Review Dunkelschön – Irfind

Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung des Debütalbums „Torenvart“ veröffentlichen die vier Musiker von DUNKELSCHÖN bereits ihr zweites Album namens „Irfind“. Dass dieses recht kurze Intervall keine Seltenheit mehr im Mittelalterbereich ist, habe unter anderem Szenegrößen wie Qntal bewiesen. Ab und an verlangt kreatives Potential eben nach mehr als einem Tonträger, doch mit einer Gesamtspielzeit von knapp 44 Minuten fällt „Irfind“ nicht allzu lange aus. Dies muss nicht zwingend ein Nachteil sein, denn bereits mehrere Mittelalteralben litten eher unter zu viel als zu wenig Material.

Bis zum einsetzenden Gesang ist der Opener „Madekeijla“ ein kunterbuntes, flottes und lebhaftes Durcheinander der verschiedenen Instrumente, doch leider sind die Stimmen zu weichgespült und nicht markant genug, um dem zugrunde liegenden Stück gerecht zu werden. Bei „Torenvart“ gab ich der Band noch den Ratschlag, mutig zu sein und ruhige, wenngleich nicht pathetische Eigenkompositionen zu setzen. Genau dies geschieht meiner Meinung nach beim Vorzeigestück des Albums: Iswind. Die sanfte weibliche Stimme von Sängerin Vanessa transportiert die gediegene Stimmung sehr passend und obwohl das Stück die gesamten 7 Minuten recht gleich aufgebaut ist, wird es nicht langweilig, sondern entfaltet eine beinahe meditativ-entspannende Wirkung. Durch die kurzen Passagen, in denen sich weiblicher und männlicher Gesang zu Trommelbegleitung vereinen, wirkt „Iswind“ beinahe choral – ein kleines Meisterwerk.

Mit „Harfenritt“ folgt ein instrumentales Stück, das größtenteils von der Harfe bestimmt wird, aber leider noch nicht auf dem Niveau eines Oliver Sa Tyr von Faun ist. Der schöne Wechsel zur Flöte ist dennoch eine wohltuende Ergänzung. Neben vielen Eigenkompositionen orientierten sich Dunkelschön bei einigen Liedern wieder an literarischen Vorlagen, so z.B. bei „Der Mond“, welches ursprünglich von Friedrich Rückert stammt. Der Text erzählt eine schöne Geschichte, doch dieses Mal kann ich mich mit Vanessas Gesang nicht anfreunden: Der Wechsel zu den hohen Tönen missfällt meinem Trommelfell und dieser Umstand wiederholt sich später bei „Dornenweich“ noch ein zweites Mal.

Dass es gar nicht immer der Text sein muss, der eine Botschaft transportiert, beweist „Iddadh ‚N’ Duir“, bei dem zwar der Inhalt verloren geht, doch die Tanzbarkeit eindeutig spürbar ist, besonders nachdem gegen Mitte des Stücks eine schnellere Passage beginnt, bevor das Stück ebenso langsam ausklingt wie es anfing. „Sator Arepo“ gerät dank des geflüsterten Gesangs sehr eindringlich und ist überzeugend arrangiert – für mich persönlich das zweitbeste Stück des durch und durch soliden Albums mit einem echten Ausreißer nach oben. Nach einer weiteren Eigenkomposition in Form von „Nebel in den Weiden“ wenden sich Dunkelschön dem skandinavischen Raum zu und liefern mit „Uti Rosen“ ein Stück ab, das allein durch die Sprache abwechslungsreich und frisch anmutet. Mit dem unglaublich einfühlsamen und aussagekräftigen „Adé mein Lieb“, das mich ein bisschen an „Dein Anblick“ von Schandmaul erinnert, findet „Irfind“ schließlich recht schnell seinen Abschluss und mir bleibt auch nur noch zu sagen: Auf Wiedersehen, Dunkelschön, bis zum nächsten Mal. Es war schön mit euch.

„Irfind“ ist meiner Meinung nach eine kleine Steigerung zu seinem Vorgänger „Torenvart“. Allein die Abkehr von „Herr Mannelig“ und Co. sollte belohnt werden, zumal die Eigenkompositionen zum Teil durchaus hörenswert sind und es keine Totalausfälle auf dem gesamten Album gibt. Im Gegenteil, mit „Iswind“ hat man ein echtes Schmankerl geliefert. Die übrigen Stücke sind solide bis gut. Würdigen sollte man in jedem Fall noch das überaus detaillierte Artwork und die herangezogenen Quellen für die einzelnen Songs, die man in dieser Form selbst im Genre der mittelalterlichen Musik, in der schon so ziemlich alles gemacht wurde, noch nicht gesehen hat.

Wertung: 7.5 / 10

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