Interview mit Bronislav "Bruno" Kovařík von Hypnos

Mit „The Whitecrow“ erschien unlängst das fünfte Album der tschechischen Deather HYPNOS. Bandleader Bronislav „Bruno“ Kovařík berichtet über das für Death Metal ungewöhnlich positive Konzept, die Zusammenarbeit mit Christopher von seiner ursprünglichen Band KRABATHOR und die Zukunft beider Formationen.

Seid ihr mit dem Resultat eurer Arbeit zufrieden?
Auf jeden Fall – das Album ist genau so geworden, wie wir es uns vorgestellt haben. Langsamer, atmosphärischer, düsterer, härter und groovy. Ich finde auch, dass es besser klingt als der Vorgänger, “Heretic Commando”, den wir mit dem gleichen Team aufgenommen und auch bei Børge Finstad im Toproom Studio in Norwegen gemischt haben.

Das Album hat ein gesprochenes Intro und Outro, die einen Story-Rahmen bilden. Passen alle Texte der Songs dazwischen in dieses Konzept?
Es ist mehr oder weniger ein Konzeptalbum, auch wenn es keine durchgängige Geschichte erzählt. Die einzelnen Texte drehen sich aber alle um positive Aspekte unseres Lebens, um die Suche nach positive Sichtweisen. Ich wollte über Dinge schreiben, die jeder gut aus seinem täglichen Leben kennt – keine Fiktion, keine typischen Death-Metal-Klischeé-Themen wie Kriege, Maden, Schädel, Blut, Gewalt und so weiter. Damit macht man heute doch niemandem mehr Angst …

Könntest du uns das Konzept etwas näher erläutern?
Ich wollte diesen jungen, noch unbescholtenen Mann erschaffen, der in die Welt hinausgeht und Leute trifft. Wenn er jemandem begegnet, dem es schlecht geht, der Depressionen hat und so weiter, bietet er ihm eine alternative Lösung an. Wir bestimmen selbst die Qualität unseres Lebens – wenn wir unser Leben ändern wollen, müssen wir etwas dafür tun!

Musikalisch vereint das Album moderne Elemente mit Oldschool-Death. Ist das die Idee hinter HYPNOS?
Schwer zu sagen. Wir wollen unsere Musik nicht über Dekaden auf die gleiche Art und Weise schreiben. Es würde uns langweilen, würden wir immer noch nach den gleichen Mustern komponieren wie, sagen wir, in den 90er-Jahren. Andererseits kannst du dein Songwriting natürlich nie komplett ändern – einige typische Elemente werden immer übrigbleiben. Aber ein Stilwechsel war auch nie unser Ziel. Wir wollen weiter zur Death-Metal-Szene gehören – wir wollen einfach für uns neue, nie gesehene Ufer anstreben. Wenn die Leute diese Reise unterhaltsam finden, freut uns das.

Welche Bands würdest du als Inspiration für euer musikalisches Schaffen nennen?
Wir hören viel Musik – das reicht von Death und Black Metal über progressive Musik bis hin zu Pop. Aber wir wollen uns nicht von einer bestimmten Band inspirieren lassen – wir wollen lieber etwas Eigenständiges, das in uns schlummert, zum Ausdruck bringen.

“The Whitecrow“ wurde wieder von Børge Finstad (Mayhem, Ihsahn, Arcturus) produziert – warum war er der einzig richtige Mann für den Job?
Wir waren mit seiner Arbeit an unserem letzten Album “Heretic Commando” (2012) sehr zufrieden. Wenn wir besser werden wollen, wäre es keine gute Idee, das Team zu ändern. Wir wollen jeden Aspekt, der mit dem gesamten Aufnahmeprozess zusammenhängt, perfektionieren. Ich mag wirklich, wie das neue Album klingt – ich finde, das haben wir wirklich gut weiterentwickelt. Vor allem der Bass klingt genau so, wie ich ihn liebe. Der rockt einfach!

An dem Album haben viele Gastmusiker mitgearbeitet, Paul Speckmann (Master) und V. Santura (Dark Fortress, Triptykon) beispielsweise. Wie kam es dazu?
Ich kannte alle außer Martin Missy vorher schon persönlich, insofern war es einfach, sie zu fragen, ob sie mitmachen wollen. Was Martin angeht, so stehe ich mit dem Protector-Schlagzeuger, Karl, in Kontakt – wir tauschen uns ab und an Ideen aus. Also habe ich ihn gebeten, Martin zu fragen, und er hat eingewilligt. Ich bin sehr glücklich mit diesen Gastbeiträgen – alle Beteiligten Musiker haben gute Arbeit geleistet und haben dem Album zu der Atmosphäre verholfen, die es jetzt hat.

Christopher von KRABATHOR hat ebenfalls auf dem Album mitgewirkt. Warum war dir das wichtig?
Vielleicht weißt du, dass ich, seit ich KRABATHOR im Jahr 1999 verlassen habe, kein Wort mehr mit ihm geredet habe – ich war einfach nur sauer und enttäuscht. Vor ein paar Jahren haben wir den ganzen Ärger beigelegt, unsere Freundschaft erneuert, KRABATHOR wiedervereint und ein paar wirklich erfolgreiche Shows gespielt. Sein Gastbeitrag auf dem neuen HYPNOS-Album ist ein symbolischer Akt der Annäherung und eine Erinnerung an die guten alten Zeiten, als wir beide noch bei KRABATHOR gespielt haben.

KRABATHOR sind, wie erwähnt, auch wieder aktiv. Was war der Punkt, an dem du gesagt hast – OK, auf geht’s, lasst uns die Reunion angehen?
Das war irgendwann um 2012 oder 2013. Ich wollte unsere Freundschaft damals wieder aufleben lassen, der Promoter des Brutal-Assault-Festivals und Tomáš Fiala erneuerte immer wieder sein Angebot eines Headliner-Slots auf dem Festival. Nach diversen Absagen habe ich schlussendlich zugestimmt und 2014 haben wir dann unsere Reunion-Show dort gespielt. Da das eine wirklich beeindruckende Angelegenheit war, haben wir uns dazu entschieden, im Jahr 2015 noch eine kleine Tour dranzuhängen.

Wird es irgendwann noch ein neues KRABATHOR-Album geben?
Bisher gibt es da keine Pläne, aber ich kann es auch nicht ausschließen. Die Zeit wird es zeigen …

Was steht bei HYPNOS, aber auch bei KRABATHOR als nächstes im Kalender?
Für KRABATHOR gibt es derzeit keine Pläne, aber HYPNOS sind natürlich lebendig und aktiv. Dieses Jahr haben wir so viele Shows wie seit 2010 nicht mehr – fast 40! Kürzlich waren wir sogar in Deutschland, auf dem großartigen Gahlen Moscht Festival in Spremberg. Am 26.08. spielen wir in Jena auf dem Rock am Wehr, am 21.10. in Berlin (Blackland) und am 02.12. in Dresden (Skullcrusher). Wir freuen uns auf jede einzelne davon!

Vielen Dank für deine Zeit und Antworten – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Donald Trump:
Ein süffisanter Typ mit komischer Frisur.
Death Metal: Eine Lebensphilosophie.
Deutschland: Ein tolles Land und eine große Nation – unser Text zum Song “Der Mordschlag” handelt davon.
Dein Lieblingsalbum 2017 bisher: Noch keines.
HYPNOS in zehn Jahren: Ein paar neue Alben, viele Shows und viel Spaß mit meinen Bandkollegen und den Freunden, die wir überall treffen, wenn wir unterwegs sind.

Die letzten Worte gehören dir:
Vielen Dank für die Unterstützung – alle, die sich für HYPNOS interessieren, können ja mal auf unserer Homepage vorbeischauen!

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