dann wieder diese zerfahrene Atmosphäre ein, die sich bereits zu Beginn andeutete. So fehlt es beispielsweise beim von einem Kinderchor eingesungenen „Christmas Canon“ leider massiv an der Eingängigkeit und festlichen Stimmung, die mit interessanten Experimenten durchzogen wurden und dazu deutlichen Rockeinschlag aufweisen. Doch gerade die zweite Hälfte hat auch die stärkeren Stücke des Studioalbums im Repertoire. „Find Our Way Home“ findet zwischen klassischer Musik und symphonisch-progressivem Rock die nahezu perfekte Balance, noch dazu kann hier ein ausdrucksstarker Sänger für das nötige Gefühl sorgen. Mit „The Music Box“ ist außerdem ein waschechter Singer-/Songwriter-Track vertreten, der gerade durch die minimalistische Herangehensweise, die ausschließlich aus Akustikgitarre und Gesang besteht, auf diesem Longplayer heraussticht. Den Abschluss bilden das an „Wizards In Winter“ erinnernde „An Angel’s Share“ und das blues-rockige „Music Box Blues“, das bereits eine Fortführung der weihnachtlichen Liedersammlung ankündigte: „But The Music Box Continues To Turn…“

TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA hatten sicherlich mit „The Christmas Attic“ einige sehr gute Ideen im Kopf, deren Umsetzung zwar gewohnt professionell ausfällt und doch im Vergleich zu „Christmas Eve And Other Stories“ etwas abfällt. Das liegt vor allem am Eindruck, die einzelnen Songs wären keine zusammenhängende Geschichte und auch am Fakt, dass die festliche Atmosphäre des Weihnachtsfests nur akzentuell transportiert wird. Ein dezenter Durchhänger der Trilogie, die ansonsten hochkarätige Weihnachtsmusik im rockigen Gewand präsentiert.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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