Interview mit Zack Simmons von Goatwhore

Read the English version

Auf ihrer siebenten Platte „Vengeful Ascension“ haben es die Amerikaner GOATWHORE mal wieder wie keine andere Band geschafft, Black, Death und Thrash Metal perfekt ausbalanciert zu mixen und damit ein vielfältiges, kraftvolles, aber auch leicht zugängliches Album zu kreieren. Schlagzeuger Zack Simmons hat uns im folgenden Interview unter anderem verraten, wie es die Band schafft, nach all den Jahren noch mit Leidenschaft zu musizieren, warum ihre neue Scheibe mit „Forsaken“ eher gemächlich groovend anfängt und was hinter dem kunstvoll okkulten Artwork steckt.

Ihr seid dafür bekannt, dass ihr ziemlich genau im Mittelfeld zwischen Black, Death und Thrash Metal liegt. Was genau begeistert euch an diesen drei Genres?
Es gibt so viele Genres, die uns begeistern, und ich für meinen Teil mag es nicht, dass Metal so sehr zerlegt wird, wie es heute üblich ist. Unsere Einflüsse reichen weit in die Bereiche des Rock und Metal und wir zögern immer weniger, diese Einflüsse in unsere Musik einfließen zu lassen. In jedem Genre oder Sub-Genre gibt es unsichtbare Regeln und Beschränkungen, aber wir konzentrieren uns nur darauf, uns selbst treu zu sein.

Euch gibt es schon ziemlich lange. Wie schafft ihr es, dass ihr nicht zu sehr in routinierten Trott verfallt, sondern immer noch mit Leidenschaft Musik macht?
Wir lieben es ganz einfach, Heavy Metal zu spielen, und wir schätzen jeden Aspekt an dem, was wir tun. Es hilft auch ein bisschen, dass wir einander mögen, denke ich. Wir fordern uns ständig selbst als Musiker heraus und bemühen uns stets, uns in jeder Form zu verbessern. Außerdem sind wir alle Equipment-Nerds, das macht das Ganze zusätzlich aufregend. Wir pushen uns einfach die ganze Zeit, weißt du?

Wie hat sich euer Songwriting über die Jahre verändert?
Die größte Veränderung ist, dass wir mittlerweile proaktiver sind, wenn wir gerade nicht auf Tour sind. Das meiste bringen wir zustande, wenn wir zusammen jammen. Aber da manche von uns in unterschiedlichen Städten leben, ist es schlau, Ideen hin und her zu schicken und sich die Zeit zu nehmen, über die Dinge zu reflektieren.

Euer neues Album „Vengeful Ascension“ soll angeblich alles beinhalten, was eure Musik bisher ausgemacht hat. Wie ist das zu verstehen?
Ja, das stimmt absolut. Manche denken wohl, dass wir einfach nur kleine Fortschritte machen oder so, aber ich bin nicht sicher, ob die überhaupt zuhören. Ich denke, die Leute hören generell nicht mehr bewusst zu. Wie auch immer, wir haben einfach eine Platte geschrieben, mit der wir Spaß haben, die stilistisch sehr abwechslungsreich ist und die den Fans und Hörern hoffentlich gefällt. Ich habe das Gefühl, dass die Platte die DNA von all dem enthält, was wir bisher gemacht haben, sie bildet aber auch eine Verbindung zu unserer Zukunft.

Unterscheidet sich euer neues Album deiner Meinung nach von seinen Vorgängern? Und falls ja, inwiefern?
Nun, zuallererst ist es ja unsere neue Platte, also hebt sie sich allein dadurch schon mal ab! (lacht) Ich denke, es ist einfach ein Zwischenbericht unserer Fortschritte als Musiker, der unsere gemeinsamen Erfahrungen repräsentiert. Wir haben das Album auch ganz anders aufgenommen und produziert als zuvor, aber es macht nicht wirklich Spaß, darüber genauer zu reden. In gewisser Weise verbindet die Platte alles, was wir bisher gemacht haben, betritt aber auch neuen Boden. Es fühlt sich wie ein sehr aufrichtiges Album an. Es zeigt unsere Entwicklung, ich hoffe, das erkennen die Leute.

Mit „Forsaken“ beginnt die Platte für eure Verhältnisse eher gemäßigt groovend. Warum fandet ihr das passender als gleich voll draufzuhauen?
Seit wir an diesem Song und dann an den anderen gearbeitet haben, wurde es einfach einer meiner persönlichen Opener-Favoriten. Wir hatten gerade die Drums dazu aufgenommen und wollten schon die Mikrophone abbauen, da kam mir eine Idee für den Anfang des Songs. Ich habe fünf oder sechs Versuche gestartet, auf der Standtrommel mehrere überlagernde Sachen zu spielen. Dabei dachte ich an einen Kannibalenstamm im Dschungel. Auf Platte fängt die Nummer mit einem Fade-In an, da habe ich insgeheim gehofft, dass es den Leuten ihre Lautsprecher zerlegt.

Ich habe den Eindruck, dass die Extreme, also der Wechsel zwischen leise-mysteriös und brutal, auf der Platte weiter auseinandergehen als bisher. Stimmst du mir zu und falls ja, woran liegt das?
Ich bin definitiv derselben Meinung. Ich finde, jeder Song auf der Platte hat seine eigene Identität und unterscheidet sich von allen anderen. Um diesen Aspekt hervorzuheben, waren wir sehr vorsichtig und überlegt in Bezug auf den Aufbau des Albums und darauf, wie die Songs ineinander übergehen. Auf diesen Aspekt achten viele Hörer oft nicht einmal.

Gibt es einen Track auf „Vengeful Ascension“, der dir besonders gut gefällt? Falls ja, welcher und aus welchem Grund?
Das ist recht witzig, denn normalerweise höre ich unsere Alben immer nochmal, nachdem sie veröffentlicht werden, und bereue dann gewisse Punkte. Ich bin da echt verdammt pingelig. Dieses Album sehe ich jedoch beinahe schon als einen einzigen, kompletten Song. Es ist eine Bewegung und sollte am besten im Ganzen gehört werden. Um aber auf deine Frage zu antworten, muss ich sagen, welche Songs ich am liebsten live spiele. Das wären „Drowned In Grim Rebirth“ und „Forsaken“.

Warum habt ihr euch für den Titel „Vengeful Ascension“ entschieden? In welcher Beziehung steht der Titel zu den Texten?
Ehrlich gesagt bin ich als Drummer der Band am ehesten mit Sammy verbunden, wenn wir die Musik schreiben und deren Grundlage konstruieren. Sobald die musikalische Basis steht, werden die Texte und das Konzept erarbeitet. Es gibt ein loses, zusammenhängendes Thema auf dem Album, das sich durch die Texte und das Artwork zieht. Ich persönlich mag es, solche Sachen bei Alben, die ich als Fan höre oder an denen ich mitgearbeitet habe, für mich selbst herauszufinden. Die Welt gehört dir.

Wie ist das allgemeine Feedback zum Album ausgefallen? Und spielt das für euch eine Rolle?
Die Rückmeldungen von Fans und Kritikern waren sehr, sehr positiv, soweit ich das gesehen habe. Die Wichtigkeit des Feedbacks kann man, ehrlich gesagt, auf zwei Arten beurteilen. Einerseits haben wir sehr hart an einer Sammlung von Songs gearbeitet und viel Zeit investiert, also hoffen wir am Ende des Tages, dass sich die Fans daran erfreuen. Wäre es aber anders und wären wir dennoch mit dem Endresultat zufrieden, dann würde es an diesem Punkt enden. So oder so, solange wir an das glauben, was wir tun, kommt normalerweise etwas Gutes dabei heraus. Wären wir glücklich damit, ein mieses Album geschrieben zu haben, und wäre es tatsächlich ein mieses Album, dann müssten wir die Dinge natürlich nochmal überdenken, weißt du, was ich meine? Die wahren Fans entscheiden diese Dinge, aber unsere Qualitätskontrolle ist normalerweise tadellos.

Das Artwork sieht diesmal wirklich kunstvoll und okkult aus. Lag da eine bestimmte Intention dahinter oder habt ihr dem Künstler freie Hand gelassen?
Wir haben einen tollen Freund und Partner in New Orleans, Jordan Barlow. Er hat schon die Artworks für unsere letzten drei Alben gemacht und arbeitet schon seit Jahren eng mit uns zusammen. Er arbeitet in der Stadt als Tattoo-Künstler und beehrt viele Bands mit seinen Talenten, wenn er Zeit hat. Wir gehen mit einem Thema oder einer Idee auf ihn zu und sehen dann weiter. Es ist echt spannend, zu sehen, wie dieser Prozess funktioniert. Ben gibt ihm eine Idee oder eine Blaupause und zu sehen, was der Kerl dann daraus macht, ist verdammt beeindruckend. Das Originalgemälde, auf dem das Artwork basiert, ist in Wirklichkeit über vier Fuß groß. Es ist wirklich die perfekte Visualisierung der Musik und ist etwas Anderes als die Cartoon-Metal-Bilder, die man sonst oft dieser Tage sieht.

Was sind eure nächsten Pläne für GOATWHORE?
Wir bereiten uns gerade auf die Nordamerika-Tour mit Venom Inc. und Toxic Holocaust vor, die am 1. September losgeht. Das ist für uns eine dieser Touren, auf die wir uns richtig freuen. Die Möglichkeit zu haben, die eigene Musik, insbesondere neue Songs, zu spielen, und eine Band zu hören, die man so sehr respektiert, und das jede verdammte Nacht, das ist wirklich großartig. Ich denke, diese Tour ist eine tolle Zusammenstellung von Bands in Bezug auf die Relevanz und die Erhaltung unserer Wurzeln.
Wahnsinn, du hast offenbar meine Gedanken gelesen, ich habe die Fragen nämlich nicht vorab gelesen. Gut möglich, dass du dir schon denken konntest, dass ich und der Rest der Band schon extrem versessen darauf sind, fünf Wochen lang jede Nacht Songs von unserer neuen Platte zu spielen und klassische Tracks von einer Band zu hören, die wir lieben. Das Leben könnte wesentlich schlechter sein.

Kommen wir nun noch zu unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming:
Bisher bestes Album aus 2017: Ich würde nicht sagen, das BESTE, aber ich bin SEHR gespannt auf die neue Portrait. Außerdem Vallenfyres „Fear Those Who Fear Him“.
Ritual: Schlafen
Screams – Growls: Ben Falgoust
Erleuchtung: Sammy Duet
Präsident Trump: Marionette
GOATWHORE in zehn Jahren: Zehn Jahre älter.

Gut, dann nochmals vielen Dank für deine Antworten. Gibt es noch etwas, das du den Lesern zum Abschluss mitteilen möchtest?
Danke fürs Lesen, hoffentlich können wir bald mal für euch spielen!

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert