Das Cover von "Prophets Of Demise" von Withering Scorn

Review Withering Scorn – Prophets Of Demise

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Heavy Metal

Wenn Frontiers Music, die für künstlich zusammengecastete „Allstar-Projekte“ inzwischen ebenso berühmt wie berüchtigt sind, eine vermeintliche Band bestehend aus ehemaligen und aktiven Mitgliedern von Größen wie Fates Warning, Megadeth und Firewind promoten, dann sorgt das nicht ganz zu Unrecht für hochgezogene Augenbrauen. Im Falle von WITHERING SCORN ist diese Skepsis jedoch unberechtigt, denn die ehemals bei Dave Mustaine angestellten Drover-Brüder haben sich ganz ohne das Zutun des Duo Infernale aus Label-Boss Serafino Perugino und seiner rechten Hand Alessandro Del Vecchio mit Basser Joe DiBiase und Sänger Henning Basse zusammengefunden. Ihr Debüt „Prophets Of Demise“ könnte also eine spannende Sache sein, ist es doch zumindest ganz ohne fremdgesteuertes Songwriting entstanden.

Der im Musikjournalismus hoch angesehene Dom Lawson bezeichnet die Musik von WITHERING SCORN in seinem Review für blabbermouth.net als „nose-flattening heavy fucking metal“ – diese herrlich reißerische Formulierung lässt sich im Deutschen vermutlich ähnlich plakativ als „in-die-Fresse-Heavy-Metal“ übersetzen und sie kommt dem, was die Band auf „Prophets Of Demise“ bietet, recht nahe: Ab dem Titeltrack treffen mächtige, thrashige Riffs auf melodiöse Leads und sorgen für gehörige Wucht. Dank des Gesangs von Henning Basse, der sich für solch harten US-Metal überraschend gut eignet, erinnert das von Anfang an stark an Nevermore, wenngleich deutlich weniger verschachtelt.

Und obschon – vermutlich aufgrund des Werdegangs der Bandmitglieder – auch Megadeth als Einfluss auszumachen sind, erweisen sich Nevermore doch als größtes Vorbild von WITHERING SCORN. Auch Songs wie „The Vision“ oder „Pick Up The Pieces“ sind dank des Gesangs und dem unüberhörbar von Jeff Loomis inspirierten Riffing stark an Warrel Danes ehemalige Band angelehnt. Dabei sei noch einmal die hervorragende Leistung von Sänger Basse erwähnt, der im Kontext solch wuchtiger Songs weit besser passt als etwa bei Firewind – mitunter erinnert der Mann hier sogar an Tim „Ripper“ Owens (u. a. Ex-Judas-Priest), der dem Genre ja auch nicht fremd ist.

Die Vorbilder von WITHERING SCORN sind also offensichtlich und eine wirklich neue Herangehensweise ans Genre Heavy Metal verfolgt die Truppe auch nicht. Allerdings muss man den Musikern zugute halten, dass man die gewohnten Elemente in dieser Kombination noch nicht so oft gehört hat, was „Prophets Of Demise“ durchaus zu einem spannenden Album macht. Die Band punktet acht Songs lang mit starken Leadgitarren und verdammt bissigen Riffs verpackt in eine moderne Produktion, was sich nicht nur auf dem Papier als sicheres Erfolgsrezept erweist.

Gut möglich, dass „Prophets Of Demise“ eine der härtesten Platten im Portfolio von Frontiers Music ist – verglichen mit anderen Bands, die bei der italienischen Plattenfirma unterschrieben haben, gehen WITHERING SCORN mit geradezu kompromissloser Härte vor. Dabei hält die Band auf ihrem Debüt trotzdem ein schönes Gleichgewicht aus Wucht und Melodie und verliert nie die großen Hooks aus den Augen. Progressiv geht bestimmt anders, aber WITHERING SCORN ist ein modernes Heavy-Metal-Album amerikanischer Prägung gelungen, das Fans melodiöser Härte ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte. Gerne mehr davon!

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Wertung: 7.5 / 10

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