Interview mit Booby Lee Burns von Soulfly

Mit „Omen“ haben SOULFLY ihr mittlerweile siebtes Album auf den Markt gebracht – und zeigen sich so thrashy wie selten zuvor. Was Bassist Bobby Lee Burns von diesem Stilwechsel hält, wie er den Tod von Metal-Legende Ronnie James Dio erlebt hat und was dem Kannibalen Jeffrey Dahmer die Ehre gibt, Namenspate für einen SOULFLY-Track zu sein, verrät er uns im folgenden Interview….

Hi Bobby!
Vorneweg: Du hattest vor einiger Zeit einen leichten Schlaganfall… bist du mittlerweile wieder gänzlich genesen?

Oh ja, mir gehts wieder gut, alles wieder in Ordnung…

Ok, schön zu hören… kommen wir zur Musik: Zunächsteinmal Gratulation zu eurem neuen Album, „Omen“…
Vielen Dank!

Hast du persönlich einen Lieblingssong auf dem Album, und wenn ja, welchen und warum?
Es ist für mich immernoch ein neues Album, insofern habe ich jeden Tag einen neuen Lieblingssong auf der Platte… jedes Mal, wenn ich die CD anhöre, entdecke ich neue Details, von denen ich ganz vergessen hatte, dass wir sie aufgenommen hatten, oder wie wir sie aufgenommen hatten… aber einer meiner Lieblingssongs auf dem Album ist definitiv „Lethal Injection“… vielleicht, weil ich auch ein großer Prong-Fan bin und Tommy bei dem Stück einen wirklich großartigen Job gemacht hat bei seinen Guest-Vocals…

Ich finde „Omen“ nicht so hart wie seinen Vorgänger „Conquer“, aber trotzdem enthält es mehr Thrash-Elemente als alle Alben vor „Conquer“… sind die Zeiten, in denen SOULFLY mit Rap-, Raggae, Funk- oder orientalischen Elementen gearbeitet haben, für immer vorbei?
Jedes Album hat sich ein bisschen von den anderen Unterschieden… es wurde alles etwas heavyer, kürzer, nicht mehr so experimentell… und auch mit dem letzten Album, „Conquer“, wurde es deutlich weniger experimentell… ich denke, wir haben dieses Weltmusik-Zeug gemacht, all dieses verrückte Zeug. Ich persönlich finde, wir haben das jetzt lange genug gemacht. Ich will einfach als Vierertruppe arbeiten und Alben aufnehmen, genau, wie wir es bei „Omen“ gemacht haben. Ich denke, das ist eine bessere Herangehensweise für mich. Manchmal nervt es mich ein bisschen, wenn ich die alten Sachen anhöre…

Wie viel Einfluss habt ihr Musiker denn auf die Musik von SOULFLY? Schreibt das Max alles alleine, oder habt ihr da auch was zu sagen?
Also, bevor wir irgendwas aufnehmen, nimmt sich Max ein paar Wochen Zeit und sammelt zuhause ein paar Ideen auf einem Tape. Wenn wir dann ins Studio gehen, hören wir uns seine Ideen an und überlegen, welche Riffs wir cool finden und woraus wir einen Song machen… und an dem Punkt arbeiten wir dann alle vier zusammen. Ich meine, Max bekommt zwar alle Anerkennung für die Songs, aber am Ende sind es halt wir vier zusammen, die die Songs erschaffen.

Wie viel Einfluss hatte denn deiner Meinung nach der Zusammenschluss der Cavalera Conspiracy auf den neuen, harten Style von SOULFLY?
Ich weiß nicht, ich kümmer mich um sowas nicht. Ich hoffe einfach, jeder mag das.

Das Album heißt „Omen“ – welches Omen ist gemeint?
Ich habe nicht den leisesten Hauch einer Ahung! [lacht]

Ok…Das Coverartwork schaut ja einerseits sehr düster und apokalyptisch aus, andererseits (vor allem die Limited Edition) auch ein bisschen esoterisch, mit diesen Planeten, die die eine Kreatur da in Händen hält. Könntest du uns die Message der beiden Bilder darlegen?
Oh, ich denke, es ist bei beiden ziemlich die gleiche Message… Max steht auf dieses ganze düstere Zeug, und hat dieses Kunstwerk gesehen. Er meinte dann, wow, das ist echt cool, und hat seinen Manager beauftragt, den Künstler zu kontaktieren.
Ich finde, es ist das coolste SOULFLY-Artwork bislang, zumindest ist es mein Favorit, aber ich hab auch schon Leute gehört, die meinten sie hassen das Cover und so weiter… aber wie auch immer, ich mag es.

Das Album ist ja ein Konzeptalbum über die sieben Todsünden, wenn ich nicht irre. Wieso genau dieses Thema?
Die Lyrics schreib immer Max, damit hat sonst keiner von uns was zu tun… insofern…

Dann war es wohl auch seine Idee, über Jeffrey Dahmer, den berühmten Serien-Killer und Kannibalen, zu schreiben?
Yeah!
Und was hat der Rest der Band dazu gesagt?
Bevor es die Texte überhaupt gibt, wenn wir die Musik im Studio aufnehmen, haben wir provisorische Namen für die Songs… und „Jeffrey Dahmer“ war einer davon. Hey, lasst uns „Jeffrey Dahmer“ spielen und so weiter… Der Name ist dann einfach hängen geblieben und Max hat einen Text über den Kerl geschrieben. Das ist was ziemlich einzigartiges, mit dem Namen in den Lyrics und so weiter… das ist ziemlich abgefahren. Aber ich mag den Song…

Traditioneller Weise läd SOULFLY ja immer ein paar andere Musiker ein, die Alben mit einem Gastbeitrag zu bereichern. Dieses Mal waren die Auserwählten Tommy Victor [Prong] und Greg Puciato [The Dillinger Escape Plan]. Kannst du uns sagen, wieso die Wahl genau auf diese beiden fiel?
Auf unseren letzten beiden US-Touren hatten wir Prong als Vorband, und Tommy ist einfach die perfekte Ergänzung für einen SOULFLY-Song: Er ist ein großartiger Sänger, ein großartiger Gitarrist… insofern war das einfach; Max ist auch ein Fan von ihm…
Max war dann in LA, um die Aufnahmen zu machen, und sie [Prong, A.d.Red] haben an einem Benefit-Festival für Chi Cheng von den Deftones teilgenommen, einem Deftones-Gig, bei dem verschiedene Gäste mitgewirkt haben – und da hat er dann Greg getroffen… die beiden haben sich vorher noch nie gesehen. Und Max hat ihn dann singen gehört und meinte: „Hey, wir machen ein paar Straßen weiter unser Album, willst du rüberkommen und etwas darauf singen“ – und so ist das dann zustande gekommen.

Vor kurzem ist mit Dio eine wahre Metal-Legende verstorben… Wann hast du von seinem Tod erfahren und was hat dir und dem Rest der Band Dio bedeutet?
Mann… weißt du… Ronny James Dio… ich hatte ein paar Mal die Gelegenheit, den Mann zu treffen. Wir reden hier von einem Kerl, der keinerlei Rockstar-Attitüde hatte… ein netter, liebenswürdiger Mensch, der mit jedem geredet und der nie irgendjemanden ausgenutzt hat… und musikalisch… ich meine, er hat so viele Alben aufgenommen, das Heaven & Hell-Ding, mit denen wir ein paar Shows spielen durften… es war einfach schrecklich, als ich von seinem Tod erfahren habe. Ich war grade fertig, um auf die Bühne zu gehen, als mich meine Frau auf dem Handy anrief und mir die Geschichte erzählte… und wow, ich konnte das zunächst garnicht glauben und dachte, das muss ein Gerücht sein, weil das Gerücht ja ein paar Tage vorher schoneinmal kursierte. Ich hab die Show dann gespielt, als wäre nichts, und bin danach gleich an meinen Comuter und habe gesehen, dass es stimmt… das war wirklich hart.

Ok, wenn ich nicht irre, seid ihr grade in Jena…
Ja, genau
… und gestern habt ihr auch schon eine Show gespielt, heute Abend dann wieder… die Tour hat aber nur recht wenige Deutschland-Termine. Wird es im Herbst noch eine ausführlichere Tour geben?
Ja… diese Tour wird jetzt neuneinhalb Wochen dauern, dann werden wir uns ein oder zwei Wochen frei nehmen und dann im Juli oder August wieder zurückkommen.

Ok, schön zu hören. Du spielst ja nicht nur bei SOULFLY, sondern auch bei Primer 55. Kannst du uns diesbezüglich auf den neuesten Stand bringen?
Wir machen derzeit nicht viel… es ist immer so ein Auf und Ab, ich reaktiviere die Band, lasse sie dann wieder schleifen, reaktiviere sie und so weiter. Ich habe jetzt meinen Original-Sänger wieder zurück an Bord, aber das einzige, was mit Primer derzeit passieren wird, ist, dass ich ihm das Album gebe, das wir schon aufgenommen haben, damit er sich dazu Texte einfallen lässt und die aufnimmt und so weiter, aber konkrete Pläne gibts da keine.
In meiner Auszeit vor dieser Tour jetzt habe ich noch ein anderes Projekt gegründet, das sich Killer In A Workplace nennt, und in dem ich singe und Gitarre spiele. Das Ganze geht mehr in Richtung Hardcore, was mir derzeit echt viel Spass macht…


Ja, das wars dann auch schon fast wieder… wenn du nichts dagegen hast, beenden wir das Interview doch mit einem kleinen Brainstorming…
Ok…
Was kommt dir bei folgenden Begriffen in den Sinn:
Olympische Spiele in Rio:
Nichts.
Fußball-WM in Südafrica: Ich hasse Fußball…
Klimawandel: Haha, witzig…
SOULFLY in 10 Jahren: Alt…
Du in 10 Jahren: Älter…[lacht]
Metal1.info: Was ist das? Das Magazin, dem du gerade ein Interview gibst Oh, perfekt!

Ok, dann vielen Dank für das Interview, viel Spass bei eurem Gig heute Abend und viel Erfolg!
Danke! Aber da ist nochwas… immer auf Tour, das letzte Mal, auf der US-Tour und auch jetzt, mach ich Videos, die es dann auf meinem Youtube-Chanel zu sehen gibt… youtube.com/bobbyleeburns. Da gibts dann Backstage-Stuff und typisches Zeug aus dem Leben von Bobby Lee Burns zu sehen…schaut mal rein und viel Spass damit!

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