Interview mit Dunkelschön

Ohne große Einleitung kommt an dieser Stelle die Gruppe DUNKELSCHÖN zu Wort, passend zu ihrer eher sanft-ruhigen Musik, die vom Celtic Folk ausging und sich immer weiter entwickelte ohne dabei die Wurzeln außer Acht zu lassen. Wer neugierig ist oder wen das Interview neugierig macht, der schreibt eine E-Mail mit „Dunkelschön“ im Betreff und seiner Adresse an sigi@metal1.info und kann eine von 3 CDs namens „Torenvart“ gewinnen, u.a. mit Klassikern wie „Herr Mannelig“

Beschreibt kurz euren musikalischen Werdegang: In welchen Bereichen liegen die Wurzeln der einzelnen Bandmitglieder?
Die musikalischen Wurzeln der einzelnen Musiker liegen sicherlich vorrangig im Folkmusik Bereich. So klang auch die Musik unserer Gruppe „Dunkelschön“, die wir zu Beginn des Jahres 2004 gründeten, am Anfang noch mehr nach Celtic-Folk, auch wenn wir damals schon Instrumente wie Harfe und Drehleier einsetzten. Durch die Anschaffung neuer „alter“ Instrumente wie der Nyckelharpa und unserem Hang zu historischen Themen und alten Sprachen klang unsere Musik bald immer mehr nach Klängen aus alter Zeit. Das heißt nicht, dass wir unsere Celtic-Folk Wurzeln vergessen haben – ich denke, wir haben unseren Anfangsstil einfach weiterentwickelt. Und so wie wir als Band zusammengewachsen sind, so sind unsere Celtic-Folk-Wurzeln auch irgendwo in das Geäst von Dunkelschön eingewachsen.
Mittlerweile sind wir nun das zweite Jahr auf Märkten und historischen Veranstaltungen unterwegs und freuen uns sagen zu können, dass wir eben das machen, was von „Innen“ kommt und uns Freude bereitet.

Wie würdet Ihr „Neulingen“ mittelalterliche Musik erklären?
Ich weiß nicht, ob es „mittelalterliche Musik“ wirklich gibt – es ist wohl schwer möglich mit unserem von der Jetztzeit geprägten Denken und Handeln nachzuvollziehen, wie frühere Spielleute gelebt und gedacht haben. So fließt auf die eine oder andere Weise doch immer etwas Moderne in das musikalische Wirken der verschiedenen Gruppen ein und das wirkt sich auf ihre Musik aus. Ich würde es von daher lieber mittelalterlich orientierte Musik nennen und zur Erklärung würde ich sagen, dass man Musik nicht erklären kann, da sie aus Emotionen entsteht und man diese nur sehr schwer in Worte fassen kann.
Bin ich doch gezwungen eine Beschreibung für unser Tun zu finden, würde ich mit hilflosen Worten sagen, dass es der Versuch ist, mit alten fast schon vergessenen Instrumenten fröhliche wie traurige Klangbilder zu erschaffen und alte wie neue Themen musikalisch in Szene zu setzen.

Wie kann man ihnen diese Art von Musik zugänglich machen außer durch moderne Einflüsse?
Wie schon gesagt lässt sich das mit den modernen Einflüssen schlecht abspalten. Jedoch denke ich, dass sich das eh schon verselbstständigt hat und immer mehr Leute Interesse an dem Vergangenen finden. Im Lauten wie im Leisen ist die Vergangenheit präsent –
sei es ein Besuch auf einem der zahllosen Mittelaltermärkte oder nur ein Spaziergang vorbei an einer alten Ruine. Die Leute sind neugierig geworden und bereit dazu, eine kleine Pause vom stressigen Leben des 21. Jahrhunderts zu machen.

Wo liegen die Unterschiede von Euch zu anderen Mittelalterbands und was sorgt für Widererkennungswert bei eurer Musik?
Im Gegensatz zu vielen anderen mittelalterlich orientierten Bands benutzen wir keinen Dudelsack. Unser Musikstil ist daher weniger „brachial und laut“.
Das ist es auch, was unseren Widererkennungswert ausmacht. Wir lassen das „mittelalterliche Feeling“, das nicht weniger energiegeladen sein muß, auf eine sanftere Weise entstehen.

Wodurch wird eure Musik am meisten beeinflusst (Vorbilder, Stilrichtungen, Kulturen, Religionen, usw.)?
Wenn wir Musik „machen“ versuchen wir uns einfach treiben zu lassen und probieren dabei umzusetzen, was uns derzeit bewegt. Häufig sind es alte Geschichten oder die Natur, die uns bewegt. Wenn man mit offenen Augen durch die Lande geht, Burgruinen, knorrige Bäume, Wegkreuze und seltsame Felsformationen sieht, ist es die Phantasie selbst, die einem Geschichten zu diesen Plätzen erzählt.

Wie erklärt ihr euch die wachsende Akzeptanz eurer Musik in Deutschland auf der einen Seite und die ablehnende Haltung der Radiostationen, TV Sender, etc. auf der anderen?
Ich weiß nicht, ob dort eine ablehnende Haltung vorherrscht, das ist mir bisher noch nicht aufgefallen. Ich nehme das eher so wahr, dass in den Medien seit jeher die typische Mainstream-Musik rauf und runter gespielt wird und nicht konform gehende Musikstile und deren Szenen beständig daneben existieren und sogar ihre eigenen unabhängigen Radio- und Fernsehsender hervorbringen.

Wie kann man allgemein und wie könnt ihr selbst Vorurteile wie z.B. Eintönigkeit und mangelnde Abwechslung gegenüber mittelalterlicher Musik widerlegen?
Ich finde gerade im Bereich der mittelalterlich inspirierten Musik lassen sich so viele unterschiedliche Richtungen und Strömungen finden. Wo sonst wird so viel experimentiert und kombiniert? Die einen machen auf authentisch, andere mischen Dudelsack und Drehleier mit E-Gitarren Riffs, weitere hinterlegen Historisches mit Computerbeats und Syntis und jedes Mal kommt ein total anderer interessanter Sound heraus. Von laut bis leise, rhythmisch bis träumerisch – mit geöffneten Augen und Ohren kannst du alles dort finden und so wenig hört sich dabei gleich an.

Welche Zielgruppen sind eurer Meinung nach besonders geeignet für Drehleiern, Dudelsäcke, Geigen, Flöten, usw.?
So wenig wie die Mittelaltermusik gleich klingt, so wenig lässt sich das über einen Daumen peilen. Die Geschmäcker sind verschieden und Interesse an dieser Art von Musik findest du überall. Wenn ich auf Mittelaltermärkten oder unseren Konzerten umher schau kann man von schwarz bis bunt, Kind wie Greis alles finden.

Welches sind die größten Irrtümer, die man leichtfertig in Verbindung mit Mittelaltermusik bringt?
Dass Mittelaltermusik immer nach Dudelsack und alle Gruppen gleich klingen.

Eure Meinung zu Mittelaltermärkten und Konzerten dort?
Ob als Besucher oder Mitwirkende – wir genießen die Szene.

Mit „Unter den Linden“, „Ai vis lo lop“ und „Herr Mannelig“ habt ihr 3 traditionelle Mittelalterstücke neu interpretiert. Was unterscheidet z.B. eure Version von Herr Mannelig von denen von In Extremo oder Wolfenmond?
Ich denke, man kann sagen die Version von In Extremo ist eher die rockige, brachiale Variante, während Wolfenmond wie auch Garmana eher die langsame mystische Richtung interpretieren. Unser Arrangement liegt irgendwo in der Mitte. Und außerdem – was heißt hier eigentlich traditionell? Der Herr Mannelig ist von uns! In unserem letzten Schwedenurlaub trafen wir bei einer Wanderung ein altes Bergtrollfräulein, die uns ihre Geschichte erzählt hat. Dummerweise scheint sie sehr gesprächig zu sein und diese auch schon anderen Leuten vor uns mitgeteilt zu haben…blöd!

Werdet ihr in Zukunft eigene Texte schreiben oder eher auf traditionelle Vorlagen zurückgreifen?
Neben einigen alten Texten und Spielmannsreimen schreiben wir seit jeher die meisten Sachen selbst. Auch in der Zukunft wird das wohl so bleiben, was aber nicht bedeuten soll, dass wir eventuellen Begegnungen mit Bergtrollfräuleins und anderen Schattenwesen keine Beachtung mehr schenken würden…

Wortspiel (das erste, was euch zu folgenden Begriffen in den Sinn kommt):
Corvus Corax – Eine feste Instanz und wegbereitende Vorreiter
Schandmaul – Lyrischer Mittelalter-Folk-Rock – einfach genial!
In Extremo – hm
Subway to Sally – Als ich sie das erste Mal live gesehen hab, hat mich das aus den Socken gehauen…
Carmina Burana – Die Orff\’sche Aufführung des Liederkranzes Schweinfurt – was war das für ein Gänsehauterlebnis!
Spielmänner und Spielmannsleben – Uf Toren vart…damals wie heute ein brotloses Unterfangen
Tradition oder Fortschritt – lässt in Kombination unendlich viele Varianten neuer Möglichkeiten entstehen. Außerdem ist es der Lauf der Welt und lässt sich eh nicht vermeiden.
Plugged oder unplugged – lieber unplugged, klingt einfach ehrlicher
Tokio Hotel – die Kids stehen drauf – warum also nicht?!

Geschrieben am von Metal1.info

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