Interview mit Erik Cohen

Mit dem neuesten Album „III“ hat ERIK COHEN wieder einen rockigeren Weg eingeschlagen. Wir sprachen mit dem Sänger über den pragmatischen Titel, das okkulte Cover-Artwork, möglichen neuen Songs von Smoke Blow und seinen Job als Erzieher.

Mit „III“ wurde jetzt logischerweise dein drittes Soloalbum auf den Markt gebracht. Warum dieser pragmatische Titel?
Der entstand eher zufällig. Ich hatte in einem guten Moment eine grobe Form des Coverfotos im Kopf, das den Albumtitel ja direkt beinhaltet und dachte mir, dass das Ganze ziemlich gut mit dem recht schnörkellos nach vorn gehenden musikalischen Inhalt korrespondieren könnte. Also eine Session gemacht, Foto für sehr gut befunden und den Gedanken somit in die Tat umgesetzt.

Und wie fiel das erste Feedback von Fans und Presse aus? Wie viel Wert legst du allgemein auf diese Kritik?
Ich erhalte derzeit recht viel aufmunterndes Feedback und freue mich darüber. Ich habe das Gefühl, nach nunmehr drei Platten grundsätzlich auf etwas mehr Akzeptanz zu stoßen, als noch zu Beginn. Aber es ist natürlich nicht so, dass ich Musik mache, um Kritiker zu begeistern oder es drauf anlege, möglichst vielen Leuten zu gefallen. Dennoch ist es durchaus spannend, von Menschen, die sich in bestimmten musikalischen Bereichen wirklich gut auskennen Feedback zu bekommen. Wenn das dann positiv ausfällt, gibt einem das selbstverständlich ein gutes Gefühl. Allerdings begleitet mich wie angedeutet seit dem ersten Album auch Skepsis und tendenzielle Ablehnung – und auch damit muss man umgehen. Am Ende bleibt die Hauptsache, dass ich voll hinter dem stehe, was ich musikalisch abliefere.

Das Artwork ist dieses Mal noch ein Stück düsterer ausgefallen und hätte so problemlos auch auf einer okkulten Rockplatte seinen Platz finden können. Was steckt dahinter und wer hatte die Idee für das Cover?
Das war meine Idee, ich habe es ja bereits angerissen. Ich mag das Spiel mit Images und denke mir etwas dabei. Das Frontcover ist auch in Kombination mit dem zweiten Foto im Innenteil des Booklets bzw. im Innenteil des Gatefold-Sleeves der LP zu sehen. Grüße ich vorn noch recht düster aus dem Jenseits, erfreue ich mich im Inneren durchaus entspannter Lebendigkeit am Piratenstrand. Totgesagte leben länger.

Mit „Hart am Overkill“ und „Belphegor“ befinden sich zwei Lieder auf der Platte, die bekannte Metal-Bands im Titel führen. Ist das Zufall? Was hältst du persönlich von den genannten Bands?
Das ist in der Tat ein Zufall, die beiden Titel stehen in keinem Verhältnis zu den genannten Bands.

„Englische Wochen“ thematisiert des Deutschen Lieblingssport Fußball. Hast du einen Bezug zu diesem Sport? Falls ja, welchem Verein drückst du die Daumen?
Den Bezug habe ich natürlich, sonst hätte ich den Song nicht im Repertoire. Ich halte es mit Holstein Kiel und für „Englische Wochen“ stand das Scheitern in der Relegation im Juni 2015 gedanklich klar Pate. Ich wollte hierüber einen grobkörnigen musikalischen Film schreiben und einen Fußball-Song präsentieren, der zu ERIK COHEN passt und einen einigermaßen frischen Ansatz bietet.

Gibt es einen oder mehrere der neuen Songs, die dir besonders viel bedeuten? Und wenn ja, warum?
Ja, natürlich gibt es die. Eigentlich bedeuten mir nahezu alle meiner Songs etwas, denn sonst hätte ich sie nicht auf Tonträger gebannt. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich, aber das Allermeiste, was ich textlich zu Tage fördere, ist in irgendeiner Form aus meinem Leben gegriffen. Es ist jedoch in den meisten Fällen so, dass ich mir große Mühe gebe, auf lyrischer Ebene eine individuelle Fläche anzubieten, um es den Leuten zu ermöglichen, ganz eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen und selbst kreativ zu werden. Hierüber versinken meine ganz persönlichen Ansätze etwas im Hintergrund und sind nicht immer unmittelbar greifbar. Das finde ich für alle Seiten aber durchaus spannend.


Smoke Blow spielen ja weiterhin Konzerte. Besteht vielleicht doch noch Hoffnung, dass irgendwann neues Material veröffentlicht wird?
Hierzu haben wir eigentlich alles gesagt und am gegenwärtigen Status der Band wird sich nichts mehr ändern. Ein achtes Smoke-Blow-Album kann also weiterhin beruhigt ausgeschlossen werden. Wir machen, was wir möchten, wann wir es möchten und dieser Ansatz hält die Band soweit auf Live-Ebene leidenschaftlich und auf bestimmte Art auch immer wieder frisch. Solange wir dies – und hier ist unser Publikum ausdrücklich mit eingeschlossen – so empfinden und gemeinsam mit viel Freude dabei sind und eine Art Budenzauber entsteht, solange wird es auch gelegentliche Konzerte geben. Wir würden aber aufhören, zu spielen, wenn wir merkten, dass das einfach nicht mehr wirklich Smoke Blow ist, was live passiert.

Ich habe im Netz gelesen, dass du verheiratet bist und vier Kinder hast. Stimmt das und falls ja, wie viel Einfluss hat deine Familie auf deine Musik?
Ich habe seit wenigen Wochen sogar fünf Kinder. Und bin verheiratet, das ist korrekt.

Außerdam stand dort geschrieben, dass du hauptberuflich als Erzieher arbeitest. Gehst du diesem Job noch nach? Inwiefern siehst du ein Spannungsfeld zwischen dem Erzieher und dem Rockstar ERIK COHEN?
Natürlich gehe ich meinem Job noch nach, denn von der Musik kann ich nicht leben. Es ist in meiner Position als unabhängiger Künstler, der sich seit der ersten Platte selbst herausbringt und in kleinen Schritten selbst aufbauen muss nicht gerade einfach. Denn du musst ja nahezu alles, was reinkommt, gleich wieder investieren, um eine weitere Platte angehen und auf einem halbwegs vernünftigen Niveau herausbringen zu können. Mit „Rockstar“ sein hat das nicht viel zu tun. Eher mit harter, oft unbezahlter Arbeit. Aber nicht von der Musik leben zu müssen, hat auch seine Vorteile. Denn ich kann immer genau das machen, was ich möchte, ohne dabei größeren Zwängen ausgesetzt zu sein. Als DIY-Künstler geht’s natürlich auch immer um die Wurst, aber immerhin hätte ein Abrauchen „nur“ zur Folge, dass ich keine Platten mehr machen und das Label einmotten kann. Die Musik brauche ich ganz allgemein als Ausgleich, ich bin diesbezüglich ein leidenschaftlich Getriebener und muss mich hierüber kreativ austoben und verwirklichen.

Ok, dann danke ich dir an dieser Stelle. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
In Extremo: Bin ich musikalisch nicht so im Thema.
Große Koalition: Kleine SPD.
Dein Lieblingsalbum: Germs – (GI)
Winter: Folgt immer auch ein Frühling drauf.
Chester Bennington: R.I.P.
ERIK COHEN in fünf Jahren: Das entscheidet sich nicht von allein.

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Hört und schaut ruhig mal rein und bringt offene Ohren mit!

Publiziert am von Christian Denner

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