Review Erik Cohen – Live aus der Vergangenheit

  • Label: RYL NKR
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Rock

Nach seiner durchaus erfolgreichen Album-Trilogie meldet sich ERIK COHEN mit einem 70-minütigen Studio-Livealbum zurück. Mit seiner Band pflügt sich der Kieler durch das hauseigene Repertoire und möchte essentielle Songs der Bandgeschichte in ungeschminkter Form präsentieren. Für „Live aus der Vergangenheit“ haben sich die Musiker für einige intensive Sessions im Kieler Demolition Room verbarrikadiert. Entstanden ist ein Live-Album, das mehr ist als eine auf die Highlights reduzierte Werkschau, die ERIK COHENs rauen, vielseitigen Rockansatz in den Fokus stellen möchte.

Der Opener „Kapitän“ besticht mit düster-wuchtigen Riffs und wunderbaren Gitarrenmelodien, lässt den Gesang in diesem mächtigen Saitenkonstrukt aber auch etwas untergehen. Das ist insofern schade, als ERIK COHENs Songs eigentlich von den Texten getragen werden. Bei den folgenden Titeln klappt dies mal besser („Licht“), mal schlechter („Schattenland“) . Hier wirkt „Live aus der Vergangenheit“ zu Beginn in Sachen Abmischung nicht ganz rund.

Mit dem weiteren Fortschreiten wirkt diese Qualitätsschwankung glücklicherweise abgelegt. Der grundlegende, düstere Stil zieht sich durch die weiteren Songs aber wie der sprichwörtliche rote Faden. Das liegt zum einen an der Musik, aber auch an Cohens rauer Röhre. Referenzen an andere Künstler sind ebenfalls erkennbar: So erinnert „Mexikanische Lieder“ an Böhse Onkelz‘ „Mexiko“, „Goldener Reiter“ ist eine Hommage an Joachim Witt und seinen bekannten Neue-Deutsche-Welle-Hit.

Ein wenig mehr musikalische Abwechslung wäre aber im Gesamtbild durchaus wünschenswert gewesen. Die 16 Songs sind zwar alle innerhalb zusammenhängender Sessions entstanden, sind sich aber mitunter derart ähnlich, dass über die Laufdauer von 70 Minuten eine gewisse Langatmigkeit und Eintönigkeit nicht von der Hand zu weisen ist. Diese Abwechslung wusste ERIK COHEN auf seinen Studioalben besser in Szene zu setzen.

„Live aus der Vergangenheit“ folgt einem interessanten Ansatz, ist aber als Endprodukt zu gleichförmig und eintönig geraten, als dass es auf ganzer Linie überzeugen könnte. Klar, ein reduzierter Ansatz bringt gewisse Einschränkungen mit sich, kann aber auch abwechslungsreicher gestaltet werden. Für ein Live-Album fehlt ebenfalls die gewisse Atmosphäre, die ein anwesendes Publikum mit sich gebracht hätte. So lässt ERIK COHEN einen diesmal etwas ratlos zurück. Das Können der Musiker ist nicht wirklich in Frage zu stellen, das Endprodukt ist dennoch auf seine Weise eher ernüchternd.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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