Konzertbericht: Soulfly w/ King Parrot, Incite, Lody Kong

22.02.2016 Salzburg, Rockhouse (Saal)

Soulfly king parrot 2016 tour

Eine international erfolgreiche Band und ein intaktes Familienleben zu vereinen, stellt wohl nahezu ein Ding der Unöglichkeit dar – Beispiele dafür gibt es schließlich reichlich. Das perfekte Gegenbeispiel ist jedoch mit Max Cavalera auch schnell gefunden, der es sogar geschafft hat, aus der Not eine Tugend zu machen: Früher war die Familie Teil des Tourtrosses, heute stellt sie auch gleich die Vorbands. Die Vorteile für Max und die Verwandten liegen auf der Hand – ob es für die Fans indessen über die Jahre spannender wird, SOULFLY im immer gleichen Bandpackage zu erleben, steht auf einem anderen Blatt.

LodyKong-Klein-01So machen auch auf dieser Tour LODY KONG den Anfang. Mit Max‘ Söhnen Igor Jr. am Gesang und Zyon am Schlagzeug sind hier gleich zwei Cavalera-Sprösslinge involviert. Musikalisch sind LODY KONG zwar noch auf keine Goldader gestoßen, mangelnde Individualität im Songwriting macht das Quartett jedoch mit jugendlichem Elan wett. Es wird geheadbanged, gehüpft und geheadbanged, was das Zeug hält: Die Spielfreude, die LODY KONG an den Tag legen, sucht ihresgleichen. Wirklich warm wird das Publikum mit der Darbietung zwar nicht, zumindest ein warmer Applaus ist für die Knaben nach ihrem 20-Minuten-Auftritt trotzdem drin.

Incite-Klein-01Weiter geht es nur wenig später mit INCITE. Wieder steht ein Cavalera auf der Bühne – diesmal Richie Cavalera, der Stiefsohn von Max und Halbbruder der Lody-Kong-Geschwister. Mehr noch als bei Lody Kong wird man auch bei diesem Quartett ein ums andere Mal das Gefühl nicht los, einzig der Ziehvater hätte der Truppe einen gewissen Status verschafft … mit ihrer straighten, jedoch auch überaus belanglosen Mischung aus Thrash und Death hätten es INCITE auf eigene Faust wohl nie zu einer Europatour gebracht. Den ersten Fans im Publikum reicht der Sound dennoch, um sich anhand eines lockeren Moshpits für den Headliner aufzuwärmen. Nach 25 Minuten ist auch hier bereits wieder Schluss. Das nüchterne Fazit lautet: Aufgabe erfüllt.

KingParrot-Klein-01So schnell die Auftritte von Lody Kong und Incite vorbei sind, so schnell wünscht man sich die beiden Bands zurück, als KING PARROT übernehmen. Mag man in frühester Jugend auch noch so oft gehört haben, man solle Menschen nicht nach dem Äußeren beurteilen – im Angesicht der Australier ist alles gute Benehmen vergessen: Wie die Aussie-Version der Kassierer versuchen KING PARROT gar nicht erst, der Schönheit des namengebenden Sittichs gerecht zu werden, sondern präsentieren voller Stolz Wampen, Schweiß und Speichel im Übermaß. Auch, dass sich Fronter Matthew Young zudem besonders witzig vorkommt, wenn er das Publikum beschimpft oder es am laufenden Band mit Wasser bespritzt, sorgt nur bei einem geringen Teil des Publikums für Begeisterung. Auch musikalisch auf dem Niveau der Kassierer, nur eher im Grindcore- und Hardcore-Punk-Sektor zu verorten, bleibt bei der Band aus Down Under nichts außer dem Exotenstatus übrig, das auch nur ansatzweise rechtfertigen würde, dass diese Band 40 Minuten Spielzeit im Vorprogramm von Soulfly bekommt. 40 lange Minuten.

Soulfly-Klein-01Das durchweg durchwachsen bis grauenhafte Vorprogramm ist schnell vergessen, als um 22:30 schließlich SOULFLY die Bühne betreten: Selbst das stumpfe „We Sold Our Souls To Metal“ vom aktuellen Machwerk „Archangel“ wirkt in diesem Kontext fast wie ein echter Hit. Die richtigen Kracher folgen nicht viel später: Songs wie „Blood Fire War Hate“, „Prophecy“ und „Seek’n’Strike“ sorgen genau wie die neben weiterem „Archangel“-Material obligatorischen Sepultura-Cover „Refuse/Resist“, „Roots Bloody Roots“ oder „Arise / Dead Embryonic Cells“ für beste Stimmung – nicht zuletzt, weil Fronter Max Cavalera in bester Laune fast schon überraschend viel Engagement in die Darbietung investiert.
Der Stimmung abträglich sind jedoch die vielen Unterbrechungen: Mehrfach stimmt Max Songs wie das Titãs-Cover „Polícia“ alleine an oder teasert einige Songs nur kurz, viele Stücke werden nur in Medleys kurz angespielt und mit anderen verschmolzen. So gut das auch gemeint sein mag: Hier wäre weniger definitiv mehr und ein durchgespielter Song mehr als zwei aneinandergefügte Fragmente.
Ihren Höhepunkt erlebt die Show dafür unerwartet ausgerechnet bei einem Coversong: SOULFLY zollen mit „Ace Of Spades“ Lemmy und Motörhead Tribut – und das so kraftvoll und emotional zugleich, dass diesen Moment nichtmal das Mitwirken mehrerer King-Parrot-Musiker kaputtmachen kann. An das wilde Treiben während dieser Hommage auf und vor der Bühne kann selbst das folgende Medley aus „Jumpdafuckup“ und „Eye For An Eye“ nicht ganz anknüpfen, das zugleich das dann doch irgendwie überraschend abrupte Ende der Show markiert: Max verlässt grußlos die Bühne, die Band vergnügt sich noch einige Takte lang an Metallicas „The Four Horsemen“ und um Punkt 23:45 geht das Licht an.Soulfly-Klein-02

Daran, dass mittlerweile jede SOULFLY-Tour unter dem Motto „Maximum Cavalera“ läuft, hat man sich als Fan mittlerweile gewöhnt. Warum die Band dann jedoch zusätzlich zur Familienbande als Support-Act ausgerechnet eine Formation wie King Parrot mit auf Europatour nimmt, ist schlichtweg nicht nachvollziehbar – zumal Fans in Amerika mit namhaften Bands wie Crowbar, Prong oder Soilwork in den vergangenen Jahren stets mit hochwertigen Bands rechnen durften. Der einzige Vorteil bei dieser Politik: Im Publikum gibt es keine Fanlager. Wer für dieses Konzert 25€ ausgibt, tut das für SOULFLY – entsprechend gut ist dann auch die Stimmung bei der rundum zufriedenstellenden Darbietung von Max‘ und Konsorten. Eine Zugabe als Zeichen der Würdigung dieser Hingabe seitens der Band wäre vielleicht noch wünschenswert gewesen – ansonsten kann man sich nicht beklagen: Mag die schöpferische Hochphase der Band auch (vorerst) vorbei sein – live wissen SOULFLY auch 2016 zu begeistern.

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