Review Vulture Industries – The Malefactors Bloody Register

Einfach gesagt gibt es nur zwei Arten von Bands: Gewöhnliche und ungewöhnliche. VULTURE INDUSTRIES gehören auf alle Fälle zu den ungewöhnlichen, wie sie nun ein weiteres Mal unter Beweis gestellt haben – welche Band posiert für Promophotos schon in Retro-Klamotten in eine Schlägerei verwickelt?!
1998 als Dead Rose Garden gegründet, dauerte es neun Jahre, bis nach diversen Line-Up-Wechseln unter dem heutigen Bandnamen das erste Album herauskam – und bereits auf dieser Debüt-CD wusste die Band mit einem sehr eigenen, ungewöhnlichen Stil zu begeistern. Nun steht mit „The Malefactors Bloody Register“ das zweite Werk der Band ins Haus… und überzeugt erneut durch gekonnt instzenierte Eigenwilligkeit:

Nach kurzem Intro geht es gleich medias in res: Bereits „Race For The Gallows“ beeinhaltet eigentlich alle Trademarks, für die VULTURE INDUSTRIES stehen. Diese zu veranschaulichen gelingt dabei wohl am ehesten mittels eines Vergleiches: Man stelle sich vor, Solefald hätten sich mit The Vision Bleak getroffen, um zusammen mal ein wirklich abgefahrenes Album aufzunehmen – und schon ergibt sich ein überraschend präzises Bild des Schaffens der Norweger. Groovende, melodische Riffs, progressive Songstrukturen und vielseitiger Gesang, der von harsch bis clean eigentlich alle möglichen Facetten abdeckt und eine an das 19. Jahrhundert angelehnte Aesthetik bilden die Grundpfeiler des VULTURE INDUSTRIESschen Schaffens. Dabei schafft es das Sechstett jedoch scheinbar spielend, jedem der sieben Stücke (Intro nicht mitgerechnet) eine sehr eigene Richtung zu geben – nicht zuletzt durch die Zusatzinstrumentierungen mit Cello, Viola, Saxophon und der von Herbrand Larsen (Enslaved) gespielten Hammond-Orgel.
Doch da die beste Musik ungeliebt verhallt, wenn der Sound nicht stimmt, wurde wohlweislich auch in diesem Punkt nicht geknausert: Aufgenommen in den Conclave & Earshot Studios mit Bjørnar Nilsen, zeigt sich mit Brian Gardner welcher bereits für Isis, NIN und David Bowie gearbeitet hat, ein erfahrener Mann für das Mastering verantwortlich. Und die Investition hat sich gelohnt: Mit Nachdruck, jedoch dabei zu jeder Zeit kristallklar und vielschichtig verlassen die Kompositionen die Boxen der heimischen Anlage.

VULTURE INDUSTRIES haben sich mit ihrem zweiten Album nicht nur hörbar Weiterentwickelt, sondern stellen damit nun auch endgültig das zweite Bein in die Tür zur internationalen Bekanntheit: Denn wo die Norweger bislang wohl eher am unteren Rand der Bekanntheitsskala entlangschrammten, dürften die Möglichkeiten, sich auf ausserhalb Norwegens zu etablieren, mit diesem Album, nicht zuletzt der anstehenden Tour mir Taake und Helheim wegen, doch drastisch angestiegen sein. Denn “The Malefactors Bloody Register“ ist elaboriert, innovativ und individuell – doch bei all diesen elitären Attributen dennoch vor allem eines: unterhaltsam. Und das ist auch gut so.

Wertung: 8.5 / 10

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