Interview mit Stefan und Meredith von Außerwelt

Black Metal ist schon lange nicht mehr nur wüstes Gekreische und klirrende Gitarren, doch erst in jüngerer Zeit öffnet sich das Genre auch Einflüssen aus den Bereichen Hardcore und Post. Auch in Sachen Ästhetik gehen starke Veränderungen vor sich. Bands wie Ancst, Der Weg Einer Freiheit oder Deafheaven passen sicherlich nicht in das Weltbild so manchen Trve-Black-Metallers, hauchen dem Genre aber dennoch frischen Wind ein. Auch AUßERWELT aus Münster ist eine dieser Bands, die sich nicht um Genrekonventionen schert, sondern einfach ihr Ding durchzieht. Wir sprachen mit Sänger Stefan und Gitarrist Meredith über ihren bisherigen Weg, ihre aktuelle EP „Transitions“ und vielem mehr.

Hallo, danke das ihr euch Zeit für ein paar Fragen nehmt. Ich hoffe es geht euch gut?
Meredith: Moin. Danke, bei uns ist alles in Ordnung. Da es das erste Interview der Bandgeschichte ist, freuen wir uns natürlich sehr über euer Interesse.

Ich denke, dass AUßERWELT vielen unserer Leser noch kein Begriff ist, stellt euch doch bitte kurz vor.
Meredith: Ende 2011 haben Manuel, Stefan, Jonathan und ich die Band ziemlich spontan ins Leben gerufen. Wir waren damals schon befreundet. In dieser Konstellation, sowie unserem früheren Schlagzeuger Michael haben wir ab 2012 die ersten Konzerte gespielt und 2014 in Eigenregie die erste CD „Our Lives Out Of Balance“ aufgenommen. Durch den Ausstieg von Michael und andere zeitliche Schwierigkeiten hat sich 2016 alles stark verzögert. Vor eineinhalb Jahren ist dann Kris eingestiegen und wir haben uns sozusagen neu aufgebaut und mit seinen Studio- und Recording-Erfahrungen so lange an „Transitions“ gearbeitet, bis sie Ende 2017 fertig war. Diesen Sommer erscheint sie dann als Vinyl-Edition über Moment of Collapse Records.

Wie würdet ihr selbst eure Musik beschreiben? Was sind eure Einflüsse?
Meredith: Die Frage ist für mich schwieriger zu beantworten als man vielleicht denkt. Ich würde unsere Musik als modernen Black Metal mit Einflüssen aus diversen anderen Richtungen beschreiben. Dabei muss jede/r für sich entscheiden, was er/sie von bestimmten Genrebezeichnungen erwartet. Da wir privat alle sehr unterschiedliche musikalische Vorlieben haben, variiert das auch von Song zu Song. Es ist sicherlich einiges aus der Melodic Death/Doom-Ecke bei uns herauszuhören und in meinem Fall Bands die meistens unter den Post Metal-Begriff fallen. Zur Zeit der beiden „Transitions I und II“ Tracks habe ich häufig Sachen wie die „Panopticon“ von Isis, die „Agape“ und „Melting Sun“ von Lantlôs und Sachen wie The Angelic Process, oder auch The Highwaymen gehört. Ohne das bewusst zu planen, färben die Hörgewohnheiten immer aufs eigene Songwriting ab und beeinflussen sich gegenseitig.
Stefan: In der Tat keine leichte Frage. Am Anfang von AUßERWELT waren sicherlich Agrypnie ein großer Einfluss oder auch andere Bands, die eher im modernen, urbanen Umfeld unterwegs sind. Mit der Zeit habe ich mich allerdings mehr und mehr davon entfernt. Musikalisch sind tatsächlich die eigenen Songs die größte Inspiration, denn ich schreibe die Texte erst, wenn der Song größtenteils fertig ist. Inhaltlich waren die Einflüsse dieses mal sehr unterschiedlich. Zum Teil diverse Kulturen, die stark von Lebenszyklen geprägt sind. Sei es nun ein Kreislauf von Tod und Wiedergeburt oder eine zyklische Abfolge der Zeitalter. Eindeutig kann ich diese Frage allerdings nur für „Lights“ beantworten. Dieser Text ist stark von den finalen Bildern aus Darren Aronofskys „The Fountain“ inspiriert.

Steckt hinter eurem Bandnamen eine tiefere Bedeutung?
Meredith: Nein. Zumindest keine Bedeutung, die mit einem Satz präzise zu beschreiben wäre. Es gab zu Anfangszeiten der Band einen Moment wo Manuel und ich zusammen über einen passenden Bandnamen sinniert haben und es nach etlichen verworfenen Ideen AUßERWELT wurde. Viele assoziieren damit das gleichnamige Album von Year Of No Light. Die Verbindung war nicht bewusst intendiert, aber ich habe auch kein Problem damit.

Vor kurzem habt ihr eure zweite EP „Transitions“ veröffentlicht. Verfolgt ihr darauf ein bestimmtes Konzept?
Meredith: Übergeordnet vereint alle vier Songs das universelle Thema von Licht, bzw. dessen Abwesenheit auf unserem Planeten. Der Blickwinkel dazu ist in jedem der Texte ein anderer. Dazu kann Stefan als Texter und Sänger am meisten sagen.
Stefan: Die An- und Abwesenheit von Licht ist eine zentrale Metapher in allen vier Songs. Diese selbst behandeln allerdings unterschiedliche Themen, welche durch das Element des Lichts bzw. der Sonne zusammen geführt werden. In „Isolate The Sun“ geht es um Kräfte, die zugleich konstruktiv, als auch destruktiv sein können. Eben wie die Sonne. Sie ist die Quelle allen Lebens, kann es aber auch gnadenlos vernichten. „Vernal Equinox“ bezeichnet den astronomischen Beginn des Frühlings und somit die Rückkehr des Lichts und des Lebens. Ein Sinnbild für die Hoffnung, denn im kosmischen Zyklus wird nach jedem harten Winter auch ein Frühling kommen. „Lights“ beschreibt den Aufstieg und Niedergang der menschlichen Zivilisation anhand der zu sehenden Lichter. Vom Feuerschein zum elektrischen Licht und zurück. Das Ganze ist allerdings nicht das Ende sondern, die Rückkehr zum kindlichen Wesen des Menschen, der von seiner Verantwortung als herrschendes Wesen auf der Erde befreit ist. Und schließlich „Aphotic“, der garstige Bruder von „Lights“. Auch hier geht es um den Untergang der Menschheit, allerdings ohne Hoffnung, endgültig und in absoluter Dunkelheit.

Wie läuft das Songwriting bei euch ab? Schreiben alle zusammen oder nur ein Teil von euch an den Songs?
Stefan: Also zumindest bei den Songs, die du auf der EP hören kannst, haben Meredith oder Manuel die Songs im Alleingang zu 90% fertig geschrieben. Im Proberaum arbeiten wir dann alle an den Details und jeder kann sich kreativ einbringen. Die Vocals erarbeite ich auch zunächst alleine und wir machen den Feinschliff im Proberaum. Natürlich hat diese Methode Vor- und Nachteile. Im Moment versuchen wir verstärkt gemeinsam im Proberaum an neuen Songs zu arbeiten. Also zumindest die richtigen Musiker in der Band. Ich als reiner Schreihals, komme erst später hinzu (lacht).

Das Artwork von „Transitions“ lässt den Betrachter so gar nicht an Black Metal denken. Wieso habt ihr euch für dieses entschieden und von wem stammt das Artwork?
Meredith: Es freut mich, dass das Artwork von außen nicht direkt auf eine bestimmte Stilrichtung schließen lässt. Ich kann in der Regel wenig mit „klassischer“ Metal-Ästhetik anfangen und es bestand schon recht früh die Idee, das Artwork für die „Transitions“ in Sandfarben zu halten. Die Illustrationen auf dem Cover und im Booklet stammen von meiner Freundin. Sie hat ursprünglich Kunst studiert und neben den zeichnerischen Grundlagen viele tolle Ideen, die zu den Songs und Texten passen. Die Bilder zu den jeweiligen Songs sind sozusagen das Ergebnis ihrer Interpretation. Das Logo und übergeordnete Layout hat unser guter Freund Malte entworfen. Er kennt sich in dem Metier aus und hat viel Zeit für uns investiert. Allen beiden haben wir viel zu verdanken!

„Transitions“ ist eine EP mit knapp 32 Minuten Spielzeit. Waren nicht mehr Songs da oder wieso habt ihr euch entschieden, erneut eine EP zu veröffentlichen?
Meredith: Nun, es gibt durchaus Bands im Umfel dieses Genres die Alben mit dieser Spielzeit veröffentlichen (lacht). Gründe von die Veröffentlichung in dieser Form sind einerseits, dass die Songs thematisch zueinander passen und gewissermaßen jedes der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde durch einen Song vertreten ist, und andererseits war unser zeitliches und finanzielles Limit erreicht. Die Songs gehen in ihren Ursprüngen teilweise bis 2013, 2014 zurück und haben mit der Beteiligung unseres Drummers Kris, der Ende 2016 neu in die Band kam, einen Reifeprozess durchlaufen, mit dem wir sehr glücklich sind.

Schreibt ihr schon wieder an neuer Musik, eventuell sogar für euer Debütalbum?
Meredith: Neue Musik ist auf jeden Fall in Arbeit, aber es wird noch dauern, bis sich konkretes zu einem weiteren Release sagen lässt.

Seit 2012 tretet ihr auch live auf. Gab es ein Konzert oder einen bestimmten Moment, an den ihr euch besonders erinnert?
Meredith: Da gab es ein paar, ja. 2016 haben wir bei einem regionalen Festival in der Bürgerhalle Gronau gespielt. Die Organisation war für unsere Gewohnheiten extrem professionell und die Bühne viel größer als wir es sonst kannten. Die Shows die mir von der persönlichen Stimmung am besten in Erinnerung geblieben sind, waren in der Gerber Weimar, im AZ Wuppertal und Ende 2017 unsere Release-Show mit Farsot, Tongue und Brache.

Was erwartet einen Besucher bei euren Konzerten?
Stefan: Schwer zu sagen, ich habe uns ja noch nie live gesehen (lacht). Nach dem Feedback aus dem Publikum zu schließen, erwartet den Zuschauer eine ziemliche Soundwand und ein intensives musikalisches Erlebnis. Eher Musik zum Zuhören, als zum Abgehen. Wir legen viel wert auf die Atmosphäre, weshalb wir, wann immer wir können, auf eine eigene Lichtshow zurückgreifen. Die Musik steht jedoch im Mittelpunkt.

Gibt es Bands, mit denen ihr gerne mal touren würdet?
Stefan: Klar, wäre es toll mit den alten Helden zu Touren oder einzelne Shows zu spielen. Aber mal ganz ehrlich, dass wichtigste in Bezug auf die anderen Bands, sind die Menschen. Ich würde viel lieber mit unseren Freunden von Ewig.Endlich, Brache, Hexer oder Asator auf Tour gehen, als mit meiner Lieblings–Band mit denen ich mich menschlich aber nicht verstehe. Woman Is The Earth aus den USA würde ich auch gerne noch mitnehmen. Tolle Menschen und Garanten für eine spaßige Tour.

Wie ist die Metalszene in Münster? Könnt ihr uns andere Bands aus dieser Stadt empfehlen?
Meredith: Die lokale Metalszene ist sehr vielseitig und aktiv. Unser Bassist Jonathan und ich haben mehrere Jahre Konzerte für regionale Bands aller Metalgenres veranstaltet und konnten so einen guten Überblick bekommen. Neben größeren Bands wie Helrunar und Long Distance Calling möchte ich Decaying Days, die andere Band von unserem Gitarristen Manuel und Supreme Carnage, die andere Band unseres Bassisten empfehlen. Beide Bands spielen ziemlich gegensätzliche Arten von Death Metal.

Wir kommen nun zum Ende des Interviews. Ich würde es gerne mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Ich gebe euch Begriffe vor und ihr sagt, was euch als erste dazu einfällt:
AUßERWELT in 10 Jahren:
Meredith: Hoffentlich noch am Start, wenn auch von meiner Seite vielleicht mit anderen musikalischen Vorstellungen.
Stefan: Haben hoffentlich mal auf einem ordentlichen Open Air gespielt.
Trve-Black-Metal:
Meredith: Zwiespältig.
Stefan: Es gibt zwar einige zeitlose Klassiker, aber ich bin dennoch froh, dass sich das Genre weiterentwickelt hat. Trve ist doch nur eine Einschränkung , die man sich selbst auferlegt.
SPD:
Meredith: Hat viel von ihrem ursprünglichen Profil verloren, was leider auch zur Erstarkung der Afd beiträgt.
Stefan: R.I.P., sehr sehr Schade drum.
Leberkäse:
Meredith: Bin kein Fleischesser, von daher muss ich die Frage weitergeben.
Stefan: Nicht an mich (lacht).
Marvel:
Meredith: Interessiert mich nicht.
Stefan: Ich mag die Filme. Simple aber gute Unterhaltung.

Ich danke euch nochmals für eure Zeit.

 

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