Review Vástígr – Aura Aeternitatis

  • Label: Avantgarde
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Wie auch viele andere Musik-Genres weist der Black Metal eine gewisse Tendenz zu regionalen Besonderheiten auf. Mit skandinavischem Black Metal assoziiert man zumeist einen eisigen, düsteren Sound, in Amerika weben viele Bands erdige Folk- und Post-Rock-Klänge in ihre Lieder ein und isländische Gruppen zeichnen sich vielfach durch ihren surrealen, chaotischen Stil aus – um nur ein paar Beispiele zu nennen. VÁSTÍGR ist jedoch nicht so leicht einzuordnen. Situiert ist das noch junge Soloprojekt von Þ in Österreich, sein Debüt „Aura Aeternitatis“ zeigt über die daran beteiligten Gastmusiker und die von Stephen Lockhart (Svartidauði, Kaleikr) übernommene Produktion jedoch deutliche Bezüge zu Island. Doch auch rein auf die Musik selbst bezogen ist VÁSTÍGR nur schwer festzumachen.

Dass die von Stephen Lockhart betreuten Bands VÁSTÍGR wohl in vielerlei Hinsicht als Inspirationsquelle gedient haben, manifestiert sich auf dem Album insbesondere in Form der mächtigen, praktisch unmöglich zu verstehenden Growls und des ungreifbaren Charakters der Songs. Im Gegensatz zu den Veröffentlichungen von Svartidauði & Co, die in ihrem Wahnsinn den Lithografien M. C. Eschers gleichstehen, folgt „Aura Aeternitatis“ verhältnismäßig klaren Strukturen. So schweben über den Songs oftmals kühle, schwerelose und manchmal regelrecht sonderbare Leadgitarren („Til Alle Velendes Ende“), die mit ihren Melodien gewissermaßen den richtungsweisenden Polarstern über dem Tumult aus dynamisch-verspielten Riffs, furiosen Drumrolls, stürmenden Blast-Beats und den bereits erwähnten Growls darstellen.

Zur Vertiefung der sich selbst in den roheren Momenten nie auflösenden, frostigen Atmosphäre greift VÁSTÍGR von Zeit zu Zeit auch auf träumerisch durch die Klangzwischenräume gleitende Clean- und Akustikgitarren und geflüsterte Vocals zurück. Zwar gibt sich Þ in seinem Gitarrenspiel mitunter ein wenig zu kantig, woraus sich in Kombination mit dem etwas zu spröden Sound ein teilweise störender Widerspruch zu dem körperlos-imposanten Charakter der Musik ergibt, doch an sich überzeugt VÁSTÍGR auch in den griffigeren Passagen mit Einfallsreichtum und einer kraftvollen Performance. Da verzeiht man dem Einzelmusiker auch gerne die eine oder andere spielerische Ungenauigkeit („Aurora Borealis“).

Die Rhythmusfraktion ist aus technischer Hinsicht hingegen nichts weniger als beeindruckend, stellt Gastschlagzeuger Kjartan Harðarson hierbei doch außergewöhnliche Flexibilität und Ausdauer unter Beweis. Wenn VÁSTÍGR mit den Saitenklängen die auf dem Cover ersichtliche, verschneite Gebirgsszenerie vertont, dann ist das Drumming der tosende Orkan, der über diese hinwegfegt.

„Aura Aeternitatis“ hat definitiv seine Ecken und Kanten und nicht alle davon stehen ihm gut zu Gesicht. So könnte etwa das Gitarrenspiel zum Teil ein wenig eleganter sein. Allerdings hat Þ auf seinem Debüt nicht nur ein Händchen für stimmungsvolle Melodieführung, sondern auch für die Wahl der richtigen Mitmusiker bewiesen, sodass VÁSTÍGR hiermit ein exzellenter Einstand gelungen ist. Fans von isländischem und melodischem (Post-)Black Metal sollten dem ungewöhnlichen Spin, mit dem der österreichische Musiker an das Genre herangeht, mit Sicherheit einiges abgewinnen können und VÁSTÍGR daher unbedingt weiter im Auge behalten.

Wertung: 8 / 10

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