Interview mit Hauptmann Feuerschwanz von Feuerschwanz

FEUERSCHWANZ haben mit „Memento Mori“ zum Abschluss des Jahres 2021 nochmal ein musikalisches Highlight im Gepäck. Der mit „Das elfte Gebot“ eingeschlagene härtere, ernstere Kurs wird konsequent fortgeführt und erweitert. Im Januar 2022 wäre nun eigentlich eine groß angelegte Tour angestanden – wie viele andere mussten aber auch FEUERSCHWANZ diese um über ein Jahr auf 2023 verschieben. Den Jahreswechsel feiern die Folk Metaller dafür immerhin mit einer Online-Releaseshow inklusive Streamingkonzert. Hauptmann Feuerschwanz erzählt uns diesmal von der konstanten Weiterentwicklung der Band, seiner Fantasy- und Tolkien-Liebe und was er lieber feiert als Weihnachten und Silvester.

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Hallo Hauptmann, vielen Dank dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage?
Danke der Nachfrage. Wir haben uns wieder vom Schock im Dezember erholt, als klar wurde, dass unsere Tour im Januar wegen der hohen Inzidenzen nicht statt finden kann. Jetzt fiebern wir unserem Release am 31.12. entgegen. (Kurz vor Release wurde die Veröffentlichung um einen Tag auf den 30.12. vorgezogen, Anm. d. Red.)

Feuerschwanz memento Mori CoverartworkMit Silvester habt ihr euch für „Memento Mori“ für ein ungewöhnliches Veröffentlichungsdatum entschieden. So wird es schwierig, noch in irgendwelche Jahreslisten zu kommen, aber Aufmerksamkeit ist euch gewiss, andere Metalreleases am 31.12. sind mir nicht bekannt. Warum habt ihr euch schlussendlich für dieses Datum entschieden? 
Wir haben volles Vertrauen zu unseren Beratern und unserem Label. Zuerst aber waren wir genauso überrascht und uns ist die Kinnlade herunter gefallen. Darf man das überhaupt? Aber letztlich gibt es keine einfachen Veröffentlichungszeiträume mehr. Warum nicht den ungewöhnlichsten Zeitpunkt des Jahres wählen? Es passt zum Zeitgeist.

Der Titel „Memento Mori“ zieht sich auch textlich durch das Album, es geht oft darum, das Leben zu feiern. Ist das eine Einstellung, die ihr während der Pandemie umso mehr entwickelt habt, vielleicht auch den Gedanken, nichts unnötig aufschieben zu wollen? Inwiefern hat Corona das Album beeinflusst?
Die Musik und Texte zum Album „Memento Mori“ wurden während des zweiten Lockdowns im Winter 2020/2021 geschrieben. Die Stimmung war damals bescheiden und es lag etwas Depressives in der Luft. Deshalb haben wir sehr viel die Thematik von Schlachten oder Situationen von lebensbedrohlicher Intensität beschrieben. „Memento Mori“ selbst ist ein direkter Brückenschlag zum Lied „Das elfte Gebot“. Lebe dein Leben JETZT!

„Hannibal“ und „Krampus“ lassen erahnen, dass ihr während des Songwritings viel Powerwolf und ähnliche Musik gehört habt. Woher kommen diese für euch neuen symphonischen Power-Metal-Elemente?
FEUERSCHWANZ haben sich seit 2018 bewusst entschieden, Folk Metal zu machen und seither lernen wir von den Besten. Wir sind dabei eine der wenigen Bands, die sich aus mehreren Stilrichtungen bedienen. Wir bei FEUERSCHWANZ haben Power Metal schon immer gefeiert und mögen die brachialen, zum Mitsingen einladenden epischen Refrains.

Hauptmann FeuerschwanzMit „Rausch der Barbarei“ schlagt ihr für euch ungewöhnliche Töne an, der Song klingt sehr deutschrockig und nach einem Hybriden aus FEUERSCHWANZ, den Apokalyptischen Reitern und Hämatom. Wie ist der Song entstanden, welche Einflüsse habt ihr hier verarbeitet?
„Rausch der Barbarei“ ist ein hintergründiger Songtext, der mit einem sehr kraftvollen Thema spielt. Die Musik haut auf die Fresse und mit Nord (Sänger von Hämatom, Anm. d. Red.) haben wir dafür einen geeigneten Mitstreiter gefunden. Es geht um Wut und Aggression. Es geht um das Thema von Destruktivität und Neuanfang. Und darum, einen gesunden Umgang mit seiner Lebensenergie zu finden.

Abgesehen von den eben besprochenen Punkten: Inwiefern habt ihr euch eurer Meinung nach seit „Das elfte Gebot“ weiterentwickelt und verbessert?
„Memento Mori“ ist die konsequente Weiterentwicklung zum Album „Das elfte Gebot“. Mehr Metal, mit fetteren Riffings und Double Base. Die Gesänge sind aufs Wesentliche reduzierter und wirken dadurch brachialer und es wird mehr gegrowlt.

Euere Version von „Warriors Of The World United” betont das “United” im Titel durch die Gastauftritte von Melissa Bonny, Alea und Thomas Winkler so richtig, eine tolle Idee und großartige Umsetzung. Das finden auch die Fans, wenn man sieht, dass es nach kaum drei Wochen schon fast eine Million Aufrufe bei YouTube gab. Wie entstand die Idee zum Cover und den Gastbeiträgen?
FEUERSCHWANZ hat den Teamgedanken schon immer gelebt. Und Melissa Bonny, Alea und Thomas Winkler waren schon in früheren Videos oder Gastauftritten zu bewundern. Zusammen sind wir allerdings noch nie in Erscheinung getreten und fast wäre das ganze Video auch noch gekippt, denn Alea hatte einen Hörsturz kurz vor dem Dreh und konnte nicht dabei sein. Dank moderner Technik und einer anderen Burg haben wir das alles doch noch geschafft. Odin sei Dank.

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Mit „Rohirrim“ zeigt ihr nach „I See Fire“ wieder, dass ihr große Tolkien-Fans seid. Besonders für Gänsehaut sorgt dabei, dass ihr einen kurzen Teil des Rohirrim-Themas aus dem Soundtrack von Howard Shore eingebaut habt. Wie entstand die Idee zum Song und warum passen gerade die Rohirrim aus dem Mittelerde-Kosmos so gut zu eurer Musik?
Wir bei FEUERSCHWANZ sind absolute Fantasy-Nerds und Tolkien-Fans. Die „Rohirrim“ passen deshalb so gut, weil sie Wikinger auf Pferden sind. Auch das Thema, in eine ungewisse Schlacht zu reiten und nur das Zusammenstehen als einzige Konstante zu haben, hat uns in dieser ungewissen Pandemiezeit fasziniert. Da wird bestimmt auch mal wieder die Reise nach Mittelerde hingehen.

Die „Herr der Ringe“-Trilogie bzw. der erste Teil „Die Gefährten“ feiert dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum und gehört bei vielen fest zum jährlichen Weihnachtsprogramm dazu. Wie ist das bei euch, schaut ihr die Filme gerne regelmäßig? Welche Filme gehören für euch zu Weihnachten dazu?
Die „Herr der Ringe“-Trilogie gehört natürlich zu den Weihnachtsklassikern. Ich habe sie zum Beispiel letztes Jahr an einem Tag durchgeschaut. Als Kind habe ich tatsächlich noch die Karl-Mai-Verfilmungen über Weihnachten gesehen oder jedes Jahr die spannenden Kinderserien. Dieses Jahr schreiben wir allerdings unsere eigene Geschichte bei FEUERSCHWANZ.

Abgesehen von Filmen: Wie feiert ihr Weihnachten, was gibt’s klassischerweise zu essen?
Beim Hauptmann gibt es alle möglichen Leckereien in Metsoße eingelegt. Der Hauptmann mag Weihnachten nicht besonders und feiert lieber die Rauhnächte mit dem Krampus zusammen.

Den Albumrelease wollt ihr an Silvester mit einem mehrstündigen Streamingevent feiern. Was habt ihr da neben einem Konzert vor, um eure Anhänger zu beglücken?
Unseren Anhängern wird an Silvester so einiges geboten. Wir haben einen Videorelease von „Ultima Nocte“, fantastische Gäste und viele lustige Spiele. Natürlich steht der Tag im Zeichen des Albums „Memento Mori“, wir spielen ein Tavernenkonzert for free und freuen uns über Spenden auf paypal.me/feuerschwanz. Denn durch den Verlust unserer Tour sind wir wieder auf eure Hilfe angewiesen.

https://www.youtube.com/watch?v=v7zpqosZhXY

Wie begeht ihr den Jahreswechsel üblicherweise, wenn ihr kein neues Album veröffentlicht? Raclette, „Dinner For One“ und Feuerwerk?
Ich als Peter mag mittlerweile eher ruhigere Silvester mit Freunden. Ich hatte ehrlich gesagt nie eine gute Party erlebt an diesem Tag. Also lieber gediegen. Gerne mit „Dinner For One“. Aber mit Raclette werde ich wohl nie warm. Diese lächerlichen Miniportionen. Einfach nervig.

Die auf April und Mai verschobene Tour mit den Warkings kann dann hoffentlich wie geplant stattfinden. Was habt ihr außerdem fürs nächste Jahr geplant?
Ja, April und Mai sind richtig, aber im Jahr 2023. Wir leben im Abfuck für Livemusik. Verschiebungen sind mittlerweile unter einem Jahr  gar nicht möglich. Darum geht es bei allen Veranstaltern, den Musikern und der Crew gerade auch um viel. Und wir können nur Überleben, wenn wir zusammenhalten. Wir haben also erst einmal den Sommer der Festivals im Blick. Und da haben wir mächtige Asse im Ärmel, wenn gespielt werden darf. Wacken und Summer Breeze. Diesmal wird’s klappen. Odin hilf.

Feuerschwanz Tour 2023

Lass uns zum Abschluss gerne das Jahr 2021 kurz Revue passieren…
Bestes Album des Jahres:
Spät, aber gerade noch rechtzeitig: „Memento Mori“.
Bester Film des Jahres: Keine Ahnung, war nicht im Kino.
Beste Serie des Jahres: „Das Rad der Zeit“.
Bestes Buch des Jahres: Ich als Trauma-Therapeut Peter sage da: „Bin ich traumatisiert?“ von Verena König.
Größte Überraschung des Jahres: FEUERSCHWANZ macht ein Album in einem Jahr.
Größte Enttäuschung des Jahres: FEUERSCHWANZ kann die Tour im Januar 2021 nicht spielen.
Lustigster Moment des Jahres: Strandkorbmetfest Nürnberg. Lustige Mittelalterfans und Wikinger in Polonaise um die Körbe.

Feuerschwanz Memento Mori Bandfoto

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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