Aus dem fernen Russland kommt eine Band, die kaum weniger russisch klingen könnte. Die seit 2002 bestehenden WOLFMARE spielen sehr mittel- bis westeuropäischen Folk Metal, der insbesondere von seiner weiblichen Stimme lebt. Allzu große Aufmerksamkeit war der zuvor als „Wolfsangel“ bekannten Gruppe nicht vergönnt, die nun mit „Hand Of Glory“ ihr drittes Album und das zweite unter dem jetzigen Namen aufs Volk loslässt.
Als einer der größten Erfolge der Bandgeschichte wird genannt, dass man 2005 der „Special Guest“ der Russland-Tour der irischen Folk Metal-Größen Cruachan war. Dies scheint ganz und gar kein Zufall zu sein, denn stilistisch orientiert man sich unübersehbar an den Jungs (und dem ehemaligen Mädel) von der Insel. Zwei von jenen beteiligten sich auch am Vorgänger „Whitemare Rhymes“, doch auch ohne deren Mitmischen erklingt „Hand Of Glory“ ebenso in einer Zusammensetzung von mäßig heftigem Metal mit Growls einerseits sowie Frauengesang und zahlreichen Folk(insbesondere Flöten)-Einflüssen andererseits.
Der deutliche Wink nach Westen macht bei WOLFMARE auch in der Mitte einmal halt. Das bedeutet, dass sich die Russen – nicht zum ersten Mal – mittelalterlichen deutschen Texten annehmen. In diesem Falle wird das in der MA-Szene äußerst populäre „Palästinalied“ auf eine durchaus gelungene Weise interpretiert. Der Rest des Liedmaterials fußt wenn, dann nicht allzu oberflächlich erkennbar, auf Traditionals, der Bezug auf vergangene Zeiten ist dennoch unüberhörbar. Das fängt schon beim Opener an, in dem der Einsatz von Folk & Frau noch etwas auf sich warten lässt und dann für ein klienes Überraschungsmoment sorgt. Vielleicht die beste Figur macht „Bring Out The Dead“, in welchem das Wechselspiel zwischen etwas härteren Passagen und der ebenfalls schnellen Folk-Schlagseite besonders Laune macht. Mit „The Keening“ hingegen ist das äußerste Maß an Melancholie erreicht, welches WOLFMARE aufbieten – hier darf es sogar ein wenig „doomen“.
Was abschließend bleibt, ist eine ganz ordentliche Vorstellung, wenn man sich mal an den seltsam un-osteuropäischen Klang der Gruppe gewöhnt hat. WOLFMARE gelingt es, eine abwechslungsreiche Platte – freilich nicht nur mit Höhepunkten – zu schaffen, die sich mit zahlreichen Erzeugnissen diesseits der Karpaten messen kann. Etwas mehr Fülle hätte der Platte gut getan, die nach gerade einmal 38 Minuten zu Ende ist, und irgendwie ist es auch schade, dass man nichts von der legendären „russischen Seele“ auf „Hand Of Glory“ spürt.
Wertung: 7 / 10