Interview mit West von Ovnev

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Etwa 30 km nördlich von Houston liegt die 50.000-Einwohner-Gemeinde Spring in Texas. Von dort kommt mit OVNEV ein atmosphärisches Black-Metal-Projekt, das Ende 2017 mit „Incalescence“ das zweite Studioalbum veröffentlicht hat. Bandkopf und alleiniges Mitglied West sprach mit uns über seine Zeit in der Wildnis, die lange Zeit von sieben Jahren bis zum ersten Demo-Release, seine Inspirationsquellen und die Bedeutung des Bandnamens.


Könntest du dein Projekt OVNEV bitte für unsere Leser und die Leute, die es noch nicht kennen, kurz vorstellen?
OVNEV ist ein Black-Metal-Projekt, das sich auf die Atmosphäre fokussiert, ohne dafür Riffs zu opfern. Für eine folkigere Stimmung wird auch zeitweise die Akustikgitarre eingebunden.

Mit „Incalescence“ ist im November dein zweites Studioalbum erschienen. Wie fiel das Feedback der Presse und der Fans bisher aus?
Es war sehr positiv. Jeder, von dem ich gehört habe, scheint es zu genießen. Ich war froh zu hören, dass die Leute die Reise auf die Art durchleben, wie ich es beabsichtigt hatte.

Seit der Veröffentlichung deines ersten Albums „Cycle Of Survival“ ist ein Jahr vergangen. Wie lange hat die Arbeit an den neuen Songs in Anspruch genommen?
Ich habe „Cycle Of Survival“ im Juni oder Juli 2016 vollendet. Ich habe dann unmittelbar begonnen, mehr Songs für „Incalescence“ zu schreiben. Ich habe „Incalescence“ circa Ende August fertiggestellt, also hat es ungefähr ein Jahr gedauert, alles fertig zu machen.

Im Pressetext war zu lesen, dass das aktuelle Album den Hörer auf eine Reise nach Antarktika mitnehmen möchte. Warum hast du gerade diese Gegend gewählt? Warst du schon dort?
Ich wünschte wirklich, ich wäre bereits in Antarktika gewesen! Vielleicht eines Tages. Ich las vor einiger Zeit das Buch „635 Tage im Eis: Die Shackleton-Expedition“ von Alfred Lansing. Es ist eine fantastische Lektüre über die majestätische transatlantische Expedition von 1914 bis 1917. Das ließ vermutlich den Gedanken in mir aufkeimen, Antarktika weiter zu erforschen.
Ich war schon immer an Verschwörungstheorien interessiert und Antarktika scheint da eine Menge zu bieten. Einige von ihnen sind extrem weit hergeholt, aber zur gleichen Zeit interessant. Ich wollte den Verschwörungen dieser Region meine eigene Wendung verpassen.

Das Foto auf dem Cover von „Incalescence“ zeigt den Blick aus einer Höhle auf einen Wald. Wo ist das Foto entstanden? Wer war für das Artwork verantwortlich?
Das ist ein Foto der Sơn-Đoòng-Höhle in Vietnam, der größten Höhle der Welt. Ich dachte, es wäre die perfekte Darstellung für den Eingang des unterirdischen Waldes unter dem Eis. Die Rechte für dieses Foto konnte man über Shutterstock erwerben. Ich bin mir über den genauen Fotografen nicht sicher, da er nicht genannt wurde. Im Gegensatz zum Cover von „Cycle Of Survival“ hatte ich keine Möglichkeit, selbst dorthin zu gelangen.

Im Allgemeinen habe ich den Eindruck, deine Musik wird stark von der Natur inspiriert. Ist das korrekt? Wenn ja, was ist das Faszinierendste für dich an diesem Thema?
Ja, sehr. Natur und Abenteuer. Der faszinierendste Teil an der Natur ist das Gefühl von Ehrfurcht und Verbundenheit, das ich habe, wenn ich mich in ihr aufhalte. Es gibt einfach nichts Vergleichbares. Es gibt so viele verschiedene Umgebungen auf diesem Planeten zu erkunden, doch die meisten verblassen in einer konkreten Ödnis, ohne jemals ein Teil davon zu sein.

Gibt es noch andere essentielle Themen, die du für die Musik von OVNEV nutzt oder die sie inspirieren?
Ich persönliche habe für einige Zeit im Jahr 2008 in der Wildnis gelebt. Diese Tage sind eine große Inspiration für meine Musik, weil sie mir einen tiefen Respekt für das Land gegeben haben und in gewisser Weise ein Teil von mir wurden. Darauf basierte mein Debütalbum. Außerdem beziehe ich Inspiration aus vielen Dingen: Die Umwelt, Tiere, persönliche Erfahrungen, Wissenschaft, Verschwörungstheorien, Filme und Bücher sind einige Beispiele.

Welcher ist dein persönlicher Lieblingssong, den du bisher veröffentlicht hast?
Im Moment wäre es wahrscheinlich „Oracles Of The Eternal Wisdom“, aber es kommt darauf an, in welcher Stimmung ich gerade bin.

Deine Alben wurden von Naturmacht Productions veröffentlicht. Wie kamst du in Kontakt mit ihnen? Was waren die Gründe, einen Vertrag zu unterschreiben?
Ich wusste von Naturmacht durch einige frühere Veröffentlichungen wie Krigsgravs „The Carrion Fields“ oder Old Graves‘ „This Ruin Beneath Snowfall“. Als ich „Cycle Of Survival“ fertigstellte, habe ich eine E-Mail an Robert von Naturmacht geschrieben und er antwortete mir innerhalb einer halben Stunde. Er sagte, er sei interessiert. Ich habe einen Vertrag unterschrieben, weil ich glaube, dass es ein fantastisches Label ist, das den Bands künstlerische Freiheit gibt. Naturmacht achtet die Natur auch in gleichem Maße wie ich.

Die meisten Naturmacht-Veröffentlichungen sind limitiert, in deinem Fall auf 100 Stück. Was denkst du über diese Arbeitsweise? Möchtest du, dass deine CD etwas Besonderes sind?
Das aktuelle Album ist auf 300 Einheiten limitiert. Vom Debüt gab es nur 100. Ich denke, es begrenzt die Leute, die das Album besitzen und gibt es in die Hände derjenigen, die es wirklich lieben. Entgegensetzt den Leuten, die eine CD kaufen und sie in die Ecke werfen.

Was bedeutet OVNEV? Aus welcher Sprache kommt der Begriff?
Es ist eine Anordnung von Buchstaben. Sie stehen für den Klang, den man in der Musik hört. Nicht mehr.

Du benutzt den Künstlernamen West. Warum hast du ihn gewählt? Könntest du uns deinen echten Namen verraten?
Das ist mein tatsächlicher Name. Mein voller Name ist Weston Maddox, aber jeder nennt mich West. Ich glaube nicht, dass ich darüber hinaus einen Künstlernamen benötige.

Nach der Gründung von OVNEV wurde das Projekt für sieben Jahre auf Eis gelegt, bevor die erste Demo erschienen ist. Wie kam es dazu?
Als ich die ersten paar Songs im Jahr 2008 geschrieben habe, kam ich gerade aus der Wildnis zurück, war arbeitslos und hatte keine eigene Wohnung. OVNEV wurde dadurch in den Hintergrund gedrängt, bis ich es finanziell umsetzen konnte.

Welche Bands sind deine Favoriten oder hatten den größten Einfluss auf OVNEV? Hörst du auch etwas anderes als Black Metal?
Meine frühesten Favoriten im Extreme Metal, die meinen Stil beeinflussten, sind alte Opeth und Dissection. Opeth war die erste Band, die ich gehört habe, die Akustikgitarre und Metal mit melodischen Soli kombinierte. Später habe ich diese Nische mit Bands wie Agalloch, Falls Of Rauros, Panopticon, Gallowbraid und Alda weiter erkundet. Ich höre Black Metal seit fast 20 Jahren, also habe ich viele Favoriten inklusive Klassikern wie Bathory, Emperor, Satyricon oder Immortal. Ich höre viele Metal-Genres und genieße im Allgemeinen jede Musik, die Können beinhaltet. Einige meiner Favoriten sind Death Metal, Folk Metal, Post-Rock, Neofolk/Folk, Bluegrass, Punk und 90er-Jahre-Rock.

Könntest du dir vorstellen, deine Songs live zu präsentieren? Ist etwas in diese Richtung geplant?
Ich habe eine Idee, wie man es umsetzen könnte, aber genau jetzt habe ich nichts geplant. Es ist in meiner Gegend sehr schwer Leute zu finden, die es genießen Black Metal zu spielen.

Was sind die nächsten Pläne von OVNEV nach der Veröffentlichung von „Incalescence“?
Gerade jetzt arbeite ich an einigem schnelleren Material mit mehr Riffs für ein weiteres Konzeptalbum in der Zukunft. Ich werde vielleicht auch eine oder zwei Splits veröffentlichen.

Danke dir an dieser Stelle für das Interview. Ich würde es gerne mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was kommt dir zuerst in den Sinn, wenn du die folgenden Begriffe liest:
Donald Trump: Ich interessiere mich nicht wirklich für ihn, da Umwelt und Wissenschaft keine Priorität haben.
Dein Lieblingsalbum: Dissection – Storm Of The Light’s Bane
Bier oder Schnaps: Immer Craft-Bier, niemals Schnaps.
Deutschland: Ich denke an großartige Black-Metal-Bands, wenn ich an Deutschland denke.
Cannibal Corpse: Die Chris-Barnes-Ära war die beste.
OVNEV in fünf Jahren: Bekannter in der Black-Metal-Szene.

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, dass du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Danke für das Interesse an OVNEV. Ich werde weiterhin so viel neue Musik veröffentlichen, wie ich kann. Im Moment könnt ihr alle meine Veröffentlichungen auf ovnev.com auschecken.

Publiziert am von Christian Denner

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