Review Tungsten Axe – Swedish Iron

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Heavy Metal

Mit TUNGSTEN AXE reiht sich – vorweg schon einmal mit dem passenden Namen ausgestattet – eine weitere junge Band aus skandinavischen Gefilden in die Phalanx jener ein, die sich dazu auserkoren fühlen, den wahren Stahl zu predigen, am liebsten ad infinitum, Amen. Das provoziert auch in diesem Falle die Frage nach der Position zwischen Bewahrung und musikalischem Reaktionismus; eine Frage, die vielleicht (oder besser: höchst wahrscheinlich) nur eine Handvoll Schreiberlinge umtreibt. Wer den Kampfschrei des einzig wahren Metals vernommen hat, wird sich von derlei Vernünfteleien nicht irre machen lassen, sondern sich auf das Motto der norddeutschen Metal-Band Stormwarrior berufen: If it’s not in thy blood, you will never understand.

Und obwohl das schwedische Quartett einige der bewährtesten Nieten-und-Leder-Klischees bedient, fällt ihre Musik weit weniger stumpf aus als befürchtet. Der Hörer wird zwar nicht gerade von Varianzen erdrückt, aber ganz so eingerostet wie so manche Formation dieses Genre klingen TUNGSTEN AXE auf ihrem Debüt „Swedish Iron“ auch wieder nicht. Das wird schon bei dem sehr an Iron Maiden und frühe (!) Judas Priest erinnernden Intro deutlich – hier regiert noch die Terz als wären die 80er nie verflossen. Tja, und dann rockt man sich durch 8 melodische Metal-Nummern, die in altbekannter NWOBHM-Manier eine fetzige Verquickung von teils punkigem Minimalismus, einer schweren Rock-Schlagseite und doppelstimmigen Gitarrenleads darbieten.

Überraschend positiv fällt Sänger Dick Mattson auf, der nicht zu prä-eunuchischen Tonlagen neigt, sondern eine kräftige, tiefe und teils raue Stimme hat. Zudem gelingen dem Mann einige ziemlich eingängige Gesangsspuren, vor allem bei dem Programmtitel „Heavy Metal“ oder „Devil’s Children“. Letzteres Stück ist gleichzeitig ein Paradebeispiel dafür, wie unfreiwillig komisch die auf Freiheit und Revolte gebürsteten Texte der Platte manchmal wirken. Hier treffen noch immer verständnislose Eltern auf Fäuste reckende Jugendliche. Ein ungleicher Kampf, der selbstverständlich zu Gunsten der Revoltierenden ausgeht, die mit ihren von den Eltern bezahlten Instrumenten im heimischen Hobbykeller lärmen. Aber ich verliere mich…

Nichts, wirklich gar nichts ist auf „Swedish Iron“ originell – aber, ich kann mir nicht helfen, diese Platte macht Spaß. Sie ist voller Energie und Spielfreude eingehämmert, der Sound versprüht leichte Live-Atmosphäre und überhaupt hängt der Scheibe eine schweißtreibende Aura an; trotz mangelnder Eigenständigkeit wirkt das hier alles überaus ehrlich. Nichts scheint TUNGSTEN AXE ferner zu liegen als Anbiederung. Und so nebenbei schütteln die vier Herren einige wirklich gute Minuten Musik unter das Volk, die vor allem durch die treibende Gitarrenarbeit lebt. Zwar ist das Songwriting manchmal etwas zerfasert, aber Talent ist mehr als vorhanden, die meisten der Riffs sitzen und griffige Momente finden sich in jedem der 8 Songs. Kurz: Die CD hat den Charme einer verwaschenen Jeans; altbacken, ja, aber man hängt einfach mit Leib und Seele dran. Und jedes Mal wenn man sie trägt, denkt man an die Abende, als man sich vor der Bühne stehend durch die nassen Haare gefahren ist und sich lebendig fühlte. Wer dieses Gefühl sucht, sollte „Swedish Iron“ unbedingt ausprobieren …

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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